Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

136 Arbeiter-Jugend 
nee Menſchen, -- ſo graben wir Spwrenim Kommenden, Und u was ; könnte ſchöner 
ein? 
Heraus, Freunde! Die Menſc<heit braucht Pfeile, die Sonne herunterzuholen, auf doß 
die Erde und ihr Geſchlecht in tauſend Farben blühen! Wir Arbeiterkinder wollen gute 
Bfeile werden! 
 
' Der Aufbruch. 
/WYD ißt Ihr's no<h, Ihr alle, die Ihr in Weimar ſein konntet, welche Begeiſterung in 
7 5 a uns aufloderte, und wie wir nach unſerer Rückkehr den Daheimgebliebenen, 
" den „Jungen“ und den „Alten“, aguseinanderzuſegen bemüht waren, warum 
eimar ein leuchtendes Wahrzeichen in der Geſchichte der deutſchen Arbeiterbewegung ſei, 
und wie wir es nun auswerten wollten? Schließlich haben wir weniger geredet als ge- 
handelt. Haben unſere Jugendluſt und natürlice Freude in unſeren Alltag getragen und 
dabei niemals vergeſſen, daß wir Arbeiterjugend, ſozialiſtiſche Streiter ſind. Die „Alten“ 
ſtanden abwartend und manchmal aud) kopfſchüttelnd dabei, und die Kommuniſten ſchlugen die 
Hände über dem Kopf zuſammen über die „völlige Verwäſſerung des proletariſchen 
Klaſſenkampfes“ durch unſer Spiel und Wandern, durc< unſere Lebensart, die allerdjngs mit 
Näteſyſtem und Diktatur des Proletariats ebenſowenig zu tun hat wie die der Kommue 
niſten mit ſozialiſtiſcher Weltanſchauung. 
Wir haben uns nicht beirren laſſen, denn wir fühlen und wiſſen, daß unſer Weg der 
rechte iſt. Wir wollen mit unſerer Arbeit Sozialiſten erziehen, die den Soziglismus nicht 
nur im Munde führen, ſondern durch ihr Leben kundtun, daß er eine neue, höhere Form des 
Gemeinſchaftslebens bedeutet; die wiſſen, daß es für die Arbeiterbewegung jetzt keine 
dringendere Aufgabe gibt, als Menſchen zu erziehen, die dieſes Gemeinſchaftsleben iragen 
können. Bei dieſer Arbeit wiſſen wir uns eins mit den Beſten unſerer Klaſſe, die ihre ganze 
Kraft einſetzen, die Arbeitenden abzubringen von dem törichten Glauben, daß es mit der 
Diktatur des Proletariats und mit dem Räteſyſtem geton ſei. Wir erleben es ja, daß in 
unſerer Jugendgemeinſchaft ein Stü> unſeres Ideals ſchon verwirkliht wird. Und es 
könnten noch mehr davon erfahren, wenn ſie nicht vor der Not unſerer Zeit den Ausmarſch 
in das unbekannte, aber gelobte Land der Moskowiter angetreten oder ſich in den Schmoll» 
winkel geſetzt hätten. 
Wir haben unſere Eltern immer wieder in unſere Feſte geholt und ihnen gezeigt, wie 
wir jung ſind. Wir tanzten und ſangen und ſprachen zu ihnen, wir führten unſere Jugend» 
ſpiele, wie „Spielmanns Schuld“ und „Lichtlein im Walde“ auf. Es waren Jugendſpiele, 
Spiele der neuen Jugend, die ſchlichte und natürliche Fröhlichkeit ſuchen und geben will. 
Nicht mehr waren ſie und wollten ſie auch nicht ſein. Doch unſer Jugendleben iſt mehr, 
iſt ſozialiſtiſche Jugendbewegung, die ſozialiſtiſche Menſchen erzieht. 
Und dieſes Mehr will unſer E. R. Müller mit ſeinem neuen Feſtſpiel „Der Auſ- 
bruch“"*) zum Ausdru> bringen. Die Arbeiterjugend ſoll es aufführen als ihr Spiel, als 
Yusdru> ihres Wollens und ſie wird es auſführen, weil es ein echter, unperfälſchter 
Ausdru>d des Kampfes der neuen Jugend iſt. Hinaus über die Negation des vorkriegszeit» 
lichen Klaſſenkampfes müſſen wir zur ſozialiſtiſchen Kulturgeſtaltung kommen, die nicht aus 
Syſtemen, ſondern aus dem Menſchen wächſt. 
In prächtiger Weiſe führt uns vas Spiel das vor Augen. Menſchen, die leiden, woſlen 
auswandern in ein fernes, fremdes Land, in denen das Glü> blühen ſoll, Soll, ſie wiſſen 
es nicht genou. Und ſo ziehen ſie aus, die jugendlichen Heißſporne voran, denen es nicht 
ſchnell genug geht, dann die „Alten“, die bedacht ſind, alle mitzunehmen, weil der einzelne 
nichts iſt, die Geſamtheit aber alles, Und alles haben ſie hinter ſich gelaſſen, - jelbſt ihre 
Hütten haben ſie niedergebrannt, weil ſie die Schlupfwinkel ihres Elends waren. In lehr- 
reichen Wechſelgeſprächen wird dies alles dargelegt, und ſchließlich ſieht der Schluß des 
erſten Teils das Volk aufbrechen in das gelobte, unbekannte Land. 
Feſttag iſt's im zweiten Teil. Alles ſchmückt ſich und iſt guter Dinge, Jung und Alt, 
*) „Der Aufbruch“. Ein Feſtſpiel für die Arbeiterjugend von CE. R. Müller. Preis 3 Mk. für das Heſt. Aufa 
führungsrecht bei Abnahme von zehn Heften, Beſtellungen ſind an den Hauvtvorſtand des Verbandes der Arbelter- 
jugend-Vereine Deutſchlands, Berlin SW, 68, Lindenſtr, 3, zu r!<ten, 
 
 

	        
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