Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

Arbeiifer-Jugend. 
Von der Kulturarbeit in unſerer Arbeiter- 
. jugendbewegung 
gab der Bericht Kunde, der in der Generol- 
verſammlung der „Bereinigten Dresdener 
Arbeiterjugend“ vom Geſchäftsjahr 1920 ge- 
geben werden konnte, Aus dem Kaſſenbericht 
ſind beſonders die Summen zu erwähnen, 
die für die Bildungsarbeit ausgegeben wur- 
den. Go wurden für die Zeitſchrift „Ar» 
beiter-Jugend“ und das Mitteilungsblait 
14 417,35 Mk. und für Referenten, 2842,10 Mk. 
ausgegeben. Au) ver Bücher» und Jugend» 
ſchriftenpverkauf zeigt, welch großes Verlangen 
in Unſerer arbeitenden Jugend nach geiſtiger 
Weiterbildung vorhanden iſt: es wurden für 
8583,55 M?. gute Schriſten verkauft. An 
Jugendheimmieten mußten insgeſamt 3937,45 
Mark verausgabt werven. emgegenüber 
„ſteht eine Einnahme an Mitgljedsbeiträgen 
und aus Neuaufnahmen von 12 583,40 Mk. 
Da die Zuſchüſſe aus ſtaatlichen Mitteln ſehr 
gering waren, iſt es der erwachſenen organi- 
ſierten Arbeiterſchaft zu danken, daß die ge- 
waltige Kulturarbeit, die im Geſchäftsbericht 
um ZYusdru> kommt, an unſerer 
jugend geleiſtet werden konnte. 
Nacy dem Geſchäftsbericht zählte die Or- 
"ganiſation Ende 1920 1442 Mitglieder, und 
zwar 963 Burſchen und 479 Mädel. Veran- 
ſtaltungen fanden in den einzelnen Gruppen 
1884 mit einer Geſamtbeſucherzahl von 76 600 
ſtatt; davon 385 Einzelvorträge mit rund 
16 000 Zuhörern. Die Vorträge gliedern ſich 
in folgende Gruppen: Volkswirtſchaft und 
Politik 26, Geſchichte 26, Staats- und Ver- 
faſſjungslehre 9, Jugendbewegung 64, Natur- 
wiſſenſchaft 20, Arbeiterbewegung, Verſiche» 
rungsweſen 24, Kunſt und Literatur 81, Kör- 
perkultur, Geſundheitspflege 22, Wandern 
und Reiſen 39, Schundliteratur, Alkohol, 
' Kino 11, Allgemeines und Verſchiedenes 63. 
Außerdem führten 12 Vortragskurſe mit 1791 
Beſuchern eingehender in beſtimmte Wiſſens- 
gebiete ein, während in 173 Diskuſſionsaben»- 
' den 7619 Jugendgenoſſen und -genoſſinnen 
die gehörten Vorträge diskutierten. Künſt- 
leriſche Feſte, Theoter» und Konzertbeſuche, 
Führungen durch Muſeen und techniſche Bes 
triebe fanden insgeſamt 410 mit 25 723 Teil»- 
neymern ſtatt. Den ſangesluſtigen und muſik- 
fſiebenden Mitgliedern bot ein zentraler Jus- 
 
rbeiter- 
gendhor und ein Lauten- und Gitarrenkurſus 
elegenheit zur Ausbildung. In zwei Funk- 
tionärverſammlungen wurden die jugend» 
lichen Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit vertraut 
gemacht. BVerſchiedene Arbeitsgemeinſchaften 
gaben den Fortgeſchrittenen Gelegenheit, in 
eigener Arbeit ihr Wiſſen zu vertiefen. Für 
die Pflege der Körperkultur wurde durch 
Wanderungen, Bewegungsſpiele und Volks» 
tänze Wertvoiles geleiſtet. Ueber 16.000 junge 
Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligten ſich an 
 
- 181 
dieſen Veranſtaltungen. Ein Waldfeſt mit 
über 1000 Teilnehmern führte die Arbeiter- 
jugend Dresdens: an einem herrlichen Sonn» 
tag im Erzgebirge zu frohem Spiel zuſam- 
men, und ein Kurſus im Schneeſchuhlaufen 
machte einen Teil unferer Mitglieder mit 
dieſem ſchönen Winterſport vertraut. 
Auch über die Arbeit der Jugendſchußkom- 
miſſion konnte Erfreuliches berichtet werden. 
Von 115 Beſchwerden wurden 78 mit Erfolg 
bearbeitet, während bei den anveren Fällen 
die Reſultate noc< ausſtehen. 
Die eingegangenen Unträge wurden lebhaft 
beſprochen. Ein Antrag, der die Einführung 
eines Rednerkurfus wünſchte, wurde einſtim- 
mig angenommen. Im Herbſt ſoll der Kurſus 
beginnen. Der Antrag des geſchäftsführenden 
Äusſchuſſes, ven Mitgliedsbeitrag auf monata 
lich 2 Mk. zu erhöhen, für die Konfirmanden 
aber im erſten. Jahr nach) der Schulentlaſſung 
und bei Minderbemittelten auf deren Er» 
ſuchen den Beitrag bei 1 Mk. im Monat zu 
belajjen, ſand gegen zwei Stimmen Annahme. 
Ernſt Hamann. 
Die Stärfe der proletariſchen Jugend 
bewegung. 
Die Mitgliederzahl des Verbandes der Ar» 
beiterjugendvereine Deutſchlands iſt, wie wir 
ſchon in der Januarnummer berichten konn- 
 
ten, im Vorjahr von 45 009 auf 70 000 ge- 
ſtiegen. Demnach hat das letzte Jahr 25000 
neue Genoſſen und Genoſſinnen 
unſerer Organiſation zugeführt, ganz abge» 
« 
- Jehen von denen, die die Lücken füllen muß» 
ten, die durch den Abgang der Aelteren zu 
den Jungſozialiſten entſtanden waren. 
Die „Kommuniſtiſche Iugend Deutſchlands“, 
die ſich) ſeit der Bereinigung mit dem linken 
Flügel der „Sozialiſtiſchen Proletarierjugend“ 
als die proletariſche Maſſenjugendbewegung 
bezeichnet, hat troß der engſten Zuſammen» 
arbeit mit der Kommuniſtiſchen Partei nach 
ihren eigenen Berichten im letzten Jahre 
7000 Anhänger verloren. Nod 
25 000, zum großen Teil über achtzehnjährige 
junge Urbeiter folgen ihren Fahnen. 
Die „Sozialiſtiſche Proletarierjugend“ bes 
richtete auf einer Wiener internationalen Ju» 
genbfonferenz der neuſten „Jugendinternatio- 
nale zweieinhalb“, daß ſie nach der Leipziger 
Spaltung noch 18 000 Mitglieder in ihren - 
Reihen zähle. Den Beweis für die Richtigkeit 
dieſer Angabe zu erbringen =- wir haben be- 
rechtigte Gründs, ſie zu hezweifeln;=-, iſt ihre 
Sache. 
Die „Kommuniſtiſche Arbeiterjugend“ ſcheint 
über ihre Gtärke feinen Aufſchluß geben zu 
wollen. Die Gründe dieſer Schweigſamkeit 
kann man ſich denken. 
Die Stärke der geſamten proletariſchen In» 
gendbewegung würde ſich demnach, wenn wir 
abſehen von den kleinen ſyndikaliſtiſhg-anarcg»
	        
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