Arbeiifer-Jugend.
Von der Kulturarbeit in unſerer Arbeiter-
. jugendbewegung
gab der Bericht Kunde, der in der Generol-
verſammlung der „Bereinigten Dresdener
Arbeiterjugend“ vom Geſchäftsjahr 1920 ge-
geben werden konnte, Aus dem Kaſſenbericht
ſind beſonders die Summen zu erwähnen,
die für die Bildungsarbeit ausgegeben wur-
den. Go wurden für die Zeitſchrift „Ar»
beiter-Jugend“ und das Mitteilungsblait
14 417,35 Mk. und für Referenten, 2842,10 Mk.
ausgegeben. Au) ver Bücher» und Jugend»
ſchriftenpverkauf zeigt, welch großes Verlangen
in Unſerer arbeitenden Jugend nach geiſtiger
Weiterbildung vorhanden iſt: es wurden für
8583,55 M?. gute Schriſten verkauft. An
Jugendheimmieten mußten insgeſamt 3937,45
Mark verausgabt werven. emgegenüber
„ſteht eine Einnahme an Mitgljedsbeiträgen
und aus Neuaufnahmen von 12 583,40 Mk.
Da die Zuſchüſſe aus ſtaatlichen Mitteln ſehr
gering waren, iſt es der erwachſenen organi-
ſierten Arbeiterſchaft zu danken, daß die ge-
waltige Kulturarbeit, die im Geſchäftsbericht
um ZYusdru> kommt, an unſerer
jugend geleiſtet werden konnte.
Nacy dem Geſchäftsbericht zählte die Or-
"ganiſation Ende 1920 1442 Mitglieder, und
zwar 963 Burſchen und 479 Mädel. Veran-
ſtaltungen fanden in den einzelnen Gruppen
1884 mit einer Geſamtbeſucherzahl von 76 600
ſtatt; davon 385 Einzelvorträge mit rund
16 000 Zuhörern. Die Vorträge gliedern ſich
in folgende Gruppen: Volkswirtſchaft und
Politik 26, Geſchichte 26, Staats- und Ver-
faſſjungslehre 9, Jugendbewegung 64, Natur-
wiſſenſchaft 20, Arbeiterbewegung, Verſiche»
rungsweſen 24, Kunſt und Literatur 81, Kör-
perkultur, Geſundheitspflege 22, Wandern
und Reiſen 39, Schundliteratur, Alkohol,
' Kino 11, Allgemeines und Verſchiedenes 63.
Außerdem führten 12 Vortragskurſe mit 1791
Beſuchern eingehender in beſtimmte Wiſſens-
gebiete ein, während in 173 Diskuſſionsaben»-
' den 7619 Jugendgenoſſen und -genoſſinnen
die gehörten Vorträge diskutierten. Künſt-
leriſche Feſte, Theoter» und Konzertbeſuche,
Führungen durch Muſeen und techniſche Bes
triebe fanden insgeſamt 410 mit 25 723 Teil»-
neymern ſtatt. Den ſangesluſtigen und muſik-
fſiebenden Mitgliedern bot ein zentraler Jus-
rbeiter-
gendhor und ein Lauten- und Gitarrenkurſus
elegenheit zur Ausbildung. In zwei Funk-
tionärverſammlungen wurden die jugend»
lichen Mitarbeiter mit ihrer Tätigkeit vertraut
gemacht. BVerſchiedene Arbeitsgemeinſchaften
gaben den Fortgeſchrittenen Gelegenheit, in
eigener Arbeit ihr Wiſſen zu vertiefen. Für
die Pflege der Körperkultur wurde durch
Wanderungen, Bewegungsſpiele und Volks»
tänze Wertvoiles geleiſtet. Ueber 16.000 junge
Arbeiter und Arbeiterinnen beteiligten ſich an
- 181
dieſen Veranſtaltungen. Ein Waldfeſt mit
über 1000 Teilnehmern führte die Arbeiter-
jugend Dresdens: an einem herrlichen Sonn»
tag im Erzgebirge zu frohem Spiel zuſam-
men, und ein Kurſus im Schneeſchuhlaufen
machte einen Teil unferer Mitglieder mit
dieſem ſchönen Winterſport vertraut.
Auch über die Arbeit der Jugendſchußkom-
miſſion konnte Erfreuliches berichtet werden.
Von 115 Beſchwerden wurden 78 mit Erfolg
bearbeitet, während bei den anveren Fällen
die Reſultate noc< ausſtehen.
Die eingegangenen Unträge wurden lebhaft
beſprochen. Ein Antrag, der die Einführung
eines Rednerkurfus wünſchte, wurde einſtim-
mig angenommen. Im Herbſt ſoll der Kurſus
beginnen. Der Antrag des geſchäftsführenden
Äusſchuſſes, ven Mitgliedsbeitrag auf monata
lich 2 Mk. zu erhöhen, für die Konfirmanden
aber im erſten. Jahr nach) der Schulentlaſſung
und bei Minderbemittelten auf deren Er»
ſuchen den Beitrag bei 1 Mk. im Monat zu
belajjen, ſand gegen zwei Stimmen Annahme.
Ernſt Hamann.
Die Stärfe der proletariſchen Jugend
bewegung.
Die Mitgliederzahl des Verbandes der Ar»
beiterjugendvereine Deutſchlands iſt, wie wir
ſchon in der Januarnummer berichten konn-
ten, im Vorjahr von 45 009 auf 70 000 ge-
ſtiegen. Demnach hat das letzte Jahr 25000
neue Genoſſen und Genoſſinnen
unſerer Organiſation zugeführt, ganz abge»
«
- Jehen von denen, die die Lücken füllen muß»
ten, die durch den Abgang der Aelteren zu
den Jungſozialiſten entſtanden waren.
Die „Kommuniſtiſche Iugend Deutſchlands“,
die ſich) ſeit der Bereinigung mit dem linken
Flügel der „Sozialiſtiſchen Proletarierjugend“
als die proletariſche Maſſenjugendbewegung
bezeichnet, hat troß der engſten Zuſammen»
arbeit mit der Kommuniſtiſchen Partei nach
ihren eigenen Berichten im letzten Jahre
7000 Anhänger verloren. Nod
25 000, zum großen Teil über achtzehnjährige
junge Urbeiter folgen ihren Fahnen.
Die „Sozialiſtiſche Proletarierjugend“ bes
richtete auf einer Wiener internationalen Ju»
genbfonferenz der neuſten „Jugendinternatio-
nale zweieinhalb“, daß ſie nach der Leipziger
Spaltung noch 18 000 Mitglieder in ihren -
Reihen zähle. Den Beweis für die Richtigkeit
dieſer Angabe zu erbringen =- wir haben be-
rechtigte Gründs, ſie zu hezweifeln;=-, iſt ihre
Sache.
Die „Kommuniſtiſche Arbeiterjugend“ ſcheint
über ihre Gtärke feinen Aufſchluß geben zu
wollen. Die Gründe dieſer Schweigſamkeit
kann man ſich denken.
Die Stärke der geſamten proletariſchen In»
gendbewegung würde ſich demnach, wenn wir
abſehen von den kleinen ſyndikaliſtiſhg-anarcg»