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Arbeiter-Jugend.
tiſchen Gruppen und anderen Vereinchen, auf
115000 bis 120000 Mitglieder be-
laufen. Die Tatſache, paß allein die katho-
liſch-kir<lichen Jugendverbände Deutſchlands
360 000 Mitglieder zählen, beweiſt, wie ſehr
nod jeder einzelne von uns für ſeinen Ber»
band werben und arbeiten muß. Zeigt durch
die Tat, vaß wir, die ſreie Jugendbewegung,
die fatholiſche Jugendpflege in der Zahl der
rührigen und bewaßten Anhänger längiji weit
Überſiügelt haben!
Höhere Schüler und Arbeifer/ngendvereine.
H6t es eigentlich je in unſeren Arbeiter-
jugendvereinen in nennenswerter Anzahl
höhere Schüler als Mitglieder gegeven? Wan
kann dieſe Frage ruhig mit Nein beant-
worfen. Woran liegt das wohl? Sollte es
etwa auf jene Ergänzung der Erlaſſe des
preußiſchen Kultusminijters über die Bildung
von Schülervereinen zurückzuführen jein, in
der es unter anderem heißt:
„Der Beitritt zu VWereinen, die ke'ne Schüilervoreine
ſind, und die Teilnahme an Veranſtaltungen iſt nur mit
Genehm!qung der Lehrertonfercnz geſtatiet Die Verſa-
gung iſt nu mit Genehmigung ver Schulouſſic)tsdehörde
autütſig.“
Es gibt unter den hößeren Schülern viele,
die innerlich unſerer Bewegung angehören,
namentlich jolce, deren Eltern ihren Kindern
eine freiere Erziehung zuteil werden ließen.
Dieſe Schüler perurteilen das jeßt fich breit-
machende reaitionäre Treiben ihrer Klaiſen-
kameraden aufs jchärfjte. Gie wagen aber
nicht, die nch dem oven erwähnten Erlaß er-
ſorderliche Genehmigung der Lehrerkonferenz
zum Eintritt in den Verein Arbeiterjugend
einzuholen, aus Furcht, ſich bei den Lehrern
„mißlievig“ zu machen oder vin ihren Mit-
ſchülern wegen der Zugehörigkeit zu dieſem
Verein verſpottet und ſchikaniert zu werden.
Die Maſſe der höheren Schüler und Schüle-
rinnen, die geiſtig wenig ſetbjtändig, politiſch
vollig unauſgeklärt ſind, folgt ſreilic) den
Loäungen der Deutſc<nationalen NRartei und
ſtrömt dem deutſchnationalen Jugendbund zu.
Es war darum die höchſte Zeit, daß ver
preußiſche Kultusminiſter, Genoſſe Haenijch,
Den Ddeutſchnationafen Jugendbund in den
Echulen verboten hai, tenn es war ein öſſent-
licher Gfandal, in welcher Weiſe jene Herr=
Ichafien vie Schule für ihre voliiiichen Zwedäe
mißbravchten. Die Arbeiterjugend ireibt keine
Tages: und keine Parteipolitik, aber ſie führt
ihre Anhänger in den Gvo3oiglismus, in die
große Kuliurbewegung der Zrbeiterklaſſe ein,
damit ſie ſväter, wenn ſie als Staatsbürger
politiſcd) mündig werden, genau wiſſen, wo
ihr Blas in diefem Freiheitskampf it.
Shir im Verein Arbeiterjugend haben das
Boſtroben, uirſere Reihen zu ſtärken. Wir
bärien nichts unverſucht laſſen, ven veutich-
nationalen Zreibereien entgegenzuwirken, in-
nnen
dem wir dvur7 Gründung beſonderer
GHülerabteilungen ven freiheitlich
gerichtetez Schülern und SGrhülerinnen Ge.
iogenheit geben, ſich unſerer Bewegung an-
zuihließen. Dieſe Schülerabteilungen müſſen
jelbitverſtändlich in unſere Arbeiterjugendver»
eine ſeſt eingegliedert werden. Ihre Haupt»
aufgabe muß ſein, Aufklärung über die Ziele
und. Beſtrebungen ver Arbeiterjugendbewes
gung unter den höheren Schülern zu ſchaffen.
Durcy Organiſierung der denkenden höheren
Ehliler in beſonderen Schülerabteilungen
innerhalb unſerer Arbeiteriugendvereineg bes
fämpfen wir am beſten die deutſchnationale
BVerhezung. Es muß vieſen Zu uns gehören»
den hößeren Schülern ermöglicht werden, den
nody zu gründenben Gejülerabteilungen inner»
halb unſerer YArbeiterjugendpereine beizu-
troten, ohne daß ſie befürchten müſſen, des»
halb irgendwie von ihren deu enationplen
Lehrern oder Klaſſenkameraden ſchikaniert zu
werden.
Wir groß die Zahl der Studierenden, deren
Eltern dem Arbeiter- oder ebe an
gehören, an den Univerſitäten ijt, beweiſt
jolgender Auszug aus der Statiſtik des baye-
rijichen ſtatiſtiſchen Landesamts, die drei Uni»
verſitäten, eine techniſche Hodcſchule und
7 Lyzeen, und zwar für tas Winterſemeſter
faßte und das Gommerſemeſter 1915, ums
4:
„Die Herkunſt der Siudierenden ſtellt ſich
nach) vem Beruf ver Väter in Prozenten u. a.
folgendermaßen dar: Drganiſjten, Meßner,
Kirchner, Totengräber uſw. 0,1; Arbeiter
und Angeſtellte 1,4; Arbeiter und Geo»
hilfen der Induſtrie und des Gewerbes, Tage-
löhner u. vgl. 2,8; Diener, Sutſcher, Gaſt-
wiriSbedienilete 1,7; jonſtige Beruſe und Une
bemitielte 2. |
Dieſer Nachweis zeigt, daß unter den höhe-
ren Geyülern, aus deren Reihen ſich ja die
Studenien rekrutieren, ein erheblicher Teil
infolge ſeiner Herkunft und Erziehung den
proletariſchen Beſirebungen nicht fremd gegen-
überſteht. Viele von ihnen haben zweifellos
begriffen, was den jungen Arbeiter ſo ſi2ges=
gewiß. in die Zukunft blicken läßt, ſie achten
und ehren den Gtolz der Arbeit, der aus den
Augen der Arbeiterjugend “blikt. Gie erx-
fennen guch, baß dem Sozialismus die Zue-
funfi gehärt.
Dieſen Teil der höheren Schüler der Ar
beiterjiugend näher zu bringen, muß unſere
näcgite und unmittelbare Aufgabe ſein. Ihnen
wollen wir die Hand reichen, damit ſie mit-
füämpfen, mitſchaffen am Aufbau des So-
aialiemus. Frevdig werden ſie in die Dar-
nebotene Rechte einſchlagen. Kameradven ſollen
uns dieſe Idealiſten ſein, in unſeren Reihen
ſollen ſie überzeugte und geſchulie Sozialiſten
Werden. H. Walter, Düſſeldorf. .