Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

188 Arbeiter-Jugend 
bewegung nod) faſt ausſchließlich als rein geiſtig-politiſche Erziehungs» und Auf» 
tlärungsarbeit anſieht und ihrer kulturellen Ausweitung reſerviert gegenüberſteht. 
Beſonders die ſtarke Betonung der Körperkultur und ver ſich daraus ergebenden 
73orderungen (Spiel- und Sportpläße, Wanderherbergen, Ferienheime, freier Sonn» 
abendnachmittag uſw.) waren unſeren nordiſchen Genoſſen etwas [ſo Ungewöhn»- 
liches, daß es einer längeren, ſehr intereſſanten Ausſprache bedurfte, um ſie von 
der Notwendigkeit dieſer Forderungen zu überzeugen. Bei dieſer Gelegenheit 
empfanden wir deutſchen Vertreter eine beſondere Genugtuung darüber, daß unſer 
nüchſter Reichsjugendtag zugleich der erſte internationale Jugendtag ſein wird. Dort 
wird die deukſche Arbeiterjugend den ausländiſchen Gäſten zeigen können, daß ſie 
ſich bereits ein gutes Stück eigener Jugendkultur erobert hat, und das wird beſſer 
als alle Ausſprachen den ungeheuren Wert kultureller Arbeit dartun. 
Die Saßzungen der Arbeiterjugend-Internationale wurden im weſentlichen 
angenommen in der Faſſung, in der ſie bereits im „Führer“ abgedruckt waren. 
Eine Ausſprache ergab ſich noch über unſer Verhältnis zur kommuniſti- 
Ihen Jugendinternationale. Meinungsverſchiedenheiten beſtanden in 
dieſer Frage nicht; unſere grundſäßliche Gegnerſchaft gegen die kommuniſtiſchen 
Prinzipien und Methoden wurde noch einmal ſcharf betont. Die kommuniſtiſche 
Jugendinternationale hat inzwiſchen den Kampf gegen uns eröffnet, der -- getreu 
ihrer bisherigen Tradition =- faſt ausſchließlich mit den Mitteln perſönlicher Ver- 
leumdung geführt wird. Sachliche Argumente kennt man auf jener Seite nicht, 
oder man hat kein Vertrauen zu ihnen. Deshalb greiſt man zu Kampfmethoden, 
Die unter anſtändigen Menſchen nicht üblich ſind. GSelbſtverſtändlich werden wir es 
an einer kräftigen Abwehr nicht fehlen laſſen. Aber im übrigen vertrauen wir auf 
die Kraft unſerer Idee und der poſitiven Arbeit, die wir im Intereſſe der arbeitenden 
Jugend leiſten und deren Erfolge bereits offenkundig zutage treten. 
Genoſſe Albredht (Deutſchland) berichtete über den Internationalen 
Iugendtag in Bielefeld und die dazu getroffenen Vorbereitungen. Faſt 
alle ausländiſchen Bruderorganiſationen ſtellten ihre Beteiligung in Ausſicht. 
Beſonders ehrenvoll für uns Deutſche war der einſtimmige Beſchluß der Kon- 
ferenz, das Bureau der Internationale nach Deutſchland zu verlegen. 
Zum Vorſißenden der Arbeiteriugend-Internationale wurde der Genoſſe Voogd 
(Holland) einſtimmig wiedergewählt, dagegen ſoll das Bureau mit dem Geſchäfts- 
führer umd Kaſſierer von der deutſchen Organiſation geſtellt werden. Selbſtver» 
ſtändlich bedarf es hierzu noch der Zuſtimmung unſeres Hauptvorſtandes, aber wir 
zweiſeln nicht daran, daß ſie erfolgen wird. Wir dürfen auch erwarten, daß der 
Hauptvorſtand alles tun wird, um das Vertrauen unſerer ausländiſchen Genoſſen 
zu rechtfertigen und unſere Iniernationale zu einer ſtarken Waſſe für den Kampf 
der Arbeiterjugend zu machen. 
Die Konſerenz wurde mit Worten des Dankes an das bisherige Bureau, ins» 
beſondere Genoſſen Voo gd, geſchloſſen. Mit einem kräftigen „Frei Heil“ (dieſer 
Gruß iſt ſchon international geworden) und dem Rufe „Auf Wiederſehen in Biele- 
feld“ gingen die Delegierten auseinander. 
Die meiſten von ihnen, darunter auch wir Deutſchen, folgten noch einer Einladung 
der holländiſchen Jugend für den Pfingſtſonntag nach Arnheim. Dort hielt ein 
Teil unſerer holländiſchen Kameraden einen Jugendtag ab, der durch die An- 
weſenheit ausländiſcher Gäſte zu einer internationalen Kundgebung 
wurde. Die Genoſſen Lindſtröm (Schweden) und Rüdiger (Deutſchland) 
hielten Anſprachen, die mit ſtürmiſcher Begeiſterung aufgenommen wurden. Ebenſo
	        
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