Arbeiter-Jugend .. im 189
begeiſterten Widerhall fand auch unſer Ruf, den wir in Arnheim vor der holländi-
ichen Jugend erhoben und der nun überall erhoben werden muß: |
Auf zum erijfen internationalen Iugendiaag in Bielefeld!
F
Zum Schluß noch herzlichen Dank unſeren holländiſchen Genoſſen! Sie haben
uns den Aufenthalt in Holland wahrhaft angenehm gemacht. Sie ließen es an
Aufmerkſamkeiten uns gegenüber nicht fehlen. Wir fanden offene Herzen und
Hände. Wir wurden bei holländiſchen Genoſſen untergebracht, die geradezu wett»
eiferten in der Betätigung gaſtfreundlicher Geſinnung. Ein ſchönes Zeichen inter-
nationaler Solivdarität!. |
Gür uns Deutſche war Holland das gelobte Land, aber auch, wie man zu
jagen pflegt, ein teures Pflaſter. Für 25 Mark erhielten wir einen holländiſchen
Gulden, mit dem man nicht mehr ausrichten konnte als vor dem Krieg mit unſerer
Mart. Das tat uns bitter weh, und ohne die Gaſtfreundſchaft unſerer holländiſchen
Genoſſen wäre uns der Aufenthalt in dem ſchönen Land allzu koſtſpielig geworden.
: Holland iſt das Land der Windmühlen und Kanäle. Weite, ſaſtige Wieſen»
flächen, von Baumgruppen unterbrochen, dehnten ſich vor unſeren Augen aus. Der
Wohlſtand eines glücklichen Volkes, das den Weltkrieg nicht gekannt hat, zeigte ſich
überall. Die ſorgloſe, breite Behaglichkeit, die das Weſen des Holländers aus»
macht, paßt ganz zum Charakter des Landes. |
Amſterdam, wo die Konferenz ſtattfand, iſt zwar nicht die Hauptſtadt, aber
doch die unbeſtrittene Zentrale, der erſte Hafen- und Handelsplaz Hollands. Das
Herz Hollands klopft hier. Die Stadt iſt von unzähligen Waſſerläufen, ſogenannten
Grachten, durchzogen und bietet ungemein maleriſche Partien.“ Man denkt an
Benedig. In dieſer Stadt hat ſich ein Stü> alter Patrizierherrlichkeit erhalten,
mit der ſich das moderne Großſtadtleben, das natürlich auch Amſterdam aufweiſt,
durchaus vertrügt. |
Doch wir hatten leider wenig Muße, all das in uns aufzunehmen, was Stadt
und Land in ſo üppiger Fülle bieten. Es galt, die Zeit auszunüßen und die ernſte,
aufbauende Arbeit zu leiſten, die unſerer Konferenz oblag.
Rias
Der ſchaffende Menſc< in der kapiſaliſtiſchen und in der
ſozialiſtiſchen Geſfelli<aefft. |
Von Max Sachs. |
4 f-2 egen den Sozialismus wird häufig eingewandt, daß in einer ſozialiſtiſchen Ge-
8 9 Y ſellſchaft der Anſporn zur Arbeit, den heute das Streben nach einem möglichſt
WS hohen Cinfommen gibt, ſowie der Stachel des Wettbewerbs fehlen und deshalb
die Menſchen ihre Kräfte nicht ſo anſpannen würden, wie es nötig. ſei und in der
kapitaliſtiſchen Geſellſchaft der Fall iſt. Aber es iſt nicht wahr, daß in einer ſozia-
ſtiſchen Geſellſchaft alle das gleiche Einkommen haben müßten, daß man nicht für
höhere Leiſtungen auch höhere Entſchädigung gewähren könnte. Auch in einer ſozia»
liſtiſchen Geſellſchaft könnte man die Einkommen nach der Leiſtung abſtufen, ſo daß
für den einzelnen dadurch ein Antrieb gegeben wäre, möglichſt Hervorragendes zu
leiſten. Und dann iſt es auch nicht richtig, daß die Menſchen nur der Entlohnung
wegen orveiten; gerade diejenigen, die an einer hervorragenden und wichtigen Stelle
ſtehen, arbeiten auch oſt aus Liebe und Intereſſe zur Sache, aus Freude. am Schaffen.
Der Geiehrte, der Künſtler fragt nicht nur danach, wieviel er verdient, ſondern als
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