Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

12 . Arbeiter-Juüugend 
Das Hakenkreuz, 
Von Herberi Heiland. - 
xy“ 5 gibt in Unjerer Zeit kaum ein Abzeichen, das ſo weit und ſo allgemein ver» 
8 9" breitet iſt wie das Hakenkreuz. Es gibt aber auch kein Zeichen, über 
Ey deſſen Herkunft und urſprüngliche Bedeutung man weniger wüßte. Etiwas 
Beſtimmtes weiß man, genau genommen, überhaupt nicht. Es handelt ſich immer 
nur um Vermutungen, um Wahrſcheinlichkeiten. 
Das Hakenkreuz iſt über die ganze Erde verbreitet. Für uns kommt weniger 
die Verbreitung in der Gegenwart in Frage, wir gehen bei unſeren Unterſuchungen 
geſchichtlich vor. Man findet es im fernſten Dſten und im äußerſten Weſten, in Oſt- 
aſien, Vorderaſien, Europa, Südafrika und ſelbſt in Amerika. Und zwar handelt es 
ſich bei ſaſt allen Funden um ſolche, die bereits vorchriſtlichen Urſprungs ſind, 3. T 
ein Alter von 10, 20, vielleicht 30 und mehr Jahrhunderten erreicht haben. 
Sür die weite Verbreitung des. Hakenkreuzes in vergangenen Cpochen laſſen ſich 
nur zwei Erklärungen geben. Entweder iſt es ein gemeinſames Kulturgut aller jener 
Böiker geweſen, die auf dem Boden wohnten, in dem man es gefunden hat, d. h. es 
würde ſich hier eine Uebereinſtimmung in der Kunſtbetätigung aller dieſer Völker 
herausſtellen, oder es iſt von einem Punkt der Erde aus verbreitet worden. Dann 
würde ſich naturgemäß die Frage nach dem Urſprungsland ergeben. Bis vor kurzer 
Zeit hat man die trojaniſchen Funde für die älteſten gehalten. Jedoch wurden noch 
ältere Hakenkreuze in Giebenbürgen ausgegraben. Gs hat ſich herausgeſteilt, daß 
die meiſten und älteſten Funde in Europa gemacht worden ſind. Dargus kann man 
wohl folgern, daß die Verbreitung des Hakenkreuzes von Europa ausgegangen ſein 
und ſich, wie man aus anderen Umſtänden feſtſtellen kann, nach Aſien hinein fort» 
gepflanzt haben muß. Die Verbreitung wäre demnach von Weſten nach Oſten erfolgt. 
Cine ſolche Verbreitung hätte nur geſchehen können durch eine große Völkerver- 
Ichiebung von Weſten nach Oſten, niemals durch bloßen Handelsverkehr. Es erſcheint 
ferner unmöglich, daß ein einzelnes Eroberervolk, von Europa her nach Aſien ein» 
dringend, die Bevölkerung eines ganzen Erdteils dazu hätte zwingen können, ein 
von ihm getragenes und verehrtes Symbol anzunehmen. Eine große Völker- 
wanderung von Weſten nach Oſten hat aber wenig Wahrſcheinlichkeit für ſich. Im 
Gegenteil: wie in geſchichtlicher Zeit eine Völkerverſchiebung von Oſteuropa, von 
Weſtaſien nach Weſteuropa ſtatigeſunden hat, ſo nimmt man auch in vorgeſchichtlicher 
Zeit eine große Völkerwanderung von Oſten nach Weſten an. 
Aus gewiſſen Uebereinſtimmungen in den Sprachen der europäiſchen Völker hat 
man geſchloſſen, daß alle dieſe Sprachen entſtanden ſeien aus einer gemeinſamen 
Urſprache, die einem Urvolk zu eigen geweſen ſei. So hat die Geſchichtswiſſenſchaſt 
das Volk der Arier -- oder ver Indogermanen, Indoeuropäer, wie es mit anderem 
Namen heißt -- konſtruiert. Die Heimat dieſes Volkes hat man urſprünglich auf dem 
Hochland von Iran, dann in der ſüdruſſiſc<hen Steppe angenommen. Kelten, 
Germanen, Slawen, Indier und andere Völker ſollen aus ihm hervorgewachſen ſein. 
Die Einwanderung der einzelnen Teile dieſes Urvolkes nach Europa kann dann nur 
von Zentralaſien her erfolgt ſein. Und wenn das Hakenkreuz durch eine großartige 
Bölkerbewegung verbreitet worden iſt, jo kann es -- von dieſem Geſichtspunkt be- 
trachtet -- nur durc eine ſolche von Dſten nach Weſten, nicht aber durch eine ſolche 
von Weſten nach Dſten geſchehen ſein. Tatſächlich nehmen ja diejenigen Kreiſe, die 
vas Hakenkreuz tragen, an, daß es ariſchen Urſprungs ſei. Wenn, wie Vrofeſſor 
Montelius in Sto>holm annimmt, Europa die Urheimat der Arier war, vann würde 

	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.