Arbeiter-Jugend vum 193
die aus dieſer Annahme her ſich ergebende Richtung der ariſchen Völkerbewegung
mit der aus den Funden des Hakenkreuzes zu ſchließenden Richtung ſeiner Ver-
breitung übereinſtimmen. Unwahrſcheinlich wird die Annahme einer langſameren
oder ſchnelleren Verbreitung überhaupt, wenn man das Vorkommen in Amerika
berüdſichtigt. Zwar gibt es auch Forſcher, die annehmen, daß Amerika bereits in vor»
geſchichtlicher Zeit Anregungen von Europa oder Aſien bekommen hat. Denno
iſt wohl kaum anzunehmen, daß auf Grund dieſer Anregungen das Hakenkreuz in
Amerika verbreitet worden iſt. |
Zwei Meinungen ſtehen ſich alſo gegenüber. Es kann nicht entſchieden werden,
welche recht hat, denn es läßt ſich ſowohl in bezug auf die eine als auc) in bezug
guf die andere manches für und wider ſagen: man weiß nicht, in welcher Richtung
die Bölkerperſchiebungen, die hier in Frage kommen könnten, vor ſich gegangen ſind.
ſt es nun möglich, daß das Hakenkreuz gemeinſames Kulturgut aller der Völker
war, bei denen man es geſunden hat? Auch dafür ſpricht manches.
Wahrſcheinlich haben alle Völker im Urzuſtande die Himmelskörper angebetet
und ſie bildlich dargeſtellt. Wo ſich ein Kreis in Geſtein gemeißelt findet, können
wir ſicher vermuten, daß es ſich um eine Darſtellung der Sonnenſcheibe oder um die
Darjtellung eines Rades des Wagens, in dem der Sonnengott über den Himmel
fährt, handelt. Dementſprechend treten auch bald die vier Speichen des Rades auf.
Durch Einſchneiden des Radkranzes dicht hinter jeder Speiche entſteht ein Kreuz, an
dejjen Armen ſich kleine Kreisbogen-Häkchen befinden. Stellt man dieſe Häkchen ſenk-
recht zu den Kreuzarmen, ſo erhält man das Hakenkreuz. Fallen die Haken weg,
ergibt ſich das gewöhnliche Kreuz. |
Das einfache Kreuz, das wir gewöhnt ſind, als Gymbol
des Chriſtentums anzuſprechen, exiſtierte bereits lange,
bevor das Chriſtentum auf die Welt kam. Das Kreuz Chriſti, als
deſſen Darſtellung das gewöhnliche Kreuz aufgefaßt wird, ijt T-förmig, vielleicht eine
Äbart des aus dem Sonnenrade entſtandenen Kreuzes. Das Chriſtentum hat das
Kreuz einfach übernommen und es vielfach abgewandelt. Das Hakenkreuz, die dieſem
Kreuz vorangehende Form, iſt von den nichtchriſtlichen Völkern behalten und weiter
entwidelt worden; Stern und Halbmond ſind zu Kennzeichen der von Mohammed ge-
ſtiſteten Religion geworden. Das Kreuz, ganz gleich, welche Form es auch habe, hat
ſicherlich urſprünglich religiöſe Bedeutung gehabt, iſt „Heilszeichen“ geweſen. =“ .
Und was iſt in unſeren Tagen aus dem Hakenkreuz geworden? =- Es dient anti»
ſemitiſchen und deutſchvölkiſchen Kreiſen als Erkennungszeichen, als Ausdru> einer
Geſinnung; jenen Kreiſen, deren Beſtrebungen ſich nicht mehr nur gegen Juden und
Semiten, ſondern ſchon vielfach gegen jede fremde Raſſe richten. Der „Ausſchuß für
Volksaufklärung“ leiſtet Unerhörtes in dieſer Beziehung. Das Merkwürdigſte dabei
iſt, daß gerade dieſe Kreiſe am wenigſten Grund hätten, das Hakenkreuz zu tragen,
denn es hat -“- das darf man ſicher annehmen --- niemals Raſſenunterſchiede, ſondern
immer nur religiöſe Unterſchiede gekennzeichnet, und weiter iſt es in religiöſer Bes
ziehung gerade von den „heidniſchen“ Völkern weiterentwickelt worden.
Das Hakenkreuz unſerer Tage iſt alſo ein ganz anderes wie jenes der ver-
gangenen Epochen. Es hat in hohem Grade eine politiſche Tendenz angenommen
als Ausdruck einer in demſelben Grade politiſchen Bewegung. Die deutſche Arbeiter»
jugend erkannte dieſe Tendenz, wußte, daß es reaktionäre Beſtrebungen kennzeichnet,
als ſie vor dem Goethe-Schiller-Denkmal in Weimar ein hölzernes Hakenkreuz ver»
brannte zur Schmach jener ariſchen Kulturſchänder, die heimlich in der Nacht ihren
Kranz geſtohlen hatten = . | . .