Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

Arbeiter-Jugend 207 
. „Kann ſie gar nicht ſpürent“ | - 
- „Jg, dann wünſchen wir Ihnen geſegnete Mahlzeit zum Reſt!" ſagte Krabbe und nahm 
ſeinen Bruder wieder unter den Am: ' . . 
„Rein, wartet ein bißchen!" ſagte der Stor< und vertrat ihnen den Weg. „Sie müſſen 
erſt meine Frau begrüßen!“ | 
„Ihre Frau?“ 
„Ia, vas wird ſie freuen!“ 
„Denke an das Papier!" ſagte Krabbe und ſchwitzte aufs neue grün. 
„3a, ich werde Sie wahrhaftig nicht anrühren!“ beteuerte der Storch und legte ſeinen 
langen, biegſamen Hals über den Rüden zurü> und klapperte mit dem Schnabel, ſo daß es 
weithin C<o gab. | 
- „Dos war ein widerlicher Laut!“ murmelte Quabbe; er hatte in der letzten halben Stunde 
nicht den Mund aufgetan. . = 
„3a,“ ſagte der Storch, „aber er iſt nüßlicht Und da haben wir die Madam!" 
In dem Augenbli> rauſchte es in der Luft; es war die Storchmutter, die geflogen kam, 
Gie umfkreiſte ein paarmal die Stelle, ſtre>te die Beine von ſich und ſchlenkerte mit ihnen, 
um feſten Fuß zu faſſen; und nun ſtand ſie da. Aber ehe ſie ſoweit gelangt war, hatie der 
Storchvater den Reſt Igeljunge verſchlust; er beeilt? ſich in einer Weiſe, daß er das lezte 
beinahe verkehrt in ven Hals bekommen hätte. 
„Viieſt du?“ ſagte Mutter und ſah ihn ſcharf an. 
- „OY, eine ganze Kleinigkeit!" ſagte Vater. „Aber darf ich vorſtellen: Meine Frau . . . 
Gebrüder Grün!“ | 
„Ah, welch brave Herren!" lächelte die Frau. 
„Ja, ich glaubte, es würde dich freuen, ihre Bekanntſchaft zu machen, meine Liebel“ 
nidte der Storch. 
Aber die Zwillinge ſagten nichts. Quabbe ſaß unverändert ſtumpf und teilnahmlos da 
und glogte ſtarr vor ſich hin mit ſtieren Augen und hängenden Kiefern; die Fahrt durch den 
Suezkanal hatte ihn ganz der Fähigkeit beraubt, wahrzunehmen, was um ihn vorging. Und 
Krabbe, das Wrack, konnte mit dem beſten Willen nicht ein Wort hervorbringen. Er war ganz 
nahe neben ſeinen Bruder gekrochen und drücte ſich in ſeiner Angſt dicht an ihn heran; und- 
den „Kontrakt“ hielt er hoch in die Luft wie einen Schild. 
Aber kurz danach waren die Brüder verſchwunden: die Storchmutter hatte ſie gefreſſen! 
„Ein Mann kann nicht für die Handlungen ſeiner Frau verantwortlich ſein!“ ſagte der 
Gtorchvater; er ſtand auf einem Bein und blinzelte mit den Augen und ſah philoſophiſch aus. 
Und in demſelben Augenbli> erfaßte der Wind den „Kontrakt“, wehte davon mit ihm 
und warf ihn weg in die Mergelgrube. 
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Y <<, aus dieſes Tales Gründen, Ach wie ſchön muß ſich's ergehen 
: die der kalte Nebel drückt, dort im ew'gen Sonnenſchein, 2 
könnt ich doch den Ausweg finden, I] und die Luft auf jenen Höhen, k 
) ad), wie fühlt' ich mich beglückt! y ov wie labend muß ſie ſein! | 
Dort erblid ich ſchöne Hügel, - Doch mich wehrt des Stromes Toben, ' 
ewig jung und ewig grün! | der ergrimmt dazwiſchen brauſt; i 
1 SHäit' ih) Schwingen, hätt' ich Flügel, y ſeine Wellen ſind gehoben, | 
; nach den Hügeln zög ich bin. daß die Seele mir ergrauſt. Z 
Harmonien hör ich klingen, ] Einen Nachen ſeh ich ſchwanken, | 
| Töne ſüßer Himmelsruh, y aber a<h! der Fährmann fehlt. Ä 
8 Und die leichten Winde bringea Y Friſch hinein und ohne Wanken, 
' mir der Düfte Balſam zu, , ſeine Segel ſind beſeelt. 8 
] goldne Früchte ſeh ich glühen ] Du mußt glauben, du mußt wägen, 1 
y winkend zwiſchen dunkelm Laub, y denn die Götter leihn kein Pfand; 
und die Blumen, die dort blühen, s Nur ein Wunder kann dich tragen | 
werden keines Winters Raub. | in das ſchöne Wunderland. j 
J y Friedrim S Ziller, 
 

	        
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