Arbeiter-Jugend 231
Kapitalismus ſamt all den Mächten, die ihn ſtüßen. Darum kann es für uns
nur ein Ziel geben: dieſen Feind der Menſchheit rücſichts5los zu bekämpfen und
zu beſeitigen und an ſeine Stelle den Sozialismus, den Gedanken der inter-
nationalen Solidarität aller arbeitenden Menſchen zu ſetzen.
Wo es auch immer junge Arbeiter und Arbeiterinnen gibt, da ſind ſie unter»
brüct, müſſen ſie an Geiſt und Körper verkümmern; da werden ſie grauſam, Tag
für Tag, bis zur Erſchöpfung in das harte Joch der kapitaliſtiſchen Ausbeutung ge-
preßt. Ihr Leidensweg iſt überall, in allen Ländern der gleiche. Ihr Sinnen und
Streben kann daher überall nur dahin gehen, dieſes Joch abzuſchütteln und einzutreten
in die Reihen der kämpfenden, um Licht und Sonne ringenden Menſchheit.
Die neue Internationale darf keine Internationale nur der Organiſationen ſein.
Sie muß in jedem einzelnen ihrer Anhänger zum lebendigen Bewußtſein werden.
Als Karl Marx das erſtemal zur Internationale aufrief, wandte er ſich nicht an
vie Organiſationen, ſondern ani die Arbeiter, an jeden einzelnen, mit dem Rufe:
Proletarier aller Länder, vereinigt euch! Die Organiſation iſt nur das äußere Band,
das die Internationale zuſammenhält. Was ihr Inhalt und Leben gibt, was ſie
zuſammenhält und innerlich bindet, das iſt der ſtarke Wille zu ihr, der ideale Geiſt,
der ihre Anhänger beſeelt und damit jeden einzelnen zu ihrem Träger macht.
Das Schi>ſal des einzelnen iſt verbunden mit dem Schi>ſal der geſamten
arbeitenden YWeenſchheit; ihr Leid iſt das ſeine, ihr Sieg bedeutet auch ihm Be-
ſreiung. Ie mehr es ſind, die dies erkennen und ſich einreihen in das große Heer
der kämpfenden Arbeiterſchaft, um ſo eher wird die Stunde der Befreiung ſchlagen.
Das iſt das Große an der Internationale, daß ſie dieſe Erkenntnis in die Köpfe
aller jungen Arbeiter und Arbeiterinnen hineinhämmert, daß ſie durch ihr Beſtehen
ſchon das Signal gibt zum Aufmarſch der arbeitenden Jugend aller Länder.
Iſt dieſes Signal gegeben, ſo iſt kein Halten mehr, dann geht es vorwärts.
In Bielefeld wird es ſich erweiſen, daß die Jugendinternationale marſchiert,
daß das Signal ſeine Wirkung getan hat.
Der deutſchen Arbeiterjugend gereicht es zur beſonderen Ehre, daß die erſte
öffentliche Kundgebung der neuen Arbeiterjugend-Internationale auf deutſchem
Boden ſtattfindet. Wir grüßen unſere ausländiſchen Gäſte und Brüder auſs herz»
lichſte und ruſen ihnen ein kräſtiges „Frei Heill“ für Bielefeld zu,
Arbeiterjugend und Jungſonaliſten.
-“. Von Kurt Wegner,
'47 die mächtige ſozialiſtiſche Welle, die ſeit Ausbruch der Revolution weite Volkskreiſe
5 Zträgt, wird vornehmlich aus zwei Quellen geſpeiſt: einer wirtſchoftlichen und einer
Ws ethiſchen. Die durch den verlorenen Krieg geſchaffene Lage rückte naturgemäß das
wirtſchaftliche Moment in den Vordergrund und ließ keine Zeit für feinere Strömungen.
Zverſt war es die Jugend, die, nach den furchtbaren Jahren doppelt lebendig, nach neuer
Lebensgeſtaltung rang. Die entſetzlichen Lü>en, die der Krieg geriſſen hatte, wurden bald
durc< neue Scharen gefüllt, und im Auguſt vorigen Jahres waren wir Zeugen jenes erſten
Reichsjugendtages, von einer Schönheit und Fülle, von ſo gewaltigem Schwung, wie ſie
wohl ſelten eine Tagung gezeigt hat. In Weimar und. in ſpäteren Ausſprachen brachte die
Arbeiterjugend den Beweis, welch hohe ſittliche Kraft in ihr lebt, und ſie fordert von ſich
und vom Sozialismus eine neue Kultur.
Nicht nur vie Arbeiterjugend, ſondern darüber hinaus die an Jahren etwas älteren
Genoſſen fanden ſich ebenfalls zuſammen und ringen mit ihr um das kommende Neue,
ſuchen nach einer Vertiefung des Sozialismus. Es ſind die Jungſozialiſten, und der
Umfang, den die Bewegung bereits angenommen hat, ſowie die geiſtige Regſamkeit ihrer