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Bielefeld. 
Von K. -Korn, 
DYE ohl jedem einzelnen der vielen Tauſende von Burſchen und Mädchen, die 
H H Hin dieſen geſegneten Hochſommertagen nach Bielefeld zogen, wird die Er- 
Anerdf/ wartung, die in uns allen zitterte, ein oder das andere Mal ſich in der 
Frage gelöſt haben: „Wird es wieder ein Weimar werden?“ Weimar war ja bislang 
der überwältigende Ausdrue>, in dem uns der Glanz und. das Glüc> unſeres all- 
jährlichen Arbeiterjugendfeſtes verkörpert ſchien =- und „nochmals ein Weimar“ das 
höchſte, nicht zu übergipfelnde Ziel, das allen folgenden Tagungen für die Zukunft 
geſte&t ſein konnte. An Weimar, deſſen Sinn und Wert feſtſtand, wollten wir Biele- 
ſeld meſſen, und nun, da Bielefeld hinter uns liegt -- nein, ſchon mitten in dem 
Wirbel, in den es uns riß =, erkannten wir, daß die Frage, die uns vor Bielefeld 
 
bedrängte, ſo falſch war wie das Wertmaß, das ſie einſchloß. 
Bielefeld -- natürlich nicht bloß der Schauplaß, ſondern der Geſamteindruck 
unſeres zweiten Reichsjugendtages, wie er ſich äußerlich Darbot, und mehr noch, wie 
er jich jeeliſch einprägte, war ganz anders als jene Weimarer Tage, ihnen völlig 
unvergleichbar. Schon in der Szenerie. Dort die wirklichkeit» und gegenwartents- 
rückte Kulturidylle mit ihren feinen, intimen Reizen, ihrem tlaſſiſchen Erinnerungs- 
zauber -- hier die moderne Induſtrieſtadt mit ihrem Großſtadtverkehr, ihren Ge- 
Ichäſtsſtraßen, die unvermittelt in die Arbeiterviertel und Fabrikquartiere, die Wel? 
der Schlote und Dampfſirenen, münden. In Weimar unſere Huldigungen vor dem 
Goethes und Schillerdenkmal, die Feier im Nationaltheater, =- in Bielefeld, als 
Zentrum der Vorgänge der Keſſelbrink, ein mitten in der Stadt gelegener weiter 
Plaz, an ſich kahl und ſchmuclos, aber in dieſen Tagen geheiligter Boden, die Szene 
gewaltiger Demonſtrationen, auf der die erhabenſten Ziele der Menſchheitsentwi>- 
lung, des völferverbrüdernden Sozialismus verkündet wurden. Kurz, Weimar ein 
ſtil- und ſtimmungsvolles Kulturfeſt, ein Bekenntnis der deutſchen Arbeiterjugend zu 
den unvergänglichen Beſiztümern des deutſchen Denkens und der deutſchen Dich- 
tung, =- Bielefeld die wuchtige Kundgebung unſerer. Verbundenheit mit der modernen 
Arbeiterbewegung, unſeres Marſchierens im Takt und Rhythmus des- proletariſchen 
Kämpferheeres,. oo H 
Dieſer Gegenſaßz zwiſchen unſerem erſten und zweiten Reichsjugendtag drängte 
ſi) wohl jedem Teilnehmer ſofort bei ſeinem Eintreffen in Bielefeld auf-und. gab der 
ganzen Bielefelder Tagung ihr <arakteriſtiſches Gepräge. In Weimar, der Stadt