Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

. Arbeiter-Jugend 265 
Ein Geſpräch begann. Die Frankfurter und Magdeburger ſpielten 
den „Aufbruch“. Erich Rauſchert (Frankfurt) führie ſie. Wie er das „Volk“ 
zum Sprechen und Handeln brachte, das war fein durchdacht. Es bebte ein inneres 
Grollen durch die Menſchen, als ſie, im erſten Teil, ihr Land verließen. Ein jähes 
Aufſpringen in Sonne und Lebensluſt gab es im zweiten Teil. 
Heil! Freiheit! Freude, ſchöner Götterfunken . ... Das Lied lodert empor; 
Farben, Klänge, ſpringende Herzen .... 
Feine Kinderreigen, eingeübt von Frankfurter Genoſſinnen, rankten ſich um die 
Geſpräche; die Jugend tanzte in Feſtesfreude. Anmut, innere Luſt malten bunte 
Bänder. Dann ging der Zug zurü> in die Stadt. 
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Nie wieder Krieg! Deutſche, Franzoſen, Belgier, Dänen, Holländer, 
Schweden, Georgier geben ſich die Hand. In ihren Sprachen klang der Schwur: 
Nie wieder Krieg! Viele hundert Fahnen, Banner, Wimpel flatterten im ſonnigen 
Raum. Die Jugend ſang, das Alter ſtand ergriffen. Dann bildete ſich der Zug der 
Zuverſicht und des Kampfesmutes. Unüberſehbar in ſeiner Ausdehnung. Durch 
die Straßen hallen die Geſänge. Es geht wieder der Höhe zu, auf die grünen Pläne. 
Dort wird das Treiben bewegter noch als am Vormittag. Jugend, Kinder, 
Männer und Frauen. Tanz, Geſang und Spiel an allen Orten. 
Die Dämmerung bricht herein, es wird zum Sammeln gerufen. Wieder ge» 
italtet ſich das wuchtige Bild einer Feſtgemeinde auf grüner Wieſe. Einer Gemeinde, 
die ganz feſt verbunden iſt durch Bande, die mitten durch die Herzen laufen. 
Wir ſien in weitausholenden Kreiſen, ſehen uns, bekommen eine Vorſtellung 
von uns und unſerer Gemeinſchaft, die uns Leben iſt. In unſere Augen drängt ſich 
dies Bild von unerhörter Größe und Feinheit, in unſer Herz gräbt die Stunde tiefe 
Zeichen. 
Max Weſtphal, der neue Vorſißende unſeres Bundes, ſpricht. Zunächſt 
Dank der Bielefelder Arbeiterſchaft, die uns den zweiten Reichsjugendtag, den erſten 
internationalen Jugendtag zu einem großen Erlebnis geſtalten half. Dann das Ge- 
löbnis, alles zu tun, daß Glüc>, Licht einziehe in Arbeiterhütten. Die Kraft der 
Jugend ſoll niemals wieder dem Krieg geopfert werden. Dieſe Gelöbniſſe tragen 
wir in unſere Heimat und handeln danach. 
Irei Heil! Die Jungen und Mädel ſpringen auf: „Dem Morgenrot entgegen, 
ihr Kampfgenoſſen all...“ 
Zur Stadt geht es. Die Jugend, die Straßen, alle Menſchen ſingen. Bielefeld 
flingt die Nacht hindurch in Jugendſang und -freude. --- 
 
 
Jue wieder Krieg! 
'- Zie gewaltige Kundgebung wider den Krieg, zu der die Jugend am Sonntagnachmittag 
BD 5» von ihren Spielplätzen auf den Ochſenwieſen nach dem Koeſſelbrink herabgeeilt war, 
iz erhielt ihren hinreißenden Schwung und ihre beſondere Weihe durc) die Beteiligung 
der ausländiſchen Sozialiſten, die mit dem Jungvolk der deutſchen Arbeiterklaſſe den Treu- 
ſc<wur der internativnalen Verbrüderung austauſchten. Wenn auch die ſtürmiſch begrüßten 
und mit brauſendem Beifall überſchütteten ausländiſchen Freunde nicht alle in deutſcher Zunge 
ſprachen, die Majſen der Hörer verſtanden doch ſchon vor der Veberſezung der Reden die 
Sprache des Herzens, fühlten die Solidarität und Brüderlichkeit der Worte, --- und wenn dann 
ein ausländiſcher Genoſſe mit einigen deutſchen Wendungen ſeinem ſozialiſtiſch ſchlagenden 
Herzen Luft machte, dann leuchtete es auf in den Reihen der jungen und alten Kämpfer, 
und begeiſterte Zuſtimmungsrufe drangen zu der Tribüne. 

	        
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