„Arbeiter-Jugend | “ 267
daß wir mit weſteuropäiſchen Freunden zuſammenkommen. Eure Bekanniſchaft zu machen,
mit euch in nähere Beziehung zu treten, um Schulter an Schulter mit euch zum gemeinſamen
Kampfe zu rüſten, war, liebe Jugendfreunde, ſchon lange unſere Sehnſucht. Unſere Sprache
reicht nicht, um dem Ausdru> zu verleihen, was mein Herz nach dem gewoltigen Erleben
in Bielefeld empfindet. Jugendfriſche, kampfesfrohe Jungproletariergruppen ſehe ich, in denen
die Keime des neuen Menſchentums ſte>en. Eine neue Welt ſteht leuchtend vor unſeren
Augen! Ich fühle geweinſam mit euch dieſes gewaltige Neue, das mich erhebt und mir für
die Zukunft neue Kräfte gibt wie euch. Aber wenn es auch gar nicht in die Feſtſtimmung
des heutigen Tages hineinpazt, ſo muß ich doch dem Ausdrud> verleihen, was wie ein
ſ<warzer Schatten mich ſtets bedrü>t, wenn ich nur für eine Sekunde an meine Heimat und
die Jugendgenoſſen denke. -- Dann ſchilderte er in ergreifender Darſtellung Georgiens
Leiden unter der Gewaltherrſchaft Moskaus und ſchloß mit den Worten: Zum
Troſte der Genoſſen, die zu Tauſenden durch den roten Terror in Gefängniſſen ſchmachten,
ſtimmt mit mir ein in den Ruf: Nieder mit dem Bruderkampf innerhalb*des Proletariats und
zwiſchen den Nationen. Es lebe das einige, geſchloſſene Proletariat. Es lebe die Jugend»
internationale. Nie, nie wieder Krieg!
Und dann beſtieg Max Weſtphal die Tribüne, und auf ſeinen mächtig über den weiten
Plaß hallenden Appell erhoben die Verſammelten die Fahnen und die Hände und gelobten:
Immer und ewig wollen wir zuſammenſtehen-- nie wieder Krieg!
Die Reichsfonferenz.
DY 4 m Montag früh 9 Uhr wurde in der „Bergluſt“" die zweite Reichskonferenz des Ver»
+ U bandes der Arbeiterjugend-Vereine Deutſchlands. eröffnet. Der Saal iſt dicht beſeßt
ZG von Delegierten und Gäſten. Als Gäſte ſind u. a. vertreten der Zentralbildungs«
ausſchuß der Sozialdemokratiſchen Partei, die Arbeitsgemeinſchaft ſozialdemokratiſcher Lehrer
und Lehrerinnen, der Hauptausſchuß für Arbeiterwohlfahrt, die Arbeiterjugend-Internationale,
die Zentralkommiſſion für Sport und Körperpflege, die Sozialiſtiſche Proletarierjugend.
Mit dem gemeinſamen Geſang des Liedes: „Wir ſind jung“ wird die Tagung eröffnet.
Genoſſe S< ulz3 weiſt in ſeiner Begrüßungsrede auf den großen Erfolg des diesjährigen
Reichsjugendtages hin. Der Umfang und die Wucht der Tagung ſind das beſte Zeugnis für
den Aufſtieg unſerer Bewegung. Er gibt der Hoffnung Ausdruck, daß auch die Konferenz
von dem Kampfesgeiſt des Iugendtages erfüllt ſein möge und erklärt die zweite Reichs»
fonferenz des Verbandes für eröffnet. .
Zum Geſchäftsbericht ſpricht zunächſt Auguſt Albrecht, Er berichtet über die organi»
ſatoriſche Entwiälung ver Bewegung im leßten Jahre. Dieſe iſt äußerſt erfreulich. Die
Mitgliederzahl ſtieg auf 86 0009 bis 90 0909; es beſtehen jetzt 1209 Bereine, das ſind 400 bis 500
mehr als vor dem Krieg. Das Obligatorium der „Arbeiter-Jugend“ konnte mehr und mehr
vurc<geführt werden, die Verbandsarbeit wurde durch Einrichtung einer Verkaufs-
dentrale erheblich gefördert. Eine andere Arbeit iſt uns im Lauf des lezten Jahres er=
wachſen: die Schaffung der Kindergruppen. In nächſter Zeit werden die beteiligten
Stellen mit beſtimmten Anleitungen für vieſe Arbeit an die Deffentlichteit treten. Die zur
Löſung der vielgeſtaltigen Aufgaben notwendigen Funktionäre wurden in zahlreichen Funk-
tionär- und Führerkurſen herangebildet. Das vor uns liegende Jahr ſtellt uns
vor neue große Pflichten, die wir nur werden löſen können, wenn uns der Ed<wung und die
Begeiſterung dieſer lezten Tage bei der Arbeit immer beſeelt. |
Erich Dllenhauer ſpricht über die Preſſe des Verbandes. Die „Arbeiter-Jugend“
hat ihre Auflage auf 75 009 erhöhen können. Es iſt nunmehr dringend notwendig, das
Obligatorium reſtlos durchzuführen. Der „Führer“, der jezt 5000 Abonnenten zählt, ſoll
ausgeſtaltet werden. Außerdem beſchäftigt man ſich mit der Einrichtung einer Jugenb-
fkorreſpondenz, die die Parteipreſſe mit Material über die Iugendbewegung verſorgen
joll. Der Schriftenvertrieb, der im lezten Jahr einen ziemlichen Umfang annahm, ſoll zen-
traliſiert werden. Redner berichtet dann noch über die Mitarbeit unſeres Verbandes im
„Ausſchuß der deutſchen Jugendverbände“ und fordert die nachdrüclichſte Vertretung unſerer