300 Arbeiter-Jugend
Kapitaliſt eine Ware findet, eben die Arbelitskraft,
deren Verbrauch neue Werte erzeugt. Jede andere Ware, die ver-
braucht wird, verliert im Verbrauch ihren Wert, nur die Arbeitskraft, wenn ſie
zur Herſielluimg von Waren gebraucht wird, erzeugt einen Wertzuwachs. Daß ein
Paar Stiefel mehr wert iſt als das Leder, aus dem ſie hergeſtellt worden, oder
daß ein Brot einen größeren Wert hat als das Mehl, aus dem es gebacken worden,
iſt jelbſiverſtändlich, weil neue Arbeit darauf verwendet worden iſt.
Zuſammenfaſſend können wir alſo ſagen: Der Geldbeſitzer wird zum Rapi-
taliſten, indem er ſein Geld in die Zirkulation wirft. Zu ſeinem Glüc> kann er
jür jein Geld eine Ware kaufen, die lebendig iſt und deshalb Neues zu ſchaffen
vermag. Dieſe Ware verwendet er und nußt ſie aus, und ſo beruht auf der Aus-
beutung der Arbeitskraft durch den Kapitaliſten die Möglichkeit der Mehrwerts-
bilvung. Allerdings ſte>t der einzelne Kapitaliſt den erzielten Mehrwert nicht allein
in die Taſche, er muß vielmehr dem Leih- und Handelskapital Iribut zahlen, aber
bas ändert nichts an der Tatſache, daß die Ausbeutung der Arbeits»
krajt die Vorbedingung des Kapitalismus it.
Der Stammbaum der Tiere.
Von G. v. Irankenberg, Braunſchweig.
L
eit Darwin wiſſen wir, daß, die Lebeweſen nicht fertig aus Schöpfers Hand
Ch ierworgegongen ſind, ſondern ſich in beſtändiger Umbildung und Anpaſſung
f/ an neue Daſeinsbedingungen aus einfacheren Formen entwidelt
haben. Alle, ſo verſchieden ihr Bau und jo abweichend ihre Sitten, alle ſind ſie
verwandt miteinander, und das gibt uns ein Recht, einen „Stammbaum“ auf-
zuſtellen, wie 25 bei alten Familien Brauch iſt. Der wird uns ein Vild der ver»
wandtſchaftlichen Zuſammenhänge geben und zugleich den Weg darſtellen, den das
Leben bei ſeinem Siegeszug über die Erde genommen hat.
Verborgen iſt unſerem Bli> die Wurzel des Baumes. Wiſſen wir dod) nicht
einmal, wie das Leben auf dem Planeten Erde zuerſt entſtand. Daß es ein Schöpfer
ausgejtreut habe, den Glauben läßt modernes Denken und Wiſſen nicht mehr zu.
Blühte es von ſelbſt empor, im toten Stoff, durc< „Urzeugung“, ſo wie man
früher glaubte, daß aus dem Schlamm am Meeresufer allerhand Getier ſich ſelb»
ſtändig erzeugte? Dder flog es von anderen bewohnten Welten zu uns herüber,
die junge Erde beſruchtend wie Pflanzenſamen eine neu aus dem Meer getauchte
Inſel? Wir wiſſen es nicht. Wir kennen auch nicht die erſte Form, unter der es
ſich auf unſerem Stern zu behaupten vermochte. Ein Schleimklümpchen, meinen
wir, müßte der Anfang geweſen ſein. Oder auch vielleicht ein winziger Kriſtall, ein
Kügelchen oder Stäbchen, wie es die Bakterien heute ſind. Eines nur wiſſen
wir gewiß: einzellig waren dieſe erſten Lebeweſen. Ihr Körper beſtand nicht
aus einer Unzahl kleiner Kämmerchen wie der unſrige, ſondern eine einzige „Zelle“
bildete ihn, ein Tröpfchen Lebensſaſt, frei und na>t dahinrollend oder eingeſchloſſen
in ſtrafſere Haut oder in eine zierliche Schale.
3n unüberſehbarer Mannigſaltigkeit hat die Erde ſolche kleinen einzelligen
Weſen hervorgebracht: Wurzelfüßer und Glockentierchen, Strahlinge, Geißelträger,
Sonnentierchen und wie die Namen alle lauten, die man erſonnen hat, um der Fülle
der Erſcheinungen Herr zu werden. Jeden Tümpel bevölkern ſie wimmelnd, zu
flein, als daß das unbewaffnete Auge ſie wahrnähme, aber rieſenſtark an Zahl und
unüberwindlich an Fruchtbarkeit. |