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Prolefariat und Revolution.
Von Karl Korn,
1.
g/% eit der großen Umwälzung und den inneren Kämpfen, die ſich ihr anſchloſſen,
"ZH Hat das deutſche Volk keine ſo aufrüttelnden politiſchen Erregungen durch»
ex gemacht wie in den Wochen, die unmittelbar hinter uns liegen. An drama-
tiſcher Wucht, an kataſtrophaler Gipfelung mögen ja die jüngſten Ereigniſſe hinter
jenen Novembertagen des Jahres 1918 zurückſtehen: ſie ſind darum nicht weniger
Ichi&ſalsſchwer für die Geſtaltung unſerer nächſten Zukunft als jene brauſende
Ouvertüre, die die deutſche Revolution einleitete. Vielleicht ſogar werden ſie für die
ſpätere hiſtoriſche Betrachtung, die die treibenden Kräfte und den großen Zug der
Geſchehniſſe deutlicher erkennt als wir leidenſchaftlich Beteiligten, noch nicht einmal
in ihrer äußeren Bedingtheit und Zwangsläufigkeit ſo weſensverſchieden von den
voraufgegangenen Erſchütterungen ſein, wie uns heute der Augenſchein überreden
möchte. -
Daß die Umwälzung des Jahres 1918 keine Revolution im landläufigen Sinne
geweſen, haben nachgerade auch wir Zeitgenoſſen eingeſehen. Wir marxiſtiſchen
Sozialiſten vielleicht etwas früher und bereitwilliger als andere, denn wenn wir
je von unſeres Meiſters Geiſt einen Hauch verſpürt, ſo muß uns der fundamentale
Unterſchied zwiſchen einer politiſchen und einer ſozialen Revolution ſozuſagen in
Vleiſch und Blut übergegangen ſein, und von ſozialen Revolutionen --- das iſt eine
ſelbſtverſtändliche Folgerung ſeiner Entwie>lungslehre == wiſſen wir, daß ſie niemals
gemadt werden.
Daß aber die Novemberrevolution bloß eine politiſche, eine ſtaatsrechtliche Trag-
weite gehabt, lehrt uns jeder Bli>, den wir auf der Straße um uns werfen. Genau
wie früher, wie vor dem November 1918 oder vor dem Krieg, ja, noch anmaßender
und ſchamloſer als je raſt der müßige Reichtum in Samt und Seide, auf Gummi
und im Auto an uns vorüber, während die arbeitende Armut ſich in die Winkel
drückt, um nicht mit Kot beſprißt zu werden. Die Kaufläden und Magazine berſten
von Lecerbiſſen und Luxuswaren, die aus aller Welt herbeigeſchleppt werden, aber
Millionen unſerer Volksgenoſſen wiſſen nicht, wie ſie ihren und ihrer Kinder Hunger
nach Brot ſtillen und ihre Blöße bedecken ſollen. Hemmungsloſe Genußgier, Schwel-
gerei und Praſſerei in den oberen Schichten, -- unten, für rapid' wachſende Maſſen,
Verſinken in Elend, Schmußz und Verlumpung. Und nach wie vor die Wirtſchaft
auf Beſitz und Nichtbeſitz geſtellt, auf Kapitalprofit und Lohnſklaverei: das Kapital
in immer märchenhafteren Dimenſionen ſich in wenigen Händen häufend, die Ge-
ſamtheit nahezu reſtlos enteignet und proletariſiert.
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