Arbeiter-Jugend 333
Sprache ohne Worte bei den Urmenſchen annehmen laſſen. Dieſe Auſtraleingeborenen
beſizen nämlich eine Handſprache, mit Hilfe derer ſie ſich auf ſehr weite Entfernungen
verſtändigen können. Bei den nordamerikaniſchen Indianern war dasſelbe der Fall.
Die außerordentliche Sprachenzerſplitterung der Indianer erforderte geradezu eine
allen Stämmen geläufige Zeichenſprache, und ſie hatten tatſächlich eine ſolche. Von
ver Hudſonbai bis zum Golf von Mexiko waren die Zeichen in ihrer Bedeutung die
nämlichen, und ſie ſind zumeiſt ſo „natürlich“, daß ſie auch in unſerer Taubſtummen-
ſprache in gleicher Bedeutung wiederkehren. So drücken 3. B. die Indianer wie unſere
Taubſtummen den Begriff „reiten“ derart aus, daß ſie aus zwei Fingern der einen
Hand gleichſam Beine machen und dieſe rittlings auf einen Finger der andern Hand
jezen. „Regen“ wird in beiden Zeichenſprachen derart bildlich dargeſtellt, daß man
die Fingerſpizen der teilweiſe geſchloſſenen Hand abwärts bewegt, wie etwa der
Regen aus den Wolken niederfällt; „Furcht“, indem man die Hände an die unteren
Rippen legt und zeigt, wie das Herz bebt und bis zur Kehle zu ſteigen ſcheint uſw.
Auch bei den Eskimos hat ſich eine ſolche Zeichenſprache für Jagdzwec>e ausgebildet.
Klaatſch ſprach auch die Meinung aus, auf die Handſprache der menſchlichen Urahnen
iei die Manier zurüzuführen, die Lautſprache in ihrer Wirkſamkeit durch Geſtikula-
tionen- zu unterſtüßen, die bei manchen Völkern noch heute ſtark ausgeprägt iſt.
Das begleitende Mienen- und Gebärdenſpiel hat gewiß der Lautſprache in ihren
Anfangszuſtänden wirkſame Unterſtüzung gegeben, und häufig wird der Laut erſt
dur) die begleitenden Gebärden ſeine richtige Bedeutung erhalten haben. Das Laut-
zeichen bildet im Grunde nur eine beſondere Art des Mienen- und Gebärdenſpiels,
das die augenbliFliche Bewußtſeinslage einer Perſon anderen kundgibt. So darf
man annehmen, doß ſich die Lautſprache urſprünglich in Anlehnung an die Gebärden-
ſprache entwi&elte und daß ſie ſich erſt allmählich unter dem Einfluß des dauernden
Zuſammenſeins von Menſchen von dieſer gelöſt und verſelbſtändigt hat. Wenn aber
der urſprüngliche Sprachlaut eine Lautgebärde iſt, die ihre Bedeutung erſt durc) das
ſonſtige, ſie begleitende Mienen- oder Gebärdenſpiel gewann, jo wird es eine feſte,
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-Abbildung 2, Auſtraliſche Eingebocene verſtändigen ſieg auf der Zagd durch Zeizeufprace, (Driginalzeichnung.)