334 Arbeiter-Jugend
unzweideutige Beziehung zwiſchen Laut und Bedeutung niemals gegeben haben.
Die Exiſtenz einer gemeinſamen Urſprache der Menſchen iſt nicht erwieſen und
ſie iſt, ſojern nur an die Lautſprache gedacht wird, auch vnwahrſcheinlich. Wir dürfen
bei den erſten Menſchen bloß eine Gebärden!prache, im günſtigſten Fall dieſe bes
gleitende Lautgebärden annehmen. Die Entſtehumg der älteren Sprachfamilien
werden wir uns im großen und ganzen nicht anders denken können, als vie Ent»
ſtehung der neueren Gprachgruppen aus ihren noch in ſelbſtändigen Literaturdenk»-
mälern erhaltenen älteren Formen.
Die großen Dihler Iſuliens.
Von Henni Lehmann.
Frei Dichternamen ſind es, welche die höchſte Höhe italieniſcher Dichtkunſt be-
B FJaeichnen, Dante, Arioſt, Taſſo. Alle drei ſchufen als Hauptwerke, die
Eur ihren Namen unſterblich machten, erzählende Gedichte, Epen. Dante, der
älteſte von ihnen, der an Größe wohl die andern überragt, ijt in dieſem Jahr dem
Gedächtnis beſonders lebendig, da am 14.'September 600 Jahre ſeit ſeinen Todestag
verſloſſen waren. Er war geboren am 25. Yiai 1265 zu Florenz und ſtarb in der Ver-
bannung am 14, September 1821 zu Ravenna. Der Rame „Dante“ iſt eine Ab-
fürzung ſeines Vornamens „Durante"; mit dem Familiennamen hieß er „Alighieri“
(ſprich: aligieri), alſo vollſtändig: „Dante Alighieri“. |
Die Schidſale aller drei Dichter ſind eng verknüpft mit den Fürſtenhäuſern oder
Fürſtenhöſen, zu denen ſie in Beziehung ſtanden, denn in jener Zeit war das Dichten
tein Beruf, von dem man leben konnte, wenn man nicht einen vornehmen Gönner
jand. Danie iſt verwi>elt geweſen in die Kämpfe zwiſchen Kaiſer und Papit, die die
Zeit beherrſchten; er ſtand auf ſeiten des Kaiſertums, troßdem er in ſeiner Dichtung
ſo ſtark religiös eingeſtellt iſt. In ſeiner Vaterſtadt wurden dieſe Parteien als die
„Weißen“ und die „Schwarzen“ bezeichnet, und als die kirchliche Partei, die
Gchwarzen, die Dberhand gewann (im Jahre 1302), mußte er fliehen und wurde
verbannt. Er hat dann noc einmal die Nückehr verſucht, iſt jahrlang an ver-
ſchiedenen Orten im Lande kürzere oder längere Zeit geweſen, bis er die leßzien
Lebensjahre in Ravenna verbrachte. Dante hat niemals die Trennung von der
Heimat völlig überwunden. Er ſpricht einmal davon, wie „ſcharf verſalzen ſremdes
Brot ſchme>t; wie hart es iſt, fremde Treppen zu ſteigen“. Politiſche Ereigniſſe der
Zeit ſpiegeln ſich vielfach in ſeiner Hauptdichtlung, der „Divina Commedia“, ver
„Göttlichen Komödie“, wider.
Die „Göttliche Komödie" iſt in Terzinen geſchrieben, in dreizeiligen gereimten
Sirophen, deren Reime ſich verſchlingen. Sie beſteht aus drei Teilen, der „Hölle“
W'inſerno), dem Fegefeuer (il purgatorio) und dem Baradies (il paradiso).
Dante durchwandert alle drei Gebiete an Führerhand. Er findet ſich zunächſt verirrt
in einem weiten Wald. Er will den Ausgang zu einem beſonnten Berg ſuchen, da
ſtellen ſic) ihm ein Panther, ein Löwe und eine Wölfin entgegen. Nun tritt der
römiſche Dichter aus heidniſcher Zeit, Virgil, zu ihm und bietet ſich an, ihn zu
ſühren. Die Wanderung Dantes durc) Hölle, Fegefeuer und Himmel ſtellt dann ge-
wiſſermaßen die Reinigung von Dantes eigner Seele von der Buße zur Verklärung
Dar, ſo wie es der katholiſchen Auffaſſung entſprach.
; Die Einteilung der drei Reiche ſchildert der Dichter ſo genau, daß man ſie
dana) aufzeichnen kann. Die Hölle bildet einen großen Trichter, deſſen Spitze
in der Mitte der Erde ſte>t. Der Trichter zieht ſich in neun ſtufenſörmigen Kreiſen