Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

336 Arbeiter-Jugend 
erſchienen und leicht zu beſchaffen. Zum Schluß ſeien hier die Verſe aus der „Gött- 
lichen -Komödie“ hergeſeßt, die Dante als Ueberſchrift über dem Höllentor lieſt (ſie 
entſprechen dem Wortlaut, nicht jedoch der Reimform des Originals): 
„HZinunter geht es hier in Nacht und Schauer, 
Hinunter zu der Stadt per ew'gen Trauer, 
Hinunter au dem ganz verlor'nen Volke. 
Gerechtigkeit war Antrieb, mirh) zu ſchaſſen. 
Die Allmacht Gottes hat mich tief gegründet, 
Die höchſte Weisheit und die erſte Liebe. 
Vor mir ward nichts, als das, was ewig wöhrt, 
Und ew'ge Dauer iſt auch mir beſchieden. 
Laßt, die ihr eingeht, alle Hoffnung ſchwinden!" 
 
Schülerräte und Arbeiterjugend. 
Von Okto Incobſen, Kiel. 
W 8 or allen Dingen ſind hier nur die Schülerräte der Fortbildungsſchulen gemeint, die 
S Y anderen kommen diesmal für uns nicht in Frage. Der Schülerrat und das dadurch 
"3-/ gegebene Recht der Mitbeſtimmung der Schüler iſt eine durc< die Novemberrevolution 
1918 geſchenkte Freiheit. Geſchenkte Freiheit wird aber immer nicht ſo begriffen und ausgenußt 
wie erkämpfte Freiheit. So ſteht es auch im Augenbli> mit der durch das Mitbeſtimmungs» 
recht der Gehüler gewährleiſteten Freiheit an den Fortbildungsſhulen. Die heutige 
Gdhülergeneration kennt nicht den gewaltigen Unterſchied des Einſt und Ießzt. Sie weiß 
nicht, daß die Ghüler, früher Objekt, heute Subjekt der Erziehung ſind. Weil nun die 
Maſſe der Schüler dieſes Wiſſen nicht hat und darum nicht zur Arbeit kommt, iſt es Pflicht 
unſerer Mitglieder, in den Schülerräten und den Vertrauensmännerkörpern die Führung an 
ſich zu reißen und bewußt im Sinne der Arbeiterjugend zum Wohle der geſamten arbeitenden 
Jugend zu arbeiten. 
Zunächſt muß darauf hingearbeitet werden, daß das Verhältnis zwiſchen Lehrern und 
OEdqcülern ein auf Vertrauen und Achtung aufgebautes wird. Der Schülerrat hat ſowohl die 
Lehrer zur Rede zu ſtellen, falls ſie ihre Befugniſſe überſchreiten, als auch die Schüler, die 
fich den Lehrern gegenüber in wilder Oppoſition gefallen. Es iſt ja ohne Zweifel klar, daß 
die Meijten Lehrer nicht mehr umlernen können; das alte Syſtem iſt ſchwer zu überwinden. 
Hier gilt es ſtüßen und nicht ſtoßen. Das ſein-Jollende Verhältnis läßt ſich mit zwei Säßen 
ausdrücden: 
1. Die Jugend muß Achtung haben vor dem Alter, weil es die Erfahrung voraus hat 
2. Das Alter muß vor der Jugend Achtung haben, weil ſich in ihr das Neue (der Fort- 
Ihritt) verkörpert, das nicht unterdrüd>t, ſondern verſtanden ſein will. 
Daß nun Jugendliche, die durch unſere Organiſation gehen, am meiſten berufen ſind, 
im Ginne des Fortſchritts und der Auſwärtsentwiklung zu arbeiten, unterliegt keinem Zweifel. 
Mitwirkung bei der AuSsgeſtaltung des ganzen Unterrichts, 
ſowohl des fachlichen wie auch des ſtaatsbürgerlichen, hierin liegt eine Hauptaufgabe des 
Gchülerrats und der Vertrauensmänner. Im fachlichen Unterricht iſt der Weg zu beſchreiten, 
der zur Arbeitsſchule führt, außerdem iſt darauf zu achten, daß zu dieſem Unterricht nur 
Lehrer aus dem Berufsleben genommen werden. Im ſtaatsbürgerlichen Unterricht kann eine 
Mitwirkung nur dann in Frage kommen, wenn der Schülerrat und der Vertrauensmänner»- 
körper ſelbſt etwas weiß. Es iſt darum notwendig, Kurſe zu veranſtalten, die folgende 
Themen behandeln: Verſaſſung, Staatsformen, alſo die Fragen: was iſt der Staat?, wie ent» - 
ſtand er?, das Verhältnis des Staatsbürgers zum Staat uſw. Kiel hat den Anfang in dieſer 
Richtung gemacht. 
Ferner muß nach Möglichkeit überall eine Zuſammenarbeit zwiſchen den Jugendkartellen 
der Gewerkſchaften, den ſozialiſtiſchen Jugendorganiſationen und dem Schülerrat angebahnt 

	        
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