Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

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hat, ſeinen Mitgliedern das Tragen der 
Ih<warz-rot-goldenen Farben neben den Ver- 
einsabzeichen zur Pflicht zu machen, und daß 
er zurzeit in weiteren Kreiſen eine rege Pro» 
paganpa macht zur Aufnahme einer „all» 
gemeinen Jſ<Owarz-rot-goldenen 
Dfifſenſive“ gegen die wieder- 
e*xwacjgende Ff<hwarzg-weiß-rote 
Reaktion. H. Sreund-Freiburg. 
 
Siftlich verwahrloſie --- bürgerliche Jugend. 
Wit Vorlieb2 zetern die deutſchnationalen 
Moraltanten (beiderlei Geſchlechts) über die 
„ſittlich verwahrloſte proletoriſche Jugend". 
Wir wiſſen wohl, daß ein Teil der proletg» 
riſchen Jugend „verwahrloſt“ iſt, wiſſen aber 
auch, daß der Fluch der Schuld auf jene 
„goltgewollte" bürgerliczpe GeſellſchoftsorDd» 
nung fällt, deren eifrigſte Giüßzen == die 
Deutſc<hnationalen ſind. 
Mit welchem Recht ſich übrigens gerade 
die Deutſhnationalen als Sittenrichter über 
die Jugend anderer Volkskreiſe auſſpielen, er» 
hHelſt u. a. aus einem Vorgang, über den die 
Berliner „Welt am Montag“ berichtet. Wäh- 
rend der Gründungsfeier der Ortsgruppe 
„Theodor Körner“ des deutſchen Jugendbun»- 
des Bismar> traf vie Meldung von der Ex» 
mordung Grazbergers ein. Der Ge» 
ſchäftsführer der „Deutſchnationalen B ol?k s>»- 
partei“, ein Herr Strak>, gab die Nach» 
richt in folgender Form bekannt: 
„Wie ich ſoeben leſe, iſt der „di>e, feiſte, 
vierſ<hrötkfige allgemeine 
rufe: Sehr gu?! Heil! uſw.) Neichöverderber 
Heiterkeit, Zu- 
Arbeiter-Jugend 
Eraberger erſehoffen worden! (Minntenlange3 
Händeklgiſhenz HrU-Nufe,) Wir freuen uns dax» 
über, daß Deutſ<land von einem ſeiner SEchüd» 
linge befreit iſt, (Beifall,) Wir tragen die 
volle Verantwortung für dieſe Tat, Es 
iſt durc<n3s mriſtlicm (11), wenn wir unſere Freude 
darüber ausdräden, denn was man al13 Böſe3 er- 
fannt hat, muß man beſeitigen." (Aliſeitige Zuy- 
ſtimmung.) 
Jedes Wort der Kritik würde die Wirkung 
dieſer Schandleiſtung beeinträchtigen. Und 
die ſo erzogene Jugend ſoll der Republik ihre 
Richter und Staatsanwälte, ihre Oberlehrer 
und Kirchenlichter, kurz ihre beamteten „gei- 
ſtigen Führer" liefern! 
Der Deutſ<nationale Ivgendbund geſpalten. 
In Nürnberg traf man ſich kürzlich zur 
drithben Reichstagung des Deutſc<nationalen 
Jugendbundes, 
Im Deutſchnationalen Jugendbumnd kämpfte 
ſeit langem eine „jungdeutſche“ Oppoſition 
gegen dig Führung, die den veaktionärſten 
„Botsdamer Geiſt“ pfiegt. Auf der Bundes» 
tagung ſollten einige Brandenburger „Jungs 
deutſche“ Gruppen aus dem Bund gaus62- 
Ichloſſen werden. Da gab es Krach, und der 
Krach endets mit dem Ausſcheiden aller Jung- 
doutſchen aus dem Deutſchnationalen Jugend- 
bund. Nun gibt es alſo noch einen deutſch» 
nationalen „JIungdeutſchen Bund“, der mins- 
deſtens den vierten Teil des alten Bundes 
verſchlu>t hat. 
Wir werden die Chre haben, auch den 
Jungdeutſchen Bund zu unſern Gegnern zu 
zählen, folls er es nicht vorzieht, jede Pro» 
vokation zu unterlaſſen. 
 
 
* A122820222220220008 3:44.5..5 4 8X 1A22 
Bom Yommuniſitichen Jugendtag, 
Die „Kommuniſtiſche Jugend“ hatte kürzlich 
zu einem internationalen Jugendtag aufge» 
rufen, der inzwiſchen ſtattgeſunden hat. Es 
liegen uns darüber die Berichte verſchiedener 
kommuniſtiſcher Zeitungen aus allen Gegen» 
den des Reiches vor. 
Faſt überall leſen wir von Voiksſpielen 
und Volkstänzen, die die kommuniſtiſche Im» 
gend aufgeführt babe. Yeber den Jugendta 
in Eſſen 3. B. berichtet das „Ruhr-Ec<h9“, 
daß die Jugend zur Waldwieſe im dortigen 
Gtadtporf gezogen jei, wo ſich „ein luſtiges 
Leben und Treiben bei munteren Volks» 
ſpielen“ entwidelt habe. 
Das iſt nun zwar nichts Erſtaunliches, denn 
auch die kommuniſtiſche Iugend iſt jung und 
weiß ihre natürliche Lebensfreude gegen die 
Enaherzigkeit ihrer älteren Führer, die „luſti- 
nes Leben und Treiben bei munteren Volks» 
ſpielen“ als freideutſch und „kleinbürgerlich“ 
ablehnen, zu verteidigen. Es iſt aber merko 
würdig, daß dieſe kommuniſtiſche Jugend 
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mit ihren Führern in ein Horn bläſt, wenn 
wir, die verhaßte Arbeiterjugend, zu ſpielen 
und tanzen uns einfallen laſſen. 
Erſt kürzlich, in der Sondernummer der 
„Jungen Garde“ zum internationalen Ju- 
gendtag, laſen wir einen Artikel mit der 
DVeberſchrift: „Zwei Jugendtage.“ Des lan- 
gen Galms kurzer Sinn war: Wir hätten 
in Bielefeld troß der ernſten Zeit geſpielt 
und getanzt, wir ſeien die ver8inigte „GSpiel- 
jugend“, während ſie, die Kommuniſten, auf 
ihren Jugendtagen demonſtrierten, kämpften. 
Wir erfahren denn auch in dem Bericht des 
„Ruhr-Cho“ über den kommuniſtiſchen Ju- 
gendtag, daß vieſer bewieſen habe, wie es 
aufwärts ginge auf dem Weg der Kommut- 
niſten, und daß „das Bürgertum und ſeine 
Trabanten vor den Kommuniſten, insbeſon- 
dere vor der „Kommuniſtiſchen Jugend“, zit- 
tern“ mögen. Wenn wir dieſem Bericht glau 
ben, ſo war alſo der kommuniſtiſche Jugend» 
tag eindrudsvoll geweſen, obgleich die Ju- 
gend aud) geſpielt und getanzt, auc „ſrei-
	        
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