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hat, ſeinen Mitgliedern das Tragen der
Ih<warz-rot-goldenen Farben neben den Ver-
einsabzeichen zur Pflicht zu machen, und daß
er zurzeit in weiteren Kreiſen eine rege Pro»
paganpa macht zur Aufnahme einer „all»
gemeinen Jſ<Owarz-rot-goldenen
Dfifſenſive“ gegen die wieder-
e*xwacjgende Ff<hwarzg-weiß-rote
Reaktion. H. Sreund-Freiburg.
Siftlich verwahrloſie --- bürgerliche Jugend.
Wit Vorlieb2 zetern die deutſchnationalen
Moraltanten (beiderlei Geſchlechts) über die
„ſittlich verwahrloſte proletoriſche Jugend".
Wir wiſſen wohl, daß ein Teil der proletg»
riſchen Jugend „verwahrloſt“ iſt, wiſſen aber
auch, daß der Fluch der Schuld auf jene
„goltgewollte" bürgerliczpe GeſellſchoftsorDd»
nung fällt, deren eifrigſte Giüßzen == die
Deutſc<hnationalen ſind.
Mit welchem Recht ſich übrigens gerade
die Deutſhnationalen als Sittenrichter über
die Jugend anderer Volkskreiſe auſſpielen, er»
hHelſt u. a. aus einem Vorgang, über den die
Berliner „Welt am Montag“ berichtet. Wäh-
rend der Gründungsfeier der Ortsgruppe
„Theodor Körner“ des deutſchen Jugendbun»-
des Bismar> traf vie Meldung von der Ex»
mordung Grazbergers ein. Der Ge»
ſchäftsführer der „Deutſchnationalen B ol?k s>»-
partei“, ein Herr Strak>, gab die Nach»
richt in folgender Form bekannt:
„Wie ich ſoeben leſe, iſt der „di>e, feiſte,
vierſ<hrötkfige allgemeine
rufe: Sehr gu?! Heil! uſw.) Neichöverderber
Heiterkeit, Zu-
Arbeiter-Jugend
Eraberger erſehoffen worden! (Minntenlange3
Händeklgiſhenz HrU-Nufe,) Wir freuen uns dax»
über, daß Deutſ<land von einem ſeiner SEchüd»
linge befreit iſt, (Beifall,) Wir tragen die
volle Verantwortung für dieſe Tat, Es
iſt durc<n3s mriſtlicm (11), wenn wir unſere Freude
darüber ausdräden, denn was man al13 Böſe3 er-
fannt hat, muß man beſeitigen." (Aliſeitige Zuy-
ſtimmung.)
Jedes Wort der Kritik würde die Wirkung
dieſer Schandleiſtung beeinträchtigen. Und
die ſo erzogene Jugend ſoll der Republik ihre
Richter und Staatsanwälte, ihre Oberlehrer
und Kirchenlichter, kurz ihre beamteten „gei-
ſtigen Führer" liefern!
Der Deutſ<nationale Ivgendbund geſpalten.
In Nürnberg traf man ſich kürzlich zur
drithben Reichstagung des Deutſc<nationalen
Jugendbundes,
Im Deutſchnationalen Jugendbumnd kämpfte
ſeit langem eine „jungdeutſche“ Oppoſition
gegen dig Führung, die den veaktionärſten
„Botsdamer Geiſt“ pfiegt. Auf der Bundes»
tagung ſollten einige Brandenburger „Jungs
deutſche“ Gruppen aus dem Bund gaus62-
Ichloſſen werden. Da gab es Krach, und der
Krach endets mit dem Ausſcheiden aller Jung-
doutſchen aus dem Deutſchnationalen Jugend-
bund. Nun gibt es alſo noch einen deutſch»
nationalen „JIungdeutſchen Bund“, der mins-
deſtens den vierten Teil des alten Bundes
verſchlu>t hat.
Wir werden die Chre haben, auch den
Jungdeutſchen Bund zu unſern Gegnern zu
zählen, folls er es nicht vorzieht, jede Pro»
vokation zu unterlaſſen.
* A122820222220220008 3:44.5..5 4 8X 1A22
Bom Yommuniſitichen Jugendtag,
Die „Kommuniſtiſche Jugend“ hatte kürzlich
zu einem internationalen Jugendtag aufge»
rufen, der inzwiſchen ſtattgeſunden hat. Es
liegen uns darüber die Berichte verſchiedener
kommuniſtiſcher Zeitungen aus allen Gegen»
den des Reiches vor.
Faſt überall leſen wir von Voiksſpielen
und Volkstänzen, die die kommuniſtiſche Im»
gend aufgeführt babe. Yeber den Jugendta
in Eſſen 3. B. berichtet das „Ruhr-Ec<h9“,
daß die Jugend zur Waldwieſe im dortigen
Gtadtporf gezogen jei, wo ſich „ein luſtiges
Leben und Treiben bei munteren Volks»
ſpielen“ entwidelt habe.
Das iſt nun zwar nichts Erſtaunliches, denn
auch die kommuniſtiſche Iugend iſt jung und
weiß ihre natürliche Lebensfreude gegen die
Enaherzigkeit ihrer älteren Führer, die „luſti-
nes Leben und Treiben bei munteren Volks»
ſpielen“ als freideutſch und „kleinbürgerlich“
ablehnen, zu verteidigen. Es iſt aber merko
würdig, daß dieſe kommuniſtiſche Jugend
KI DE URS SSER.
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mit ihren Führern in ein Horn bläſt, wenn
wir, die verhaßte Arbeiterjugend, zu ſpielen
und tanzen uns einfallen laſſen.
Erſt kürzlich, in der Sondernummer der
„Jungen Garde“ zum internationalen Ju-
gendtag, laſen wir einen Artikel mit der
DVeberſchrift: „Zwei Jugendtage.“ Des lan-
gen Galms kurzer Sinn war: Wir hätten
in Bielefeld troß der ernſten Zeit geſpielt
und getanzt, wir ſeien die ver8inigte „GSpiel-
jugend“, während ſie, die Kommuniſten, auf
ihren Jugendtagen demonſtrierten, kämpften.
Wir erfahren denn auch in dem Bericht des
„Ruhr-Cho“ über den kommuniſtiſchen Ju-
gendtag, daß vieſer bewieſen habe, wie es
aufwärts ginge auf dem Weg der Kommut-
niſten, und daß „das Bürgertum und ſeine
Trabanten vor den Kommuniſten, insbeſon-
dere vor der „Kommuniſtiſchen Jugend“, zit-
tern“ mögen. Wenn wir dieſem Bericht glau
ben, ſo war alſo der kommuniſtiſche Jugend»
tag eindrudsvoll geweſen, obgleich die Ju-
gend aud) geſpielt und getanzt, auc „ſrei-