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darf er als das Fundament der „Jugendinternationaie 224“ betrachtet werden. „Mehr
Schuß und mehr Bildung für das Jungproletariat!" lautet noch heute ſein Programm,
und jein Endziel, auf dem Wege des Klaſſenkampfes die neue Geſellſchaftsordnung zu er»
ringen, iſt dieſelbe Loſung, die auch die deutſche Arbeiterjugend befolgt. Die notwendige
- Konſequenz dieſer Feſtſtellung leuchtet jedem ein: über vergangene und vergeſſene Differenzen
hinweg gilt es, zur neuen, umfaſſenden Einheit ſozialiſtiſcher Iugend zu gelangen. Man
bringe nur einmal ſtatt aller „Taktiker“ und „Strategen“ jugendliche Vertreter der beo»
teiligten Landesperbände zuſammen, und man wird ſehen, daß Holländer wie Oeſterreicher,
Deutſche wie Franzoſen ſehr bald ſich zur erlöſenden Tat, der Wiedervereinigung aller
demofkratiſch-ſozialiſtiſchen Jugend in der einen ſozialiſtiſchen Jugendinternationale ent»
j<ließen werden. Möge die arbeitende Jugend allenthalben damit vorangehen, dann wird
Jiatt „Rechtsſozialiſten“ und „Zentriſten“ allein dem Tatſozigalismus die Zukunft gohören!
Es wird anders, " ee.
Bon Ernſt Preczang,
& “ le ſritien beide rüſtig aus, bis ſie die lezten Höuſer der Stadt im Rücken hatten
"WW und der Lärm der Straßen allmählich hinter ihnen verhallte, Dann bogen ſie rechts
dy in den ſchmalen Feldweg ein, der zu dem kleinen Dorfe führte, in dem ſie wohnten.
Nun gingen ſie langſamer. Der Alte ſchien in tiefes Nachdenken verſunken; mit gebeugtem
Rücken und geſenktem Kopf ſchritt er ſchleppend »dahin. In der linken Hand trug er die
leere Blechkanne, die er, mit kaltem Kafſee gefüllt, des Morgens in die Fabrik mitnahm,
Der Sohn hatte die ſeinige an einer Schnur befeſtigt und umgehängt. Go konnte er
beſſer Blumen pfſlüden, die ſpärlich) am Rande des Weges wuchſen. Der Alte ging, ohne
ſich umzuſehen, ſeinen regelmößigen Schritt. Der Knabe war zurückgeblieben. Nun lief
er, den Vater einzuholen. Dann ordnete er die verkümmerten Blüten und breiten Gräſer
zum Strauß.
„Den bring' ich der Mutter. Hab ſonſt ſchönere gefunden, als ic<ß noc< zur Schule
ging -- geſtern noch. Da ſJucht* ich auch den ganzen Nachmittag. Nun muß ich in die
Dabrik. Ieben Tag, Vater?“
„Jeden Tag." -- „Bon morgens bis abends?" -- „Von morgens 'bis abends.“
„Wie heute? Jeden Tag und jeden Tag, genau wie heute?" =“- „Wie heute. Immer.*
„Aber Sonntags darſ ich ausruhen, auf die Wieſe gehen, laufen, ſpringen und ſpielen
and Blumen pflüden?“ -- „Wenn wir auf dem Ac>er nichts zu tun haben, ja.“
Nachdenklich ſ<wieg der Knabe. Dann plötzlich fragt er: „Vater, wie oſt biſt du ſchon
jo gegangen?" --- „Wie ofi? Weiß nicht. Immer.“ Er jann einen Augenbli>. „Zwanzig
Jahr wohl beinah." -
„Zwanzig Jahre? Der Zunge rechnete. „Das ſind über ſechstauſend Tage, Bater.
Ohne Sonntag.“ =- „Soviel werden's ſein, ja." -- „Und immer morgens hin und abends
zurüg?" -- „Immer.“
„Das möcht id) nict!“
Der Alte blieb ſtehen, richtete ſi) ein wenig auf und ſah den Knaben ſcharf a.
Dann, als beſänne er ſich, ſagte er milde: „Daran gewöhnt man ſich.“
Gcweigend ſ<hritten ſie weiter. Plößlich blieb der Junge ſtehen: „I< kann nicht
weiter, Bater; bin ſo ſurchtbar müde.“
Der Alte. hörte es wohl nicht. -- „Iſt's noch weit, Vater?" =- „Bald ſind wir
zu Haus.“
„Wirſt du nie müde, Vater?" == „Das gewöhnt ſich.“ .
„Mir tut der Rücken weh.“ --“ „Haſt ſ<were Stü>e tragen müſſen. Hab's geſeh'n.“
„Muß ich morgen wieder?“ --- „Wirſt wohl müſſen.“
„n paarmal hat's mir ordentlich gefnadt in den Knochen. Aber ich hab's mir
derbiſſen. Kein Menſcy hat's gemerkt, wie ich mich geguält hab'." = „Darf's auch nicht.“
„Aber jeden Tag krieg ich's wohl nicht fertig. Das halt ich nicht aus. Auf den
Schultern bab' ich große, blaue Fle>en, glaub" ich." = „Die vergeh'n wieder. it alles
Gewohnheit. . . . Aller Anfang iſt ſchwer."
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