Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

 
 
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Aus der „ſchwarzen Gegend“. 
Wenn id) von der „ſc<warzen Gegend“ 
Ichreibe, dann iſt damit nicht eiwa der Erd»- 
teil gemeint, wo die Menſchen eine ſchwarze 
Hautfarbe haben. Nein, ich meine die ECd>e 
Deutſchlands, wo die Menſchen wohl eine 
weiße Hautfarbe haben, aber innen ſchwarz 
wie die Nacht ſind, die Trierer Gegend. 
Aber au“ dort iſt mit der Revolution 
ein hell leuctender Morgenſtern aufgegan- 
gen. Die Idee des Gogialismus hat bei 
einem kleinen Teil der Arbeiterſchaft Fuß 
gefaßt. Der neue Gedanke griff ſchnell um 
ſich, und bald entſtand auch, von unterneh- 
mungsluſtigen Genoſſen gegründet, ein jun- 
ges Varteiblatt. Dadurch wurde auc) ich in 
dieſe Gegend verſchlagen und betrachtete es 
als ſelbſtvorſtändlich, vaß die Gründung eines 
Arbeiterjugend-Vereins nicht lange auſ ſich 
warten laſſen dürſe. Bald hatten wir denn 
aud) einen feinen Berein, ſehr zum Aerger 
ind Verdruß mancher Diener der Kirche, die 
uns ſogleic) ihr größtes Intereſſe bezeugten, 
indem ſie von Haus zu Haus liefen, um gegen 
uns zu ggitieren. Sie ſchnappten uns auch 
eine ganze -Anzahl Mitglieder weg, konnten 
uns jedoch nicht von emſiger Weiterarbeit ab» 
halten, und ſo hatten wir in ganz kurzer 
Zeit ein Werk geſchaffen, das ſich in den 
-Rheinlanden ſehen laſſen kann. 
Um mm die Bewegung auch auf die um- 
liegenden Drtſchaften und Gtädtc<en aus- 
zubreiten, veranſtalteten wir einen Zus 
gendleiterfurjus, zu dem auch eine 
ganze Anzahl Genoſſen aus dem Sagar» 
gebiet erſchienen waren, wo unſer Verband 
jeßt ebenfalls wieder feſten Fuß gefaßt hat. 
Fünſzehn Vereine hatten Delegierte entſandt. 
Der Kurſus erſtre&te ſich über zwei Tage 
und gab allen Teilnehmern eine Fülle von 
neuen Anregungen für unſere Vereins- und 
Werbearbeit. Seine Wirkungen zeigen ſich 
jezt darin, daß es ſich auch im Regierungs- 
bezirk? regt und wir demnächſt an die Grün» 
dung einer Anzahl von neuen Vereinea 
gehen fönnen. Als Abſchluß veranſtalteten 
wir eine glänzend gelungene Jugend» 
feier, mit der die Trierer Arbeiterjugend 
zum erſtenmal an die Deſſfentlichkeit trat. Die 
Arbeiterſchaft war begeiſtert, und an allen 
„Arbeitsſtellen ſprach man in den nächſten 
Tagen nur noc von unſerer Feier. Was 
unſere Arbeiterjugend" zeigte, war für Trier 
in der Tat anch etwas unerhört Neues, 
unſere ſchönen Volkstänze riefen allgemeinen 
Jubel hervor. Beſonders auch bei den an- 
weſenden Gäſten und Jugendgenoſſen aus 
vem Saargebiet, die ſich nichts Beſſeres 
wäünſcghien, als daß au< bei ihnen dieſe 
 
 
Arbeiter-Jugend 
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ſchönen Tänze gepflegt würden. So entſtand 
denn guys dem Rurſus und der Feier htr0us 
der Gedanke, demnächſt eine Zuſammen» 
funſt der Trierer und der Jugend 
des Gaargebiets zu veranſtalten. 
Die Ausführung ließ nicht lange auf ſich 
warten. Drei Wochen ſpäter gabs ein feines 
Treffen auf „dem Altfels, in der Nähe der 
Grenze des Gaargebiets, wo wir köſtliche - 
Gtunden verlebten und es uns ganz beſon 
vers angelegen ſein ließen, unſere Freunde 
aus dem Saargebiet in die Kunſt des Volks» 
janzes einzuführen. Gar zu ſc<nell waren 
die ſchönen Gtunden verſtrichen, aber wir 
mußten unjeren Freunden aus dem Saargebiet, 
die ja politiſch vom deutſchen Vaterland ge» 
trennt, deren Herzen aber in alter Liebe und 
Treue mit ihm verbunden ſind, verſprechen, 
ſie in Saarbrü>en zu beſuchen. 
Unſere Gegner ſind auch hier rüſtig an 
der Arbeit, unſer junges Werk zu zerſtören. 
Die Kommuniſten verſuchen, mit luxem» 
burgiſcher Hilfe, hier Fuß zu faſſen und ver» 
legen ihre ganze Agitation, wie wir das ja 
überall gewohnt ſind, darauf, die Mitglieder 
der „Arbeiterjugend“ zu ſich herüberzuziehen, 
was ihnen bis jezt aber noch nicht gelungen 
iſt. Im höchſten Grade lächerlich mutete es 
uns an, als wir in einer der lezten Num» 
mern der „Jungen Garde“ laſen, daß die 
kommuniſtiſche Ingend in Trier den Kampf 
gegen die katholiſchen Jünglingsvereine er 
folgreich auſgenommen habe. Davon war 
hier bisher nod) nicht das geringſte zu ſpüren. 
Und wie dollten die zehn Männekens auch 
wohl den Kampf gegen die katholiſchen Jüng»- 
lingsvereine mit ihren 25 000 bis 30 000 Mit 
aliedern auſnehmen, die in jedem Dorf in der 
Berſon des Kaplans ihren Jugendpfleger und 
bei jeder Kirche ein Jugendheim haben! Eine- 
ganz andere Gefahr erbliken aber dieſe 
Kreiſe in unferm jungen, aufwärtsſtrebenden 
Verein, und da man durc) eigene Kraft nichts 
negen ihn ausrichten konnte, fo wurde ein 
Beſchlvyß der ſtädtiſchen Behörden herbei» 
geführt, wonach uns der Schulſaal, den 
wir benußten, nur dann zur Ver» 
ſügung ſtehen ſollte, wenn wir 
für 3ungen und Mädel ge- 
trennte Veranſtaltungen trüfen,. 
Die ſittlichen Gefahren ſeien zu groß! Für 
katholiſche Geiſtliche iſt es natürlich etwas 
Unerhörtes, daß Jungen und Mädel in einem 
Verein zuſammen erzogen werden. Aber das 
hält uns nicht davon ab, kräftig in unſerem 
Sinne weiter zu arbeiten, wie groß auc) die 
Echwierigkeiten ſeien. 
Much im ſchwarzen Trier marſchiert die 
Arbeiterjugend, Karl Raloff, 

	        
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