Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

BÜBTHRTZEN 
verſchiedenen Jugenögenoſſen gefragt wor- 
den: „Was iſt venn das für ein Wanderklub 
oder bürgerlicher Verein mit dem blauroten 
Abzeichen?“ Wie ic dann ſagte, das ſei Ar»- 
beiterjugend aus. dem Eauerland, da waren 
die Frager ſprachlos, „denn ſolch ein buntes 
Ding hätte man wohl einem bürgerlichen 
Verein zugetraut, aber keiner Arbeiter- 
jugend. Das war ia nun ein bißchen „Jurch» 
Sa. ehrlngsſragen und, 
 
Arbeiter-Jugend 
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einander“ geſprochen, aber kennzeichnete doch 
die Meinung der Sprecher. Nn 
Alſo, ihr Sauerländer, zieht keine ſauren 
Geſichter, geht in ev<. und hängt euer künſt» 
leriſches Vild an die Wand in euer Kämmer» 
fein und freut euch) daran, aber an eure 
Bluſe und an everen Kittel ſte>t das 8.5I.! 
- Karl Hübner, Bielefeld. 
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Cin Lehrlingsausbeuter. 
Die Lehrlingsausbeutung hängt mit der 
kapitaliſtiſchen Profitwirtſchaft aufs engſte 
zuſammen. Wer geglaubt hat, daß dieſe 
Auspowerung der jugendlichen Arbeiter 
nac den politiſchen Umwälzungen verſchwin» 
den würde, hat ſich gewaltig geirrt; ſie blüht 
heute noc genau ſo wie vor der Revolution. 
Ganz beſonders ſind es die Kleinbetriebe, 
die auf dieſem Gebiet geradezu erſtaunliche 
Leiſtungen aufzuweiſen haben. So zahlt eine 
Firma Paul Krinke in Remſcheid einem 
ehrling im dritten Lehrjahr einen Stunden- 
lohn von jſiebenzig Pfennig! Hat der 
Junge die Lehrzeit beendet, dann darf er 
gehen, und an ſeiner Stelle wird ein neues 
Ausbeutungsobjekt -eingeſtellt. So wiederholt 
fh die Geſchichte im ewigen Kreislauf, und 
der Herr Prinzipal fühlt ſich kreuzfidel dabei. 
Daß in der dortigen Metallinduſtrie der 
Tariflohn 2,20 Mk. für dieſe Jugend- 
lichen beträgt, das ſchert Herrn Krinke herz» 
lich wenig; er hält es eben mit der guten 
alten Zeit und wird wahrſcheinlich beim 
Frühſchoppen nicht ſchlecht über die Begehr- 
lichkeit der Arbeiter ſchimpfen. 
Die Arbeiterjugend muß dafür ſorgen, daß 
ſolche und ähnliche Fälle von Lehrlingsaus- 
beutung rüdſichtslos in die VPreſſe, an die 
Deffentlichkeit kommen. Sie muß die uns no) 
ſernſtehenden jungen Arbeiter und Arbeiteo- 
rinnen wachrütteln und auf unſere Organi- 
ſation aufmerkſam machen. 
Im übrigen iſt es aber auch Aufgabe der 
Gewerkſchaften, die Unternehmer zur Zahlung 
der tariflich feſtgelegten Löhne zu zwingen. 
Stoßſeufzer einer reaffionären Seele, 
Die dDeutſchnationale Fachzeitſchrift, der 
„Ladenbeſitzer“, veröffentlichte kürzlich einen 
Zammerartkikel, der die heutige Lehr»- 
[ingsnot behandelte. Der Verfaſſer dieſer 
herzzerreißenden Abhandlung gibt folgendes 
Geſtöhn von ſich: 
„Das ganze Lehrlingsweſen hat eben ein 
großes Loch, unv wenn da Beſſerung geſchaffen 
werden ſoll. ſoy muß das ganze heutige Syſtem 
eine Aenderung erfahren. Daran ſind aber die 
Behörden, die Eltern, überhaupt der Fortſchritt 
ſnid, Man frage einmal tüchtige, 
ältere Handwerker, was für Lehbr- 
 
"bie moderne Erziehung, 
 
lingsözeiten ſie vurchgemacht haben, 
man frage ſie auch, wie ſich die Eltern zu den 
Maßregelungen von feiten der Meiſter geſtellt 
haben. Zeder alte Kaufmann, jeder tüchtige 
Handwerker Wird dieſelbe Aniwori geben, 
nämlich, daß mit ven heutigen jungen Letten trob 
aller Gelcehriſyeit nicht mehr los iſt, weil ſie ſich 
zu viel heragusnehmen und in allem außerordent- 
ſich tüchtig ſind, nur nicht in der Arbeit und im 
Berufe. Der Grund? -- Der Fortſchritt, 
die Ueberreifung ver 
Menſchen im KindeSsalter, Lehrlings8patrotat, 
Lehrlingsſchutz, Lehrlingögeſetze und das ſchiimraſte 
-=- die elterli<en und geſeßlicten Lehriingsrechte.? 
Rach endloſen Schwabbeleien über die 
„jungen Gäns<en“ heißt es weiter: 
„Die Sache iſt ungemein wichtig und verdient, 
baß ſic) die Eltern und Behörden (die der Biedere 
vorher ausgeſchaltei wiſſen will. D. Red ) der 
Sache ganz energiſch annehmen, und zwar in 
einer Weiſe, welche zu Nutz und Frommen des 
Lehrlings und deſſen ſpäterer Exiſtenz iſt. . . „“ 
„Entweder wird die alie Theorie 
wieder zu Ehren gezogen, oder es wird eben 
nicht beſjex im Lehrlings8weſen.“ 
Wir haben tiefes Mitgefühl mit den 
Schmerzen des „Ladenbeſizzers“, obwohl wir 
feinen Laden beſißen. 
Wir können auch verſtehen, daß ſich der 
Ladenbeſiker ſo ſchwer in die neue Zeit 
hineinfindet, die ſelbſt dem Lehrling, der bis» 
her ſo gut wie ſchutzlos war, ſeine Menſchen» 
rechte zugeſteht. Eins aber iſt gewiß, ihr 
Herrſchaften: Der Fortſchritt wird weiter 
marſchieren, auch über Berge von Proteſto 
artikeln des „Ladenbeſißers“ hinweg. 
% Defonntmachungen des € 
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„Hauptvorſiandes Z 
An alle Bereinsleitungen! 
Im Dezember gehen den Vereinsleitungen 
je ein Pflichtexemplar folgender Hefte zu: 
„Die wirtſchaſtlichen undkulture- 
politiſchen Ziele der Arbeiter» 
jugendbewegung“ von Max Weſtphal 
(3 Mk.), „Der Arbeiterjugendver»- 
ein“ von Karl Voigt (4 Mk.) und „Bericht 
der Reichskonferenzin Bielefeld 
1921" (2 Mk.). Wir ditten die Vereins. 
 
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