BÜBTHRTZEN
verſchiedenen Jugenögenoſſen gefragt wor-
den: „Was iſt venn das für ein Wanderklub
oder bürgerlicher Verein mit dem blauroten
Abzeichen?“ Wie ic dann ſagte, das ſei Ar»-
beiterjugend aus. dem Eauerland, da waren
die Frager ſprachlos, „denn ſolch ein buntes
Ding hätte man wohl einem bürgerlichen
Verein zugetraut, aber keiner Arbeiter-
jugend. Das war ia nun ein bißchen „Jurch»
Sa. ehrlngsſragen und,
Arbeiter-Jugend
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einander“ geſprochen, aber kennzeichnete doch
die Meinung der Sprecher. Nn
Alſo, ihr Sauerländer, zieht keine ſauren
Geſichter, geht in ev<. und hängt euer künſt»
leriſches Vild an die Wand in euer Kämmer»
fein und freut euch) daran, aber an eure
Bluſe und an everen Kittel ſte>t das 8.5I.!
- Karl Hübner, Bielefeld.
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ME SDLERNND
Cin Lehrlingsausbeuter.
Die Lehrlingsausbeutung hängt mit der
kapitaliſtiſchen Profitwirtſchaft aufs engſte
zuſammen. Wer geglaubt hat, daß dieſe
Auspowerung der jugendlichen Arbeiter
nac den politiſchen Umwälzungen verſchwin»
den würde, hat ſich gewaltig geirrt; ſie blüht
heute noc genau ſo wie vor der Revolution.
Ganz beſonders ſind es die Kleinbetriebe,
die auf dieſem Gebiet geradezu erſtaunliche
Leiſtungen aufzuweiſen haben. So zahlt eine
Firma Paul Krinke in Remſcheid einem
ehrling im dritten Lehrjahr einen Stunden-
lohn von jſiebenzig Pfennig! Hat der
Junge die Lehrzeit beendet, dann darf er
gehen, und an ſeiner Stelle wird ein neues
Ausbeutungsobjekt -eingeſtellt. So wiederholt
fh die Geſchichte im ewigen Kreislauf, und
der Herr Prinzipal fühlt ſich kreuzfidel dabei.
Daß in der dortigen Metallinduſtrie der
Tariflohn 2,20 Mk. für dieſe Jugend-
lichen beträgt, das ſchert Herrn Krinke herz»
lich wenig; er hält es eben mit der guten
alten Zeit und wird wahrſcheinlich beim
Frühſchoppen nicht ſchlecht über die Begehr-
lichkeit der Arbeiter ſchimpfen.
Die Arbeiterjugend muß dafür ſorgen, daß
ſolche und ähnliche Fälle von Lehrlingsaus-
beutung rüdſichtslos in die VPreſſe, an die
Deffentlichkeit kommen. Sie muß die uns no)
ſernſtehenden jungen Arbeiter und Arbeiteo-
rinnen wachrütteln und auf unſere Organi-
ſation aufmerkſam machen.
Im übrigen iſt es aber auch Aufgabe der
Gewerkſchaften, die Unternehmer zur Zahlung
der tariflich feſtgelegten Löhne zu zwingen.
Stoßſeufzer einer reaffionären Seele,
Die dDeutſchnationale Fachzeitſchrift, der
„Ladenbeſitzer“, veröffentlichte kürzlich einen
Zammerartkikel, der die heutige Lehr»-
[ingsnot behandelte. Der Verfaſſer dieſer
herzzerreißenden Abhandlung gibt folgendes
Geſtöhn von ſich:
„Das ganze Lehrlingsweſen hat eben ein
großes Loch, unv wenn da Beſſerung geſchaffen
werden ſoll. ſoy muß das ganze heutige Syſtem
eine Aenderung erfahren. Daran ſind aber die
Behörden, die Eltern, überhaupt der Fortſchritt
ſnid, Man frage einmal tüchtige,
ältere Handwerker, was für Lehbr-
"bie moderne Erziehung,
lingsözeiten ſie vurchgemacht haben,
man frage ſie auch, wie ſich die Eltern zu den
Maßregelungen von feiten der Meiſter geſtellt
haben. Zeder alte Kaufmann, jeder tüchtige
Handwerker Wird dieſelbe Aniwori geben,
nämlich, daß mit ven heutigen jungen Letten trob
aller Gelcehriſyeit nicht mehr los iſt, weil ſie ſich
zu viel heragusnehmen und in allem außerordent-
ſich tüchtig ſind, nur nicht in der Arbeit und im
Berufe. Der Grund? -- Der Fortſchritt,
die Ueberreifung ver
Menſchen im KindeSsalter, Lehrlings8patrotat,
Lehrlingsſchutz, Lehrlingögeſetze und das ſchiimraſte
-=- die elterli<en und geſeßlicten Lehriingsrechte.?
Rach endloſen Schwabbeleien über die
„jungen Gäns<en“ heißt es weiter:
„Die Sache iſt ungemein wichtig und verdient,
baß ſic) die Eltern und Behörden (die der Biedere
vorher ausgeſchaltei wiſſen will. D. Red ) der
Sache ganz energiſch annehmen, und zwar in
einer Weiſe, welche zu Nutz und Frommen des
Lehrlings und deſſen ſpäterer Exiſtenz iſt. . . „“
„Entweder wird die alie Theorie
wieder zu Ehren gezogen, oder es wird eben
nicht beſjex im Lehrlings8weſen.“
Wir haben tiefes Mitgefühl mit den
Schmerzen des „Ladenbeſizzers“, obwohl wir
feinen Laden beſißen.
Wir können auch verſtehen, daß ſich der
Ladenbeſiker ſo ſchwer in die neue Zeit
hineinfindet, die ſelbſt dem Lehrling, der bis»
her ſo gut wie ſchutzlos war, ſeine Menſchen»
rechte zugeſteht. Eins aber iſt gewiß, ihr
Herrſchaften: Der Fortſchritt wird weiter
marſchieren, auch über Berge von Proteſto
artikeln des „Ladenbeſißers“ hinweg.
% Defonntmachungen des €
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„Hauptvorſiandes Z
An alle Bereinsleitungen!
Im Dezember gehen den Vereinsleitungen
je ein Pflichtexemplar folgender Hefte zu:
„Die wirtſchaſtlichen undkulture-
politiſchen Ziele der Arbeiter»
jugendbewegung“ von Max Weſtphal
(3 Mk.), „Der Arbeiterjugendver»-
ein“ von Karl Voigt (4 Mk.) und „Bericht
der Reichskonferenzin Bielefeld
1921" (2 Mk.). Wir ditten die Vereins.
AUttntnn
de 2