Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

Nm = Arbeiter-Jugend 67 
Internafionale Kundgebung der Hamburger 
Urbeiterjugenö, 
Y 5 nſere Hamburger Jugend hatte das beneidenswerte Glüc>, die erſte öffentliche 
y B Kundgebung ver Urbeiterjugend-Internationale nach dem Kriege veranſtalten zu 
 
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WG (önnen. In einer Rieſenverſammlung der Jugend am 19. Januar, die ſich an die 
internationale Konferenz anſchloß, [prachen die Vertreter der ginzelnen Länder zur Hamburger 
Jugend. Zur Hamburger Jugend? Nein, zur deutſchen Jugend ſprachen ſie, und der Sprecher 
unſerer Hamburger, der Genoſſe Max Weſtphal, hatte recht, wenn er unſere ausländiſchen 
Genoſjen im Namen der geſamten deutſchen Arbeiterjugend roillkommen hieß. 
Kopf an Kopf, dicht gedrängt, ſaß und ſtand die Jugend im großen Saal des Hamburger 
Gewerkſchaftshauſes, mancher Alte dazwiſchen. Stüörungsverſuche der Kommuniſten, die ſchon 
tags zuvor das Erſuchen geſtellt hatten, zur Verſammlung zugelaſſen zu werden, um ihren 
Standpunkt zu vertreten, wurden mühelns abgewehrt. Hier zeigte ſich [os recht deutlich, wo 
unſere Arheiterjugend ſteht = wir möchten die kommuniſtiſche Jugendorganiſation ſehen, die 
an irgendeinem Ort eine ähnliche Kundgebung veranſtalten könnte. 
Erwartungsvolle Stille im Saal, leuchtende Augen überall, als die Kundgebung begann. 
Sie ward eingeleitet durch ein Lied, geſungen vom ſtarken Homburger Jugendchor, und einem 
Prolog. geſprochen von einem Jugendlichen. Dann ſprach Maz Weſtphal Er verwies auf 
unjer hohes Ideal. den Zozialismus, für deſſen Berwirflichung wir in allen Ländern arbeiten 
müſſen, und betonte, daß die Jugend beſonders berufen ſei, zum Träger dieſes Ideals zu 
werden. Er rief die Jugend auf zum Kampf für den Frieden und gegen den Krieg und 
feierte die bedeutungsvolle Kundgebung, in der wir zum erſtenwal, über die Leichenhügel des 
Krieges hinweg, unſeren Brüdern auf dern geſamten Erdenrund bie Hände reichen zum 
gemeinſamen großen Wollen 
Dann folgten die ausländiſchen Gäſte, die alley in ihrer Mutterſprache redeten. Der 
Franzoſe Gaſton Vaillant, der Däne Chr. Chriſtianſen, der Belgier Honaux, der 
Schwede R. Lindſtröm, der Holländer Vor rinf, ſie alle wurden mit großem, ſich 
immer ſteigerndem Beifall und ſtürmiſchen Heilrufen angehört. Wenn man auch die Worte 
nicht verſtand, die geſprochen wurden, ſo fühlte doch jeder im tiefſten Herzen, was unſere 
Brüder von jenſeits der Grenzen uns in dieſer Stunde zu ſagen hatten. Ein Gedanke und 
ein BWillo murde in Tauſenden por jungen Urbeitern lebendig der Gedanke der inter» 
nationalen Brüderlichfeit und dor Wille zu rajilofer Urbeit für den Sozialismus. . 
Die einzelnen Reden wurden von Dolmetſchern ſherſett und ebenfalls mit ſtarkem Beifall 
begrüßt. Ihren Höhepunkt erreichte aber die Kundgehung. als der Genoſſe Vo o gd (Holland) 
zum Schluß das Wort ergriff. Genoſſe Voogd iſt der deutſchen Arbeiterbewegung noch vom 
Reichsjugendtag in Weimar in beſtoy Erinnerung, und nicht endenwollender Jubel belohnte 
ihn, als er mitteilte, daß die neue Jugendinternatianale gegrünbet ſei, und baß es eine Inter» 
nationale der Tat und nicht der Phraſe, eine Internationale der Jugend und nicht der Leiter 
jein ſolle. Der Jubel ſteigerte ſich zur Begeiſterung, als Genoſſe Voogd noch erwähnte, daß 
der nüchſte Keichsjugendtag zugleich der erſte Jugendtag der Internationale 
ſein werde Er ſchloß ſeine Yusführungen mit dom Ruf: Auf Wiederſehen in Bielefeld! 
Die Kundgebung, die voy ſtarkem, unvergeßlichem Eindru auf alle Erſchienenen war, 
endete mil dem braufenden Geſang des Liedes: „Dem Morgenrot enigegen . . 1“ 
Ein Teil der Hamburger Jugend ließ es ſich nicht vohmen, die Genoſſen Vaillant und 
Hoyauz, die noc) am gleichen Abend gegen 11 Uhr abreiſten, zum Bahnhof zu begleiten. 
Erft mit der Übfſghr! des Zuges fand die Kundgebung auf vem Bahnſteig ihr Ende Das 
war ein geradezu unermüdliches Händedrücden und „Frei-Heil!“-Rufen, ein Ubſchiednehmen, 
wie es wohl unſere gusländiſchen Benoſſen nicht erwartet hätten. Auch die önternationale 
brauſte noch einmal auf, in mehreren Sprachen geſungen und von einer Begeiſterung ge- 
tragen, deren nur die Jugend föhig iſt, 
Die Hamburger Kundgebung war eine leuchtend2 Betätigung internationgler brüderlicher 
Geſinnung, die aus bem Meer des Haſſes, in das die heute Herrſchenden die Pölker hinein» 
geſtampft haben, ſic) emporhob gleich einem Flammenzeichen der navan Morgenröte, die den 
Menſchbeitsſownentag anklünditgg, - |
	        
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