Full text: Arbeiter-Jugend - 13.1921 (13)

Arbeiter-Zugendp 71 
 
„€ PF LAAAS a. 
Die Irbeiterjugend an ber Waiſſerktunie, 
Der Arbeiterjugendbund Groß-Hamburg iſt 
erſt nach der Revolution in eine Bezirks» 
prganiſation eingetreten, er wurde zum 
auptverein im neugegründeten Bezirks» 
verband „Waſſerkante“. Bis dahin ſtand er 
immer ganz für ſich da, kam wohl dann und 
wann mit den wenigen, außerhalb Hamburgs 
liegenden Arbeiterjugendvereinen in Führ- 
lung, ohne daß aber eine organiſatoriſche 
Berbindung beſtand. Es it, wie geſagt, 
darin erſt nach der Revolution eine Wand- 
lung eingetreten, = ein endgültiger, feſt- 
organiſierter Bezirksverband iſt aber auch 
Heute noch nicht entſtanden. Das hal ſeine 
Urſache vor allem darin, daß Hamburg ohne 
eigenes Hinterland iſt. Das um Hamburg 
gerum liegende Gebiet iſt in den Bezirksver- 
änden Hannover, Lübec>-Mectenburg, Bre- 
men (Nordweſtbezirk) und Schleswig-Holſtein 
(Kiel) zuſammengefaßt; an Kiel ſind auch fünf 
von Hamburg gegründete, direkt an den 
Mauern Groß-Hamburgs liegende DOrts- 
gruppen gefallen. Einige aridere Ortsgrup- 
pen des Bezirks „Waſſerkante“, Jo Ylt« 
Rahlſtedt, Ahrensburg, gehören eigentlich zu 
Kiel, andere, ſo Harburg, Buxtehude, Stade, 
gehören eigentlich zu Bremen und Hanno- 
per; und nur die Vereine Bergedorf-Sande 
und Geeſthacht-Beſenhorſi beſtehen in Ham- 
burger Gebiet. 
Die Entwicklung drängt aun dahin, daß die 
wenigen Vereine des Bezirks „Waſſerkante“ 
mit dem nod) ſehr daniederliegenden Bremer 
Bezirk zum Bezirksverband Hamburg-Nord- 
weſt zuſammenwachſen. Die Vereine aus 
der Umgegend Bremens müßten dann ge- 
meinſam mit den Hamburgern aine Brüce 
v ſchlagen Juchen, die das weite, zwiſchen 
ihnen gelegene Land überſpannt, eine Brüde, 
Jd. h). ein großes Netz yon YUrbeiterjugend- 
Ortsgruppen. 
Man ſieht, hier wird erſt Yutunfſtomuſit 
geblaſen und man könnte dazu fügen: „. . es 
wird aber höchſte Zeit!“ Nicht mit Unrecht, 
denn es fällt den Hamburgern reichlich [chwer 
nufs Land hinaus zu gehen Sie ſind in ihrer 
Arbeit ganz auſ die ſtädtiſche Jugend einge» 
itellt, ſie beſc<reiten mit der Landorgoniſation 
ein ganz neues Gebiet. Aber ſie werden be» 
ſtrebt jein, auf dieſem Gebiet zu lernen, vm 
en anderen Bezirfsorganiſationen gleich» 
wertig zu ſein, 
Für eine großzügige Bezirksarbeit hem 
mend war auch die innere Entwicklung währ» 
rend der leßten zwei Jahre im Arbeiter- 
jugendbund Groß-Hamburg ſelbſi; denn ſein 
vollfommener, innerer Umbau beſchöſtigte 
alle Kräſte vollauf. Das Durchdringen zur 
 
vollen Gelbſtverwaltung mit einet ſehr raſch 
angewachſenen Mitgliedſchaft, von der nur 
ein Bruchteil ſchon Erfahrungen in der Be» 
wegung hatte, forderte Aufmerkſamkeit und 
Schulung. Die Jugendorganiſation war vor 
dem Kriege in ihrer Verwaliung ſo aufge- 
baut, daß in den höchſten Inſtanzen die Ver- 
waltung ganz und gar in den Händen er» 
waochſener Genoſſen lag. Die Jugendorgani- 
ſation war in Hamburg eine Angelegenheit 
des geſamten Arbeiterbildungsweſens, deſſen 
Leitung eine „Zentralkommiſſion für das Ar» 
beiterbildungsweſen“ hatte. Dieſe Zentral» 
fommiſſfion fete ſich zuſammen aus Vertre- 
jern der Partei und der Gewerkſchaften und 
des Jugendbundes, deſjen Vertreter waren 
die fünf erwachſenen Genoſſen, die als Di- 
ſtriktsleiter (ſeinerzeit war das Stadtgebiet in 
fiinf Diſtrikte eingeteilt) fungierten. Die 
Zentralkommiſſion hatte für den Jugendbund 
eine Unterfommiſſion eingeſeßt, beſtehend 
aus zehn Perſonen, darunter die fünf Di- 
ſiriftsleiter. Die geſamte Geſchäftsführung 
der Jugendorganiſation lag in den Händen 
des Setretärs der Zentralkommiſſion. 
In der Jugendorganiſation ſelbſt war der 
organiſatoriſche Aufbau dem heutigen ähnlich 
Je 30---50 Mitglieder bildeten eine Abteilung, 
deren jede gewiſſermaßen ein ſelbſtändiger 
Verein war. Stadtteilweiſe wurden die Ab» 
teilungen zu Diſtrikten zuſammengefaßt 
(ſeinerzeit fünf, heute zwölf Diſtrikte); jeder 
Diſtrift hatte ſeine Diſiriktsverwaltung. Je 
wei Vertreter aus jeder Abteilung, die 
eiter, die geſamte Unterkommiſſion, traten 
nach Einberufung durd) den Se?retär der 
Zentralktommiſſion zur Delegiertenverſamm- 
lung zuſammen. Alle hatten gleiches Stimm- 
recht. Einen Borſtand hatte die Jugend- 
organiſation nicht. 
Wir wollen nicht die einzelnen Phaſen 
der Entwidlung hier ausführlich darlegen, 
jondern dieſem früheren Stand den heutigen 
gegenüberſtellen. =- Die ZYZentralkommiſſion 
beſteht in Hamburg nicht mehr. Die Jugend- 
organiſation iſt heute ſelbſtändig organiſiert 
und verwaltet. Doch iſt ihre unentbehrliche 
Stüße heute wie ſrüher die Sozialdemokra- 
tiſche Partei, die der Jugendorganiſation auf 
deren Antrag ein Sekretariat eingerichtet hat 
und für diefes Sekretariat eine jährliche 
Barantie bis zu 10 000 Mk. leiſtet, Die Or- 
ganiſation beſteht heute aus 48 Abteilungen, 
jede als eigener Gelbſiverwaltungskörper or- 
ganiſiert. Sie ſind eingeteili in zwölf Dier 
ſtrifte, jeder mit eigener Verwaltung, und 
haben als Geſamtheit ihr Parlamen!, ihre 
regierende Körperſchaft, die monatlich einmal 
zujammentretende Delegiertenverſammlung,
	        
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