Arbeiter-Zugendp 71
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Die Irbeiterjugend an ber Waiſſerktunie,
Der Arbeiterjugendbund Groß-Hamburg iſt
erſt nach der Revolution in eine Bezirks»
prganiſation eingetreten, er wurde zum
auptverein im neugegründeten Bezirks»
verband „Waſſerkante“. Bis dahin ſtand er
immer ganz für ſich da, kam wohl dann und
wann mit den wenigen, außerhalb Hamburgs
liegenden Arbeiterjugendvereinen in Führ-
lung, ohne daß aber eine organiſatoriſche
Berbindung beſtand. Es it, wie geſagt,
darin erſt nach der Revolution eine Wand-
lung eingetreten, = ein endgültiger, feſt-
organiſierter Bezirksverband iſt aber auch
Heute noch nicht entſtanden. Das hal ſeine
Urſache vor allem darin, daß Hamburg ohne
eigenes Hinterland iſt. Das um Hamburg
gerum liegende Gebiet iſt in den Bezirksver-
änden Hannover, Lübec>-Mectenburg, Bre-
men (Nordweſtbezirk) und Schleswig-Holſtein
(Kiel) zuſammengefaßt; an Kiel ſind auch fünf
von Hamburg gegründete, direkt an den
Mauern Groß-Hamburgs liegende DOrts-
gruppen gefallen. Einige aridere Ortsgrup-
pen des Bezirks „Waſſerkante“, Jo Ylt«
Rahlſtedt, Ahrensburg, gehören eigentlich zu
Kiel, andere, ſo Harburg, Buxtehude, Stade,
gehören eigentlich zu Bremen und Hanno-
per; und nur die Vereine Bergedorf-Sande
und Geeſthacht-Beſenhorſi beſtehen in Ham-
burger Gebiet.
Die Entwicklung drängt aun dahin, daß die
wenigen Vereine des Bezirks „Waſſerkante“
mit dem nod) ſehr daniederliegenden Bremer
Bezirk zum Bezirksverband Hamburg-Nord-
weſt zuſammenwachſen. Die Vereine aus
der Umgegend Bremens müßten dann ge-
meinſam mit den Hamburgern aine Brüce
v ſchlagen Juchen, die das weite, zwiſchen
ihnen gelegene Land überſpannt, eine Brüde,
Jd. h). ein großes Netz yon YUrbeiterjugend-
Ortsgruppen.
Man ſieht, hier wird erſt Yutunfſtomuſit
geblaſen und man könnte dazu fügen: „. . es
wird aber höchſte Zeit!“ Nicht mit Unrecht,
denn es fällt den Hamburgern reichlich [chwer
nufs Land hinaus zu gehen Sie ſind in ihrer
Arbeit ganz auſ die ſtädtiſche Jugend einge»
itellt, ſie beſc<reiten mit der Landorgoniſation
ein ganz neues Gebiet. Aber ſie werden be»
ſtrebt jein, auf dieſem Gebiet zu lernen, vm
en anderen Bezirfsorganiſationen gleich»
wertig zu ſein,
Für eine großzügige Bezirksarbeit hem
mend war auch die innere Entwicklung währ»
rend der leßten zwei Jahre im Arbeiter-
jugendbund Groß-Hamburg ſelbſi; denn ſein
vollfommener, innerer Umbau beſchöſtigte
alle Kräſte vollauf. Das Durchdringen zur
vollen Gelbſtverwaltung mit einet ſehr raſch
angewachſenen Mitgliedſchaft, von der nur
ein Bruchteil ſchon Erfahrungen in der Be»
wegung hatte, forderte Aufmerkſamkeit und
Schulung. Die Jugendorganiſation war vor
dem Kriege in ihrer Verwaliung ſo aufge-
baut, daß in den höchſten Inſtanzen die Ver-
waltung ganz und gar in den Händen er»
waochſener Genoſſen lag. Die Jugendorgani-
ſation war in Hamburg eine Angelegenheit
des geſamten Arbeiterbildungsweſens, deſſen
Leitung eine „Zentralkommiſſion für das Ar»
beiterbildungsweſen“ hatte. Dieſe Zentral»
fommiſſfion fete ſich zuſammen aus Vertre-
jern der Partei und der Gewerkſchaften und
des Jugendbundes, deſjen Vertreter waren
die fünf erwachſenen Genoſſen, die als Di-
ſtriktsleiter (ſeinerzeit war das Stadtgebiet in
fiinf Diſtrikte eingeteilt) fungierten. Die
Zentralkommiſſion hatte für den Jugendbund
eine Unterfommiſſion eingeſeßt, beſtehend
aus zehn Perſonen, darunter die fünf Di-
ſiriftsleiter. Die geſamte Geſchäftsführung
der Jugendorganiſation lag in den Händen
des Setretärs der Zentralkommiſſion.
In der Jugendorganiſation ſelbſt war der
organiſatoriſche Aufbau dem heutigen ähnlich
Je 30---50 Mitglieder bildeten eine Abteilung,
deren jede gewiſſermaßen ein ſelbſtändiger
Verein war. Stadtteilweiſe wurden die Ab»
teilungen zu Diſtrikten zuſammengefaßt
(ſeinerzeit fünf, heute zwölf Diſtrikte); jeder
Diſtrift hatte ſeine Diſiriktsverwaltung. Je
wei Vertreter aus jeder Abteilung, die
eiter, die geſamte Unterkommiſſion, traten
nach Einberufung durd) den Se?retär der
Zentralktommiſſion zur Delegiertenverſamm-
lung zuſammen. Alle hatten gleiches Stimm-
recht. Einen Borſtand hatte die Jugend-
organiſation nicht.
Wir wollen nicht die einzelnen Phaſen
der Entwidlung hier ausführlich darlegen,
jondern dieſem früheren Stand den heutigen
gegenüberſtellen. =- Die ZYZentralkommiſſion
beſteht in Hamburg nicht mehr. Die Jugend-
organiſation iſt heute ſelbſtändig organiſiert
und verwaltet. Doch iſt ihre unentbehrliche
Stüße heute wie ſrüher die Sozialdemokra-
tiſche Partei, die der Jugendorganiſation auf
deren Antrag ein Sekretariat eingerichtet hat
und für diefes Sekretariat eine jährliche
Barantie bis zu 10 000 Mk. leiſtet, Die Or-
ganiſation beſteht heute aus 48 Abteilungen,
jede als eigener Gelbſiverwaltungskörper or-
ganiſiert. Sie ſind eingeteili in zwölf Dier
ſtrifte, jeder mit eigener Verwaltung, und
haben als Geſamtheit ihr Parlamen!, ihre
regierende Körperſchaft, die monatlich einmal
zujammentretende Delegiertenverſammlung,