94 Arbeiter-Jugend
Tine Reichsbeiprechung in Dresden.
[us dem Bureau des Hauptvorſtandes wird vns geſchrieben:
KB Minjere Bewegung ſteht in einer lebhaften Aufwärtsentwiklung. Wir haben
5 8 einen ununterbrochenen Zuwachs an Vereinen und Mitgliedern zu verzeichnen,
ez Allein die rein organiſatoriſche Erfaſſung und ſyſtematiſche Bearbeitung dieſes
„Neulandes" unſerer Bewegung erfordert viele Kräfte. Unſere Tagungen, ſowohl die
Reichsfonferenz in Weimar als auch die Reichsausſchußſizung am 16. Januor 1921,
waren ausgeſfüllt durch Beratungen rein organiſatoriſcher Natur. Es hat allen Be»
teiligten angeſtrengt? Arbeit gekoſtet, um zu erreichen, daß die im lezten Jahr neu
pewonnenen 30 060 Mitglieder organiſatoriſch erfaßt wurden und in unſeren Vereinen
venügend Möglichkeiten zur Weiterbildung und zu guter Unterhaltung fanden.
Die Nepolution und die mi1 ihr verbundene teilweiſe veruflich erleichterte Lage
der arbeitenden Jugend durch die Einführung ves Achtſtundentages hat unferer Be»
wegung aber auch Aufgaben geſtellt, die auf einem anderen Gebiet liegen. Seit dem
Reichsjugendlag in Weimar, der unjere neue Entwicklung zum erſten Male klar aufs
geigte, ſtehen die Grörterungen über neue Wege und Ziele unſerer Bewegung
mit im Vordergrund. Zn dieſen Spalten iſt über den „Geiſt von Weimar“ wieder»
holt. geſchrieben worden. In vielen Vereinen ſtehen die dort niedergelegten Gedanken
noch heute zur Distkuſſion. So begrüßenswert dieſes rege geiſtige Leben iſt: dieſe
Diskuſſion muß nunmehr auch poſitive Ergebniſſe bringen. Wir müſſen aus der
gSülle der Gedbanken Richtlinien heraustkriſtalliſieren, die uns den Weg weiſen bei der
zukünftigen Arbeit, und die gleichzeitig eine allgemein anerkannte Grundlage für
weitere theoretiſche Auseinanderſezungen bilden, die bann hoffentlich wieder im rich
tigen Verhältnis zu unſerer praktiſchen Arbeit ſtehen. Denn durguſ kommt es dod)
ſchließlich an: alle theoretiſchen Auseinanderſezungen ſind nur dann ſür unſere Be»
wegung wertvoll, wenn ihr Endziel die praktiſche Durchführung der gewonnenen Ers
kenntnis iſt. Wir werden an innerer Stärke und Schaffensfreudigkeit Ungeheuer ge»
winnen, wenn es uns gelingt, eine ſolche Erkenntnis unſerer neuen Aufgaben und
Ziele möglichſt ſc<nell herauszuarbeiten.
Die Notwendigkeit dieſes ſchnellen Handelns hat auc) ver Feichsgusſchuß in
jeiner lezten Sizung erkannt und den Hauptvorſtand beauftragt, möglichſt bald eins
Uusſpraäachever Führer unſerer Bewegung über die jetzt zur Debatte?
ſtehenden grundſäßlichen Fragen herbeizuführen. Der Hauptvorſiand hat zwar zu
dieſem Beſchluß noch nicht Stellung nehmen können, jedoch iſt unter ſeinen Mit»
gliedern eine Verſtändigung dahingehend herbeigeführt worden, dieſe Reichs»
beſprechung bereits zu Oſtern in Dresden ſtattfinden zu laſſen. Es iſt anzu»
Rehmen, daß dieſer Termin für die intereſſierten Mitglieder unſeres Verbandes der
geeignetſte iſt, da die Möglichkeit beſteht, ohne Arbeitsverſöumnis und Lohnausfall
die Reiſe. auszuführen. Der Ort wurde gewählt, weil am Farſreitag der erſte ſozial»
demokratiſche Lehrertog in Dresden ſtattfindet und am Sonnabend die Bezirksbil»
dungsausſchüſſe der Partei ebenfalls eine Beſprechung in Dresden abhalten. Go
werden drei wichtige Tagungen, die ſich faſt ausſchließlich mit Bildungs» und Kultur»
jragen der Arbeiterſchaft zu vbeſchäſtigen haben, räumlich und zeitlich zujammenfallen,
Die Art der Tagung iſt wie folgt gedacht. Am Sonnavend abend findet eine
Begrüßungsfeier der Dresdener Arbeiterjugend ſtatt, zu der Genoſſe Bröger für
die Fejtanjpracye geroonnen worden iſt. Für die eigentliche Ausſprache iſt Der erſte
Oſterſeiertag vorgeſehen. Wir wollen beginnen mit einem Referat unſeres Vor»
ßenden, Genoſſen Schulz, über: „Jugendfürſorge, Jugendpflege und Jugend»
bewegung“. Donn ſollen Max Weſtyhs1 und andere Genoſſen jprechen übers