Full text: Arbeiter-Jugend - 14.1922 (14)

200 Arbeiter-Jugend 
Der Jeſtzug halt. Dort empfing der Arbeitergeſangverein das Jungvolk mit dem Uth- 
mannſc<en Liede „Empor zum Licht“. Dann begrüßte Genoſſe Moigenſtern von der 
Gtaztiverwaltung die Jugend auf das herzlichſte, Er wies vor allem auf die geſunde Ents- 
wiklung der Dlbernhauer Arbeiterjugendbewegung hin und ſagte, man müſſe hier bereits 
ernſtlic) daran denken, ein eigenes Heim zu errichten, denn die gemieteten Räume reichten 
bei weitem nicht mehr aus. Der Bezirksporſißende, Genoſſe Friedel, dankte ſür den 
überaus ſ<önen Empfang und die Gaſtfreundſchaft. Spiele und Tänze ſchloſſen den erſten 
Tag ab. Es wäöre nicht möglich geweſen, all die Tauſende von Burſchen und Mädchen in 
dem zehntauſend Seelen zählenden Städtchen unterzubringen, wenn nicht jämtliche 
Kreiſe der Bevölkerung, ohne Rückſicht auf Stand und Geſinnung, in ſo reicc<om Maße 
Gaſtfreundſchaft geübt hätten. Am zweiten Feiertag war alles wieder beizeiten auf den 
Beinen. Hell ſtrahlte die Sonne über den Bergen, und vas wunderbare Wetter lo>te. Auf 
dem Leſſing-Plaß fanden ſich die Ortsgruppen wieder ein, um den verſchiedenſten Wander- 
zielen, an denen die Dlbernhauer Gegend ſo überaus reich iſt, zuzuſtrebewn. Die meiſten 
zogen am Abend wieder heimwärts. Cin Teil aber benutzte die Ferien, um weiter zu 
wandern. - A. PV, 
Oſthofen bei Worms. 
Unſere heſſiſche Arbeiterjugend verſammelte ſich am 4. und 5. Juni zum dritten heſſi- 
Ihen Bezirksjugendtag. Obwohl Dithofen, ein kleines Städtc<en in Rheinheſſen, vielen 
Jugendgenoſſen etwas entlegen war, wurde die Hoffnung auf Maſſenbeſuch nicht enttäuſcht. 
Die Einwohnerſchaft intereſſierte ſie) lebhaſt für die Veranſtaltungen der Jugend. Die 
Bauarbeiter hatten am Sonnabend ihre Berufsarbeit unterbrochen, um alles zum feſtlichen 
Empfang der Arbeiterjugend vorzubereiten. In den Proletariervierteln des Städtchens 
war jedes. Haus geſhmü>t. Am Gonntagvormittag veranſtaltete die heſſiſche Jugend- 
kapelle ein Frühkonzert auf dem Schulplaß. Dann bewegte ſich ein großer Zug mit Muſik 
und Jugendgeſang nach der oberen Bleiche. Hier ſand die Begrüßungsfeier, eröffnet vom. 
Landesjugendſekretär Genoſſen Avemarie, ſtatt. Genoſſe Leuſchner hielt vie Feſt- 
anſprache. Dann zogen die Teilnehmer ins Städtchen zurü>k. Nachmittags 2 Uhr begannen 
friedliche Wettkämpfe. Nach Volks- und Reigentänzen kamen „Spielmanns Schuld“ von 
E. R. Müller und „Kanaan“ von Bröger zur Aufführung. Abends 7 Uhr ſtellte ſich auf 
dem Echloßplatz der Fadelzug auf, der ſich, von der Einwohnerſchaft begleitet, nach der 
oberen Bleiche bewegte. Bei flammendem Holzſtoß hielt der Genoſſe Avemarie die 
Feuerrede. In der Frühe des zweiten Feſttages verließen die Teilnehmer gruppenweiſe 
Oſthofen, um nac< Rhein-Dürkheim zu wandern. Von vort wurden ſie nach dem Steinerwald 
übergeſezt. Hier wurde ein GSonnenwendſpiel von Lulu von Strauß und Torney auf» 
geführt. Genoſſe Stred>er hielt eine begeiſternde Anſprache. Nach der Mittagspauſe wurde 
geſpielt und gebadet, bis die Gruppen zum. Abmarſch nach Biblis rüſteten. 
Pforzheim in Baden. 
In Pforzheim trafen ſic über Pfingſtew die Bezirke Baden und Württemberg des 
Arbeiterjugendbundes zu einem gemeinſamen Jugendtag. Am Samstagabend und noch in 
den frühen Morgenſtunden des Pſingſtſonntags zogen die Jugendgruppen von allen Seiten 
mit Geſang in Pforzheim ein, das zu Chren des Jugendtages reichen Flaggenſchmu> zeigte. 
Zweitauſend junge Genoſſinnen und Genoſſen waren aus allen Gauen Badens und Württems- 
bergs herbeigeeilt, um das Feſt der Gemeinſchaft und des Frühlings im Geiſt wahrer 
Brüderlichkeit zu feiern. Um 2 Uhr nachmittags erfolgte der Abmarſch zur Feſtwieſe an der 
Nagold. Eine kleine Schar deutſchnationaler Jugendlicher, die zu einem badiſchen Jugend» 
tag nach Pforzheim aufgerufen worden waren, zeigte ſich nur kurz auf dem Marktplaß 
und überließ uns dann das Feld. Auf der Feſtwieſe entwickelte ſic) nachmittags ein leb» 
haftes Ireiben. Den Höhepunkt des Feſtes bildete die Feſtrede des Genoſſen E>ert» 
Pforzheim, Abends fand man ſich wieder zuſammen, um auf der Burg Rabene> eine 
würdige Jugendfeier zu begehen. Hier führten die Mannheimer Genoſſen mit viel Ge». 
ſchi> ſchöne Volkstänze und „Spielmanns Schuld“ auf, während die Stuttgarter Genoſſen 
den „Rütliſchwur“ aus Schillers Tell darboten. Auf den Pfingſtmontag war eine Wan- 
derung nach dem ſchön gelegenen Seehaus angeſeßzt. Nur zu ſchnell flogen die Stunden 
der Freude vorüber. Dann mußten wir voneinander Abſchied nehmen.
	        
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