2022 Arbeiter-Jugend
begrüßt, Am Sonntagmorgen wurden Wanderungen in die nähere Umgebung unter-
nommen. Der übrige Teil des Vormittags war dem Spiel und Sport gewidmet. Am
Nachmittag ſammelien ſic) am Bahnhoſ die etwa dreitauſend erſchienenen Mitglieder der
Arbeiterjugend und zweitauſend Parteigenoſſen zum Zug nach dem Marktplatz, wo die Ge-
noſſen Knothe und Röhle ſprachen. Auf vem Feſtplaßz vor der alten Kaſerne entwicelte
ſich dann wieder ein buntes Treiben. Die Caſſeler Gruppe führte die Maſſenſzene aus
Tollers „Wandlung“ auf. Den Höhepunkt der Feier brachte der Abend, wo die Aufführungen
auf dem Marttplaße fortgeſetzt wurden. In einem weiten Kreiſe hatte ſich vor dem altern
Neptunbrunnen die Jugend gelagert, währen? die Aelteren ſie in einem dichten Ring um-
ſtanden. Dann flammten Fackeln auf und nun bereitete die Gruppe Frantſurt durch dte
Aufführung der Räuberſzene aus dem zweiten Akt der „Räuber“ den Zuhörern einen hohen
Genuß. Während lauter Beiſall für dieſe Darbietung dankte, lohte eine gewaltige Flamme
auſ, von den Genoſſen Knothe ſowie Rauſchert, Stierle uſw. mit Feuerſprüchen
begrüßt. Als der frohe Schein erloſchen, rückten die jungen Leute in ihre Quartiere. Am
Morgen des zweiten Pfingſttages rief die Wanderluſt die meiſten Teilnehmer wieder hinaus
ins Weite. Frohgemut ſtrebten ſie ihrer Heimat oder einem weiteren Ziele zu.
Wittenberg an der Eibe.
In der Lutherſtadt traf ſich die Arbeiterjugend aus dem Bezirk Halle-Merſeburg zu
ihrem Pfingſtjugendtag. 'Am Sonnabend abend fand in „Muths Garten“ eine kurze Be-
grüßungsfeier ſtalt. Der Sonntagnachmittag vereinigte alles zum Volksfeſt auf dem Plaß
vor dem Melanc<thon-Gymnaſium. Hier zeigten die einzelnen Vereine ihre Darbietungen,
und es wurden ſportliche Wettkämpfe ausgetragen. Am Abend gab es gemeinſame Volks-
tänze auf dem Marktplatz. Beim Anbruch der Dunkelheit begann der Fackelzug. Da ſtaun»
ten die Spießer, Hakenkreuzler und Stahlhelmbrüder, deren es rec<ht viel in Wittenberg
gibt, über den impoſanten Zug, das leuchtende Flammenmeer und den wuchtigen Geſang
unſerer Kampflieder. Der Zug endete auf dem Gymnaſiumsplatz. Hier ſprad) der Reichs-
tagsabgeordnete Genoſſe Richard Krüger zur Jugend und zur zahlreich verſammelten
Einwohnerſchaft Wittenbergs. Es folgte dann die Aufführung des Freilichtſpiels des Ge-
noſſen Karl Garbe: „Wenn das Licht ſiegt“, das begeiſtert vom der Jugend und den Zus-
hörern aufgenommen wurde. Der Pfingſtmontag führte alle nach Gräfenhainichen, wo
wir einen Tag wahrer Jugendfreude verlebten. Wn. '
Würzburg. |
Zu gleicher Zeit mit dem Tag der fränkiſchen Arbeiterjugend fand eine militäriſche
„Wiederſehensfeier“ der Marine und des Trains ſtatt. Aus einigen Fenſtern wehten ſchwarz»
weiß-rote Fahnen. Der glänzende Verlauf des Arbeiterjugendtags ließ jedoch die natio»
naliſtiſche Feier überhaupt nicht zur Geltung kommen; Würzburg ſtand an den Pfingſt»
tagen im Zeichen der Jugend, mit der die neue Zeit zieht. --- Der Vormittag des erſten
Feiertags diente den Teilnehmern zur Beſichtigung der Stadt, während die Jungſozialiſten
eine Konferenz abhielten. Ungefähr vieriauſendfünſhundert Jugendgenoſſen ' und Jugend-
genoſſinnen lauſchten am Nachmittag auf dem Marktplatz den Ausführungen des Genoſſen
FreudenberkPher. Eine Reſolution entbot dem Reichspräſidenten: Ebert als dem lang-
jährigen Leiter der Zentralſtelle die herzlichen Grüße der Arbeiterjugend Frankens, und
wurde als Telegramm abgeſchikt. Auf der Feſtwieſe vergnügte ſich die Jugend bei Spiel
und Tanz, auch zur Freude der älteren Teilnehmer, um ſich dann zur weiteren Feier im
RPlaßſchen Garten zu treffen. Am zweiten Pfingſtſeiertage wanderten die Scharen nad)
Höchberg zum Rlatßz der freien Turnerſchaft. Währenddem ſand eine Bezirksjugendkonſerenz
iatt, auf der der Vorſiende, Genoſſe Reiß, berichten konnte, daß die Zahl der Vereine
im letzten Jahre von 14 auf 23 geſtiegen iſt und ſich die Mitgliederzahl von 1364 auf 2368
erhöht hat. Frei Heil zur weiteren Arbeit!
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Aus ſaſt allen Gegenden wird berichtet, daß es während ver Pfingſtiage, zumeiſt
ſchon am Sonnabend und in den Vormittagsſtunden des erſten Feiertags, geregnet
hat. Aber der Geſang der Arbeiterjugend verlachte den Regen und den Wind und
bot den heimtüdiſchen Launen des Wettergottes Troz. Schon am Nachmittag des