Full text: Arbeiter-Jugend - 14.1922 (14)

Arbeiter-Jugend as 203 
erſten Feiertags und ganz allgemein vom Pfingſtſonntag ab, der zumeiſt großen 
Wanderungen oder Gruppenfahrten galt, prangte denn auch überall das herrlichſte 
Pfingſtwetter. 
. In ſämtlichen Orten, in denen die Bezirksjugendtage gefeiert wurden, hat die 
Arbeiterſchaft ihr Möglichſtes getan, um den Jugendgenoſſen und -genoſſinnen den 
Aufenthalt und das Quartier recht angenehm zu geſtalten. Nicht überall gelang es, 
unſere Jugendgenoſſen in Privatquartieren unterzubringen. Da ſind denn in 
anerkennenswerter Weiſe die verſchiedenen Stadtverwaltungen eingeſprungen und 
haben gute Maſſenquartiere zur Verfügung geſtellt. Allen denen, die die echte ſozia- 
liſtiſche Solidarität der alten und jungen Proletarier dadurch bekundet haben, daß 
ſie Jugendgenoſſinnen oder Jugendgenoſſen Quartiergelegenheit, häufig ſogar no 
Verpflegung gewährt haben, ferner den Stadtverwaltungen, die zu dem überaus 
guten Gelingen unſerer Jugendtage beigetragen haben, ſei auch an dieſer Stelle 
noch einmal der herzlichſte Dank der ÜUrbeiterjugend ausgeſprochen. --- | 
Die Pfſingſttage ſind vorüber. Noch rauſchen in unſern Herzen die Fahnen, 
noch tönt in uns der wuchtige Rhythmus der gemeinſam geſungenen Lieder. Die 
Arbeit für unſere Bewegung ruſt wieder jeden an ſeine Stelle. Von Pfingſtbegei- 
ſterung durchglüht laßt uns raſtlos weiter wirken und ſchaffen, damit ſich der neue 
Geiſt unſeres Jungſeins. immer weiter verbreitet und die Seelen aller uns noch 
ſernſtehenden Alters- und Klaſſengenoſſen erobert. 
Unjex die Zukunft! 
Jugendic<huß im Reichsfag. 
Z23 ie ſozialiſtiſchen Parteien ſind bekanntlich von jeher auch in den Parlamenten 
4 y Yür den Gcyußz und die Ausbildung des proletariſchen Nachwuchſes eingetreten. 
Baut Im beſonderen haben ſie gemeinſam mit den Gewerkſchaften darauf hin- 
gewirkt, daß geſetzgeberiſche Maßnahmen getroffen wurden, um das arbeitende 
Jungvolf vor wirtſchaftlicher Ausbeutung zu ſchüßen. Troß der Revolution bleibt 
auch in der Republik auf dieſem Gebiete noch viel zu tun. Der Allgemeine Deutſche 
Gewerkſchaſtsbund hat deshalb neuerdings wieder zuſammen mit den ſozialiſtiſchen 
Parteien Beratungen gepflogen, welche gemeinſamen Schritte zu unternehmen ſeien, * 
um endlich praktiſche Reſultate zu erzielen. Als eine ver Folgen dieſes Zuſammen- 
wirkens- wurde jekt im Deutſchen Reichstag von den beiden ſozialiſtiſchen. 
Fraktionen eine Entſchließung auf vermehrten Jugendſchuß eingebracht. Beim Haus- 
halt des Reichsarbeitsminiſteriums kam dieſe am 18. Mai zur Beratung. Die Bes 
gründung der Entſchließung war unſerem Genoſſen Schre>- Bielefeld über» 
tragen. Das amiliche Stenogramm enthäli über Schre>s Rede folgenden Bericht: 
„Der Ariikel 122 der Reichsverfaſſung beſtimmt, daß die Jugend gegen Ausbeutung ſowie 
gegen jittliche, geiſtige over körperliche Verwahrloſung zu ſchüßen iſt. Damit iſt, ſoweit der 
wirtſchafiliche Schutz der Jugend in Frage kommt, dem Reichsarbeitsminiſterium ein 
vankenswertes Gebiet zur Betätigung überwieſen. 
Der Krieg brachte der Jugend dadurch große Schäden, daß ſie entweder in die große 
Zerſtörungsmaſchine gezwungen wurde, oder aber daß ſie vorzeitig größere Arbeitsleiſtungen 
vollbringen mußte mit zwar manchmal materiellen Vergünſtigungen, aber auch unter Verluſt 
förperlicher und moraliſcher Kräfte. Hierin liegen ſicher mit die Urſachen all der Schwächen 
und Mängel in Erziehung und Bildung. Der beſte Teil des arbeitenden Jungvolkes rebelliert 
dagegen. Was nützt aber alle ideelle Auflehnung, wenn die wirtſchaftliche Ausnußzzung wieder 
ſehr vieles niederdrüdt, Deshalb müſſen geſetzliche Schuß- und Hilfsmaßnahmen getroffen 
 
Van; 
 
 

	        
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