Full text: Arbeiter-Jugend - 14.1922 (14)

2 | Arbeiter- Jugend 
 
bindungslinien zwiſchen aller Jugend (Reformkleidung. Schundbetämpfung, geſunde 
Lebvensweiſe, Wandern) angeſührt werden, täuſchen laſſen. Auf die Geſinnung 
kommt es an. Und um z. B. nur eines klar herauszuſtellen, jei geſagt, daß zwiſchen 
der nationalen Jugend und uns der große Gegenſatz Monarchie oder Republik 
beſteht. In bezug auf unſere Werbearbeit bedeutet dies alſo: die Arbeiteriugend, 
Die für unſere Drganiſation gewonnen iſt, iſt für die Republik gewonnen, für den 
Fortſchritt zum Sozialismus; die Jugend aber, die unter den Cinfluß vor allem der 
„nationalen“ Organiſationen gerät, iſt ſür die Republik verloren, fördert ven Rüc- 
Ichritt zur Monarchie. Seien wir alſo auf dem Poſten! Wir gelobten viel, aber jeder 
wird einſehen, daß wir noc) darüber hinaus zu ſtreben und noch mehr zu erreichen 
haben, Wir müſſen mit unſerer eigenen Bewegung voran, die bürgerlichen Drgani- 
ſationen müſſen wir zurükdrängen. Das angeführte Beiſpiel zeigt deutlich, wieviel 
von unſeren Erſolgen abhängt. 
Wir haben immer das Beſtreben gehabt, unſere Bewegung auf guter Grund: 
lage, feſtgefügt, aufzurichten. Es hat lange gedauert, bis man in der freien bürger= 
lichen Jugendbewegung den Wirklichkeitsſinn der Arbeiterjugend n i cht mehr einfach 
mit einem Schlagwort abtat, nämlich die Bildungsarbeit, den wirtſchaftlichen Kampf, 
das politiſche Intereſſe der Arbeiterjugend als einfach „unjugendlich“ und deshalb 
verwerſlid) bezeichnete. Dieſe Gegenüberſtellung unſeres Strebens und der Stellung 
der freien bürgerlichen Jugend, die eine ganze Zeit lang doch überragende 
Bedeutung dazu hatte, ſoll uns dienen, daß wir uns an der Jahreswende einer 
wichtigen Erfahrung recht bewußt werden, welche uns die lezten Vorgänge in der 
Iugendbewegung gewinnen ließen. Die freie bürgerliche Jugendbewegung iſt in 
totalem Verfall. Es läßt ſich mit größter Berechtigung ſagen, daß dieſer Verfall 
gekommen iſt, weil dieſe Bewegung ſich niemals zu einer beſtimmten Stellungnahme 
in irgendwelchen Dingen durchringen konnte. Es fehlte ihr vollkommen das Rüdgrat 
eines praktiſchen Wollens, welches die Geiſter über die allgemeinen Redens- 
arten hinaus zuſammenketiete. Wir ſind groß und ſtark geworden und haben die 
während des Krieges bei uns entſtandene Veriode des Verſalls überwunden, weil 
wir uns nie vom Wege der praktiſchen Arbeit entſernt haben, nie einfach im Wunſch- 
oder Traumland lebten. Wir ſahen und ſehen aud) heute noch unſere Ziele in ſchönen 
Bildern vor unſerem Willen leuchten, träumen gern von kommenden, ſchöneren 
Zeiten, aber nie unterließen wir es, Hand anzulegen, um auch die Hinderniſſe auf 
den Wegen dorthin zu beſeitigen. Dieſes unermüdliche Handanlegen in allen 
Dingen (ich brauche die Einzelheiten unſerer Vereinsarbeit hier nicht näher dar- 
zulegen) war uns Inhalt unſerer Bewegung, war uns klare Aufgabe des täglichen 
Lebens, -- wir flohen nicht mit unſeren Wünſchen in die Wälder. Wir dürfen 
au<h im neuen Jahre unſere Linie des Wirkens nicht ver- 
lajſen, -- für ihre Richtigkeit zeugt der Auſſtieg unſerer Bewegung, für ſie zeugt 
der Verſall der freien bürgerlichen Jugendbewegung, und ein weiterer Beweis für 
ihre Richtigkeit wird der immer deutlicher in die Erſcheinung tretende Umſchwung bei 
der kommuniſtiſchen Jugend ſein. Auf dieſen Umſchwung ſoll hier nicht näher ein- 
gegangen werden, er iſt |chon mehrfach bei anderen Gelegenheiten dargelegt worden. 
Wenn wir unſere Linie des Wirkens nicht verlaſſen wollen, dann bedeutet 
das alſo, daß im neuen Jahre unjere Bildungsarbeit, wie überhaupt unſere geſamte 
Vereinstätigkeit, nicht nur fortgeführt, ſondern geſteigert werden muß! Unſere 
Preſſe, deren Ausbau durch die neue Korreſpondenz für die Jugendbeilagen der 
Parteipreſſe vom 1. Januar ab erfolgt, unſere Buchliteratur, die im vergangenen 
Jahre gut ausgebaut wurde, und die im neuen Jahre weitere wertvolle Er-
	        
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