2 | Arbeiter- Jugend
bindungslinien zwiſchen aller Jugend (Reformkleidung. Schundbetämpfung, geſunde
Lebvensweiſe, Wandern) angeſührt werden, täuſchen laſſen. Auf die Geſinnung
kommt es an. Und um z. B. nur eines klar herauszuſtellen, jei geſagt, daß zwiſchen
der nationalen Jugend und uns der große Gegenſatz Monarchie oder Republik
beſteht. In bezug auf unſere Werbearbeit bedeutet dies alſo: die Arbeiteriugend,
Die für unſere Drganiſation gewonnen iſt, iſt für die Republik gewonnen, für den
Fortſchritt zum Sozialismus; die Jugend aber, die unter den Cinfluß vor allem der
„nationalen“ Organiſationen gerät, iſt ſür die Republik verloren, fördert ven Rüc-
Ichritt zur Monarchie. Seien wir alſo auf dem Poſten! Wir gelobten viel, aber jeder
wird einſehen, daß wir noc) darüber hinaus zu ſtreben und noch mehr zu erreichen
haben, Wir müſſen mit unſerer eigenen Bewegung voran, die bürgerlichen Drgani-
ſationen müſſen wir zurükdrängen. Das angeführte Beiſpiel zeigt deutlich, wieviel
von unſeren Erſolgen abhängt.
Wir haben immer das Beſtreben gehabt, unſere Bewegung auf guter Grund:
lage, feſtgefügt, aufzurichten. Es hat lange gedauert, bis man in der freien bürger=
lichen Jugendbewegung den Wirklichkeitsſinn der Arbeiterjugend n i cht mehr einfach
mit einem Schlagwort abtat, nämlich die Bildungsarbeit, den wirtſchaftlichen Kampf,
das politiſche Intereſſe der Arbeiterjugend als einfach „unjugendlich“ und deshalb
verwerſlid) bezeichnete. Dieſe Gegenüberſtellung unſeres Strebens und der Stellung
der freien bürgerlichen Jugend, die eine ganze Zeit lang doch überragende
Bedeutung dazu hatte, ſoll uns dienen, daß wir uns an der Jahreswende einer
wichtigen Erfahrung recht bewußt werden, welche uns die lezten Vorgänge in der
Iugendbewegung gewinnen ließen. Die freie bürgerliche Jugendbewegung iſt in
totalem Verfall. Es läßt ſich mit größter Berechtigung ſagen, daß dieſer Verfall
gekommen iſt, weil dieſe Bewegung ſich niemals zu einer beſtimmten Stellungnahme
in irgendwelchen Dingen durchringen konnte. Es fehlte ihr vollkommen das Rüdgrat
eines praktiſchen Wollens, welches die Geiſter über die allgemeinen Redens-
arten hinaus zuſammenketiete. Wir ſind groß und ſtark geworden und haben die
während des Krieges bei uns entſtandene Veriode des Verſalls überwunden, weil
wir uns nie vom Wege der praktiſchen Arbeit entſernt haben, nie einfach im Wunſch-
oder Traumland lebten. Wir ſahen und ſehen aud) heute noch unſere Ziele in ſchönen
Bildern vor unſerem Willen leuchten, träumen gern von kommenden, ſchöneren
Zeiten, aber nie unterließen wir es, Hand anzulegen, um auch die Hinderniſſe auf
den Wegen dorthin zu beſeitigen. Dieſes unermüdliche Handanlegen in allen
Dingen (ich brauche die Einzelheiten unſerer Vereinsarbeit hier nicht näher dar-
zulegen) war uns Inhalt unſerer Bewegung, war uns klare Aufgabe des täglichen
Lebens, -- wir flohen nicht mit unſeren Wünſchen in die Wälder. Wir dürfen
au<h im neuen Jahre unſere Linie des Wirkens nicht ver-
lajſen, -- für ihre Richtigkeit zeugt der Auſſtieg unſerer Bewegung, für ſie zeugt
der Verſall der freien bürgerlichen Jugendbewegung, und ein weiterer Beweis für
ihre Richtigkeit wird der immer deutlicher in die Erſcheinung tretende Umſchwung bei
der kommuniſtiſchen Jugend ſein. Auf dieſen Umſchwung ſoll hier nicht näher ein-
gegangen werden, er iſt |chon mehrfach bei anderen Gelegenheiten dargelegt worden.
Wenn wir unſere Linie des Wirkens nicht verlaſſen wollen, dann bedeutet
das alſo, daß im neuen Jahre unjere Bildungsarbeit, wie überhaupt unſere geſamte
Vereinstätigkeit, nicht nur fortgeführt, ſondern geſteigert werden muß! Unſere
Preſſe, deren Ausbau durch die neue Korreſpondenz für die Jugendbeilagen der
Parteipreſſe vom 1. Januar ab erfolgt, unſere Buchliteratur, die im vergangenen
Jahre gut ausgebaut wurde, und die im neuen Jahre weitere wertvolle Er-