63 Arbeiter-Jugend
Dieſe Darlegungen beſtätigen in glänzender Weiſe die Richtigkeit - unſerer Er»
ziehungsarbeit, und wenn dieſe Erkenntnis bereits in weiteren Kreiſen der Prole-
tarierjugend Plaßz gegriffen haben ſollte, dann wäre nur noch zu fordern, daß man
ſich auch öffentlich zu ihr bekennt. Man ſollte es tun, aud) auf die Gefahr hin, von
den Kommuniſten angerempelt zu werden oder damit die Trennungslinie zwiſchen
den beiden ſozialiſtiſchen Organiſationen zu verwiſchen.
So liegen alſo im Augenblick die Dinge. Der Einigung ſteht zunächſt im Wege
das beiderſeits notwendige, organiſatoriſche und ideelle Verhältnis zu den Parteien,
und dieſes Hindernis wird ſolange beſtehen, als nicht die Parteien zu einer Ver»
ſtändigung gelangen. Dann aber exiſtieren =- und das erſcheint uns noch wichtiger --
auch noc grundſäßliche Differenzen in der Auffaſſung über Methode und. Inhalt
der ſozialiſtiſchen Jugenderziehung. Die Frage: Diktatur des Proletariats oder
demokratiſche Republik iſt nicht nur eine Frage der Parteitaktik, ſondern eine An-
gelegenheit, die die Art der Erziehung in der Gegenwart entſcheidend beeinflußt,
weil wir damit rechnen müſſen, daß die jetzige Generation der Jugend noch nicht
in das ſozialiſtiſche Reich einziehen, ſondern bitter hart um die Vorbedingungen des
Endſieges zu kämpfen haben wird. Unſere Erziehungsarbeit muß der Jugend für
dieſen Kampf die Waſſen liefern, und es kann wohl niemand leugnen, daß die Waffen
dem Kampf angepaßt ſein müſſen, und daß es ein Unterſchied iſt, ob man demotkra»
tiſche Sozialiſten oder Verfechter des Diktaturgedankens erziehen will, Am leichteſten
ließ ſich ſicher eine Verſtändigung über die beſte Methode der Erziehung herbeiführen,
da ſich hier, wie die Ausführungen des Genoſſen Hackma> zeigen, die Anſichten be-
deutend genähert haben.
Wir wirken für die Einigung im Augenblick am beſten, wenn wir eine Zus
ſammenarbeit fördern, die getragen wird von der Achtung vor der beiderſeitigen
Arbeit und von der ehrlichen Einſicht, daß jede der beiden Gruppen mit der Kraft
einer beſtimmten UVeberzeugung das Beſte für die arbeitende Jugend und für die
Gache des SozialisSmus zu leiſten gewillt iſt.
Zwei Märze,
Von Richard Lohmann.
andeln und Tun des Menſchen ſteht mehr, als er es gewöhnlich ahnt, im
B Zuſammenhang mit dem Geſchehen in der Natur. In jedem Frühling, wenn
8 jich die Welt aus den Feſſeln des Winters zu neuem Leben befreit, erwacht
auch ihm die Sehnſucht nach Freiheit und Lebensglü> neu. Wenn draußen in
der Natur geheimnisvolle Kräſte, die aus der Tiefe und dem Innern empordrängen,
die umſchließenden Hüllen ſprengen, pulſt auch ihm das Blut unruhvoller durch
die Adern, weitet ſich auch ihm die Bruſt in der Hoffnung auf eine ſchönere Zeit
freien Menſchenglüdes. Es iſt kein Zufall, daß ſo viele revolutionäre Bewegungen
in der Weltgeſchichte im Frühling beginnen; es iſt kein Zufall, daß der März der
Erinnerungsmonat der beiden bedeutſamſten Revolutionen des verfloſſenen Jahr»
hunderts itt.
Handeln und Tun des Menſchen ſteht aber guch im engſten Zuſammenhang
mit den geſchichtlichen Verhäliniſſen, in die hinein er geboren wird, mit den geſell»
Ichaftlichen Mächten, die ihn umgeben. Nur wenn die Tat des einzelnen die Frucht
der geſchichtlichen Entwieklung iſt, wenn ſie den Reifegrad der Entwieklung richtig
beurteilt, hat ſie Ausſicht auſ Dauer und Beſtand. Es iſt kein Zufall, daß die beiden
bedeutſamſten Revolutionen des verfloſſenen Jahrhunderts, deren Gedenken wir
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