Wu Buikſn
ziehungsarbeit“ trägt, ſahen wir am Ra-
thenau-Mord. Wer aber glaubte, daß als
Folge dieſer Greueltat ein neuer Kurs in -
den reaktionären Bewegungen Plaßz griffe,
Yatta ſich getäuſcht. Die nationaliſtiſchen
ugendorganiſationen ſtehen heute unge-
ſc<wächt da, und ihr verbrecheriſches Treiben
iſt ſchlimmer als je. Freche Provokationen
der arbeitenden Bevölkerung, Ueberfälle auf
proletariſche Jugendgruppen ſind an der
Tagesordnung.
Die ſtaatlichen Organe ſehen all dem taten»
los zu. Wir haben zwor ein Geſetz zum
Schuß der Republik, xs wird aber nur gegen
links angewandt.
unter dem wir leben, obwohl er angeblich
gegen - das renftionäre Treiben, die ſaſchiſüi-
djen Ausſchreitungen gerichtet war, wird
hauptſächlich dazu benußt, die Arbeiter zu
entrechten. So kann das nicht weitergehen!
Die Gefahr, die die reaktionären Jugend-
organiſationen, jo der Bismard>bund, der
Deutſchnationake Jugendbund, die Partei-
jugend vd York von Wartenberg und die
alldeutſche Jugend für die Republik bilden,
liegt klar auf der Hand. Sie werden im- Ge»
brauc< von Waffen ſyſtematiſch ausgebildet.
Zum größten Teil ſind die Mitglieder dieſer
Drganiſationen ſelbſt im Beſitz von Waffen.
Als der Genoſſe Scheidemann am 12. Mai
dieſes Jahres im Reichstag gegen die Deutſch-
völkiſche „Freiheitspartei"“ Stellung nahm,
lente er auch eine ganze Reihe von Material
über die völkiſchen Jugendorganiſationen vor.
Er bewies, daß die nationaliſtiſche Jugend
auf Schießpläßen mit Militärgewehr, Mo-
dell 98, ausoebildet wird. Er bewies, daß
die Turngruppen der reaktionären Jugend
Kampforganiſationen ſind. Das Treiben
dieſer Organiſationen hat daraufhin nicht
etwa aufgehört, es hat ſich verſchlimmert!
In der republikaniſchen, beſonders der ar-
beitenden Jugend herrſcht darüber ſtarke Er-
regung, ja Empörung. Sie tritt entſchloſſen
für die Republik ein; ſie verlangt aber aud)
von der Republik, daß ſie ſich den Reaktio-
nären gegenüber tatkräftig zeige. Sie ver»
fanat, daß ſchon in der Schule die Erziehung
zur republikaniſchen Geſinnung einſetzt und
daß die Organiſationen, die ſich dieſes Ziel
geſtet haben,
fahren. Und die Jugend ſelbſt, ſie will nicht
zurüſtehen. Durch reſtloſe Aufklärung ihrer
Alters= und Klaſſengenoſſen will. ſie do2u bei=
tragen, den Gedanken der Republik in den
jugendlichen Herzen feſt zu verankern. Aber
ſie fordert auch immer ſtürmiſcher, daß die
Schußgeſeze der Republik nicht gegen die
erprobten Anhänger und Verteidiger der Re-
publik, ſondern gegen ihre geſchworenen
Feinde angewandt werden.
H. Löggow, Kaulsdorf.
".. Arbeiter-Jugend
Der Ausnahmezuſtand,
weitgehende Förderung er- -
* wieder
203
Ein Brief.
Aus dem Städtchen Idſtein im Taunus
waren zirka 20 Burſchen und Mädels zum
Reichsjugendtag in Nürnberg gefahren. Am
nächſten Taae erzählten ſich die Leute in
Idſtein, die Stadt Nürnberg ſtehe in Flam»
men. Die Eltern der Nürnbergſahrer be»
fanden ſich begreiflicherweiſe in größter Auf»
regung. Als ihre Kinder wieder geſund „und
munter zu Hauſe ankamen, herrſchte über
jenes Gerücht allgemeine Heiterkeit. Eine
Idſteiner Jugendgenoſſin bedankte ſiH nun
bei ihren Nürnberger Quartierleuten für die
freundliche Aufnahme und berichtete ihnen
auch von jenem Gerede, worauf ihr dann
außer der Antwort ihrer Quartierleute nod)
ein Brief folgenden Inhalts zuging:
Fräulein T. P., Idſtein i. T. -
Dur<h Zufall erhalte ich Kenntnis des von Jhnen
an Familie H. gerichketen Brieſes,
Die Sorge, daß Nürnberg in Flammen ſteht,
war alſo ganz unnötig, denn nie wird ſich das er»
eianen. Gänzlich ausgeſchloſſen iſt, daß dies an-
läßlich eines „internationalen Scherenſchleifertage3“,
* wie der e3 war, an dem Sie Nürnbergs ſch<leh-
teſte Seite kennen lernten, vorkommen fann,
Zweiſello3 war jener Tag der unwürdigſte der in
Nürnberg biöSber gefeierten; dentt ſolHhe Banden von
Geſindel und ſittenloſem Zeug betraten die ehr»
würdigen Pflaſier der e<t deutſchen Stadt (mit
Ansnahme des Ober . . . Dr. Luppe) noh nie und,
hören Sie, werden dieſe auch nie mehr betreten
und nicht mehr ſo ungeſchoren verlaſſen, wie es
leider geſchehen. Damals ließ man hier die rote
Jugend gewähren und boffte, daß unſer „Deutſcher
Tag" ebenfall3 von den rvotken Alten nicht geſtört
wird; es geſchah dies allerdings au< nicht, do9H
einzelne Teilnehmer wurden in feiger Weiſe, wie
man es anders auc<; ticht erwarten konnte, von
mehreren „MoS3kauern" angegriffen, die ja zum
größten Teil von dem Angriff mehr davontrugen,
als der alleinſtehende Deutſche.
Wenn auc ſeinerzeit die „Hakenkrewzler" ſc<ött
ruhig waren und keine der unglücklichen, verirrten
Volksgenoſſen ſchlugen und verwundeten, ſo bekam
das Krankenhaus zu Nürnberg doh verſchtedenen
Zugang. ES iſt auch kein Wunder, wenn die freie
Iugend =“-- Männlein wie Weiblein -- zu Haufen
unter freiem Himmel übernachteten, Quartiere
konnten nicht genügend aufgetrieben werden, denn
jo zahlreich jind die verfunkenen' Menſchen in Nürn
berg nun dod) nicht mehr und zudem --- wer wollte
ſo einen, nur . halb gefleideten, ſh<hmußigen und
ſtruppigen Gefährten in ſeinem Hoim wiſſen?
Sie ſelbſt werden, wenn Sie Augen für dis
Stimmung der Stadt hatten, geſehen haben, daß
Nürnberg nicht der PBlaß für derartige Aufzüge iſt.
Begreifen kann ich nur nicht, wie Sie beſtätigen
können, daßß es ſo ſchön geweſen war. Schön iſt e3
' jeßt wieder!
Sollten Sie Luſt und Liebe haben, Nürnberg
no< mal zu ſehen, fo beſuchen Sie dieſe Stadt als
„Deutſ< Mäd<c<en“" und nicht al3
jes
„Internationale Iugendgardiſtin“
„mif dem Sowjetſtern, dem roten Schandfeen und
dem haßerfüllten Geſicht gegen alles, wa3 ſeine
Heimat liebt, deutſc< denkt und
fühlt!! Sie werden in Nürnberg dann beſſere
Aufnahme finden, man wird Sie nicht mehr ſo
verächtlich anſehen, Ihnen nicht aus dem Wege
gehen und ſpöttiſch, wie es ſich auch gehörte, über
Sie lachen; dann werden Ihnen auch, ebe Ste
geben, die Sehen5würdigkeiten der alten
deutſchen Stad? Nürnberg gezeigt werden, denn
ſüx „Internationale“ gibts keine „Deuts-
ſ<en" SehenSwürdigſleiten,