Monatsſchrif des verbandes € der
Sozialiſtiſchen Arbeiterjugend Deutſchlands.
Beft 1 1 erſin, Januar 1 1923 15. 5. Jahrg:
Jeeves Jahr -- neues 3 Schaffen!
Von Max Weſtphal.
er D ie ſozialiſtiſche Jugendbewegung hat ſich in Deutſchland eine geachtete Stellung
3 Verworben. Die Achtung vor ihr und ihre Geltung wäre beſtimmt noch größer,
Ws wenn nicht der oft in recht häßlichen Bahnen ſich bewegende Bruderkampf
die Bewegung in ihrem Wirken ſehr gehemmt und für die Außenſtehenden ihr Bild
ſtark getrübt hätte. Die Achtung und die Geltung, die einer Bewegung aus ihrem
eigenen Schaffen auch bei allen Außenſtehenden erwächſt, kommt den von ihr ver-
tretenen Forderungen ohne weiteres zugute. Einem Gegner, deſſen Wert und Be-
Deutung man erfannt hat, tritt man anders gegenüber als einer Gruppe von
Krafkeelern.
Die vollkommene Beſeitigung des Bruderzwiſtes in den Reihen der ſozialiſtiſchen
Jugendbewegung wird darum von vielen Zehntauſenden Jugendlicher ſehnlichſt
herbeigewünſcht. Dem vergangenen Jahre wird in der Geſchichte unſerer Bewegung
Ddeswegen für alle Zeiten ein beſonderes Andenken bewahrt bleiben, weil in ſeinen
lezten Monaten ein bedeutſamer Schritt zur Wiedergeſundung der ſozialiſtiſchen
Jugendbewegung getan worden iſt, die Vereinigung des Verbandes der Arbeiter-
jugendvereine Deutſchlands mit der Sozialiſtiſchen Proletarierjugend Deutſch»
lands. So wertvoll dieſer Erfolg iſt = die gänzliche Geſundung bedeutet er noch
nicht; fie wird erſt eingetreten ſein, wenn auch Kommuniſten und Sozialiſten nicht
mehr gegeneinander fämpfen. Es iſt ſchmerzlich, ſagen zu müſſen, daß dieſes Ziel
wohl noch in weiter Ferne liegt, es wäre aber töricht, die Augen vor dieſer Tatſache
zu verſchließen. Der Kampf muß eben beſtanden werden. Letzten Endes werden die
Kräfte ſich doch auf dem richtigen Weg zu gemeinſamem Handeln finden, wie die
Arbeiterijugendbewegung und die Sozialiſtiſche Proletarierjugend ſich bereits in einer
Organiſation zuſammenſonden. .
Welchen Weg die ſozialiſtiſche Jugendorganiſation zur Erfüllung ihrer Aufgaben
einzuſchlagen hat, iſt heute kaum noch ſtrittig. Auch die kommuniſtiſche Jugend
ſpannt ihre Kräſte immer ausſchließlicher für Erziehungs- und Bildungsarbeit an.
Zur Vertretung der wirtſchaftlichen und beruflichen Intereſſen ſind ohne Zweifel die
Gewerkſchaften die beruſenen und auch allein leiſtungsfähigen Organiſationen. Wäre
in der ſozialiſtiſchen Bewegung die Spaltung niht, zwiſchen Gewerkſchaften und
jozialiſtiſcher Jugendorganiſation würde ſich leicht ein reibungsloſes Zuſammen-
arbeiten, eine gegenſeitige Ergänzung herbeiführen laſſen. Wir freuen uns, daß ſchon
durch den Zuſammenſchluß von Arbeiterjugend und Sozialiſtiſcher Proletarierjugend
dieſer Zuſammenarbeit im Sinne gegenſeitiger Ergänzung neue Wege gebahnt ſind,
über die in den nächſten Wochen weiteres. zu ſagen ſein wird.