2 Arbeiter-Jugend
Der Streitplaß des politiſchen Tageskampfes ſteht den Jugendlichen nicht offen.
Nicht daß Verbote, Geſeße ihnen hinderlich wären, =- ſie ſollten ihm aus eigener
Erkenntnis, aus eigenem Verantwortungsgefühl fernbleiben. Wer als Jugendlicher
ſich nur einmal ganz ernſthaft einer wichtigen politiſchen Frage gegenübergeſtellt ſah,
der wird ſeine tatſächliche Unzulänglichkeit, wenn er ehrlich gegen ſid) ſetbit iſt,
kennen. Hat er überhaupt politiſches Intereſſe, wird er lernen wollen, wird er ſic
bemühen, ſeine Kenntniſſe, ſeinen Geſichtskreis zu erweitern, um mit reiferen Kräften
ſeine politiſche Wirkſamkeit aufnehmen zu können. Dieſen Weg weiſen wir
der Arbeiterjugend. Hier aber iſt unſer Gegenſag zur kommuniſtiſchen
Jugend wohl mit am ſchärſſten. Sie verkennt zwar nicht, daß alles, was gut getan
werden ſoll, gelernt ſein muß, reſpektive daß jede Arbeit ein beſtimmtes Rüſtzeug
verlangt. Sie begeht jedod) den großen und verderblichen Fehler, die Jugendlichen
einfach ins politiſche Kampfgetümmel zu heßzen, weil ſie „im Kampfe“ lernen ſollen,
In ihrer Praxis zeigt ſich das als eine außerordentlich falſche Auslegung des Ge>
dankens der Erziehung durd) didekte Betätigung. Wir ſind gewiß Anhänger dieſes
Gedankens, aber wir überſehen nicht die wichtige Vorausſetzung, daß zwiſchen der
jungen Kraft, die ſich entwickeln ſoll, und der Arbeit, in der ſie ſich erproben und
entwideln ſoll, ein beſtimmtes Berhältnis herrſchen muß, wenn ein Crfolg erhofft
werden jo. Es wurde ſchon angedeutet, daß auch wir den politiſchen Geiſt, den
politiſhen Willen der Jugend wecken und entwickeln wollen. Aber als Arbeitsplaßz,
als Lehrſtätte dafür taugt nicht das heutige öſſentliche politiſche Leben. Zwiſchen
jeiner Bewegtheit, ſeiner großen Zahl ſchwer zu löſender Fragen und der Kraſt
unſerer Jugendlichen wird das richtige, der Kraft des „Jugendlichen angepaßte Ver»-
hältnis n i d) t hergeſtellt, wenn man ihnen zuruft, wie die kommuniſtiſche Jugend es
tut: Hinein ins Getümmel! Dieſe Erziehung endet im Verſammlungskrakeel. Die
junge Kraft will und muß ernſter genommen werden. Nur kurzſichtige Leute
können glauben, daß die kommuniſtiſche Jugend die Jugendlichen ernſter nimmt als
wir, wei! ſie ihnen doch ſchon „politiſche“ Aufgaben zuweiſt. Dieſes Treiben iſt in
Wahrheit ein höchſt verantwortungsloſes Spielen mit jungen Menſchen.
Die Erziehungs» und Bildungsarbeit, die wir hier zu leiſten uns bemühen, iſt
nicht nur rein menſchlicher, jondern vor allen Dingen auch in politiſcher Hinſicht
außerordentlich viel wertvoller und erfolgreicher. Faſſen wir die von uns geleiſtete
Arbeit unter weniger großen Geſichtspunkten zuſammen, um das deutlich zu machen.
Wir wecken und ſtärken in der arbeitenden Jugend den Willen zur Ge»
ſundung. Das erwachſene Proletariat kämpft u. a. um beſſere Ernährung,
beſſere Wohnung, beſſere Geſundheitspfiege. Die Jugend will ihren Körper und Geiſt
vor Ausbeutung, Ausmergelung, Verſtümmelung ſchüßen, ihre Jugendſchußforderun»
gen reden cine deutliche Sprache. Die Jugend will aber Körper und Geiſt nicht nur
vor Schaden bewahren, ſondern ſie will beides entwickeln, fördern. Sie hält ſich frei
von Giſten, ſie wandert, turnt, ſpielt, treibt mancherlei ſonſtige Art Körperpflege.
Wir ſragen einfach: Wem darf die erwachſene Arbeiterſchaft die Kampfnachfolge ver-
trauensvoller übertragen, einer kranken und ſchwachen oder einer geſunden und
ſtarken Jugend? Wer unterwirft ſic) eher, der Schwache oder der Starke? Die
junge Generation der Arbeiterklaſſe muß mit eiſernem Willen zur Geſundung
ſtreben, der Gozialismus fordert es! == Geht uns mit euren Vorwürfen, wir ſeien
„Opielijugend“1
Wir wecen und pflegen den Willen zur Bildung. In den Diskuſſions»
und Leſeabenden, in den Vorträgen und Beſichtigungen von Muſeen und Betrieben
liegt das Zeugnis dieſes Strebens. Der Geiſt der jungen Arbeitergeneration muß