Full text: Arbeiter-Jugend - 15.1923 (15)

Arbeifer-Jugend oo 3 
rege ſein, zu eigenen Ueberlegungen, zu eigener Denkarbeit geſchult. Kein Gedächtnis» 
drill! Auch die Uebermittiung der ſozialiſtiſchen Theorien rechtfertigt ſolchen Drill 
nicht. Wer ſich dieſe Bahnen des Geiſtes nicht durch eigene Arbeit zu erſchließen 
weiß, wird ſicher nie auf ihnen wandeln. Wir wollen anregen, Richtung weiſen, 
Hilfe leiſten. Die Sicherheit, die Solidität ſeines Geiſtesbaues kann nur jeder ſich ſelbſt 
erringen. Wir fragen wiederum einfach: Braucht der Sozialismus Schwäßer, 
„Grammophonplaiten“, oder braucht er ſelbſtdenkende, geiſtig regſams Menſchen? 
Welche Gruppe von beiden wird zu höheren Dienſten, zu höheren Leiſtungen 
fähig ſein? 
Ein ſtarker Wille zu neuer Kultur lebt in der Jugend, Unſere Arbeit 
jieht ganz in dieſem Zeichen. Der Wille zur Geſundheit, der Wille zur Bildung ſind 
ichon ſtarke Aeußerungen davon. Das Zuſammenarbeiten der Jungen und Mädel, 
die neue, ſchönere Ari der Geſelligkeit, die neuen Beziehungen zur Kunſt, zur 
Literatur, zum Tanz und zur Muſik ebenfalls. Und dann beſonders auch die Er» 
diehung zur gemeinſamen Arbeit in der Gruppe. Alle für einen, einer für alle, iſt 
deven Sinn. Das verantwortungsvolle Eintreten des Funktionärs für die Gruppe 
iſt Erziehung zum ſozialen Dienſt, die ſich, wo gerade dieſer Arbeit genügend Aufs» 
merkſamkeit gewidmet wird, auf höherer Stufe, im politiſchen Leben vortrefflich 
auswirken wird. In den internationalen Verbindungen unſerer Bewegung bricht 
ſich dieſer Geiſt Bahn von Land zu Land. Mit den feſten, innigen Freundſchaften 
der Tauſende und aber Tauſende VProletarierjungen und -mädel in allen Ländern 
erjteht ein neues, lebensſtarkes Hindernis gegen Völkerverhezung und Kriegsgreuel. 
Bei aller Knappheit dieſer Darlegungen treten doch die Werte unſerer Arbeit 
klar hervor. In ihrer Auswirkung werden ſie beſtimmt eine außerordentliche 
Verſtärkung der politiſchen, geiſtigen und ſittlichen Kampffront des Proletariats ſein. 
Der Jugend gehört die Zukunft. Darum rüſten wir für die Zukunft. 
Die Zukunſt == das heißt in dieſem Sinne nicht eine Zeit in unendlicher Ferne. 
Wir legen es ſv aus: Die Zukunft gehört der Jugend, ſobald ſie mit aus- 
gereiſter Kraft friſch-fröhlich, zielklar den Kampfplatz gegen alle fortſchritthemmenden 
Mächte betritt. 
Wir jungen Scharen der Sozialiſtiſchen Arbeiterjugend ſind im Wachstum zu 
dieſer Reiſe. Ein Jahr neuer, fleißigſter, treueſier Gärtnerarbeit liegt vor uns. Ans 
Wer?! Wir wollen eine herrliche Blütezeit erſchaffen! 
PiyHoleMnit, die Witienſchaft vom arbeifenden Menjſchen, 
Von Franz Lauſfköttker, 
yn der fapitaliſtiſchen Wirtſchaft, die eine Erwerbswirtſchaft zum Zwe& des 
BK Gelöverbienens iſt, ſpielt die Technik die ausſchlaggebende Rolle. Dieſe 
„dw Wiſſenſchaft, die ſich mit der Herſtellung kunſtvoller Werkzeuge und mit der 
Verbeſſerung der Abſchiedsmethoden beſchäftigt, iſt entſprungen aus der Abſicht, die 
Veiſtungsfähigkeit der menſchlichen Arbeit aufs böchſte zu ſteigern. Sie hat in den 
Teißten Jahrzehnten einen ungeheuren Aufſchwung genommen, und tagtäglich leſen 
wir von neuen techniſchen Errungenſchaften, [9 daß wir tatſächlich von einem Zeit- 
alter der Technik ſprechen können. Leider wurde dabei vergeſſen, daß eine Zivi» 
liſation, wie die kapitaliſtiſche, die im Aeußerlichen ſte>enbleibt und ſich nicht 
zur Kultur entwitkelt, wertlos iſt, weil ſie die Menſchen innerlich arm macht. Das 
einpfinden alle jene Menſchen, die bur< die Tretmühle des Werkeltagstreibens noc 
nicht völlig abgeſtumpft waren, und es dämmert allmählich die Einſicht auf, daß es 
 
 

	        
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