88 Arbeiter-Jugend
Dort, wo der Bli>d weit in das Land hinauseilen kann, wurde inmitten der
grünenden und blühenden Natur geſpielt und geſungen, bis die Dunkelheit zum
Auſbruch mahnte. In geſchloſſenen Reihen, Delegierte umd Gaſtgeber vereint, ging es
mit lodernden Fackeln zurü&k. Es war ein bunter, leuchtender, ſingender Zug. Weit
über eine Stunde dauerte es, bis die Demonſtration ihr Ziel, den Cliſabethplaß,
erreichte, wo das leßte gemeinſame Lied erklang und wo Genoſſe Schröter
nochmals den Gaſtgebern dankte und alle aufrief zu neuer Arbeit im weiten Land.
Dann noch ein herzliches „Auf Wiederſehen in Nürnberg“, die leßten Fackeln ver»
glſimmten, die Veranſtaltungen der Konferenz waren beendet. =
Zwiſchen dieſer Schlußkundgebung und der Begrüßung der erſten ankommenden
Gäſte durch die Görlier Freunde aber lag eine Unſumme fleißiger Arbeit, über die
wir nun berichten wollen, nachdem die frohen Dinge vorangegangen ſind.
Die Bezirksleiferausſprache.
Am Donnerstag, den 10. Mai, vormittags, traten die Bezirksleiter zu einer Ausſprache
zuſammen. Man wollte in dieſem engeren Kreis praktiſche Frogen behandeln, die ſich aus
der Arbeit der letzten Jahre ergeben haben, und die durch die verſammelten Praktiker der
Bewegung am beſten geklärt werden konnten. Von den 34 Bezirksverbänden unſerer
Organiſation waren 29 vertreten, ein Teil ſogar durd) mehrere Genoſſen. Einleitend wurde
vom Genoſſen Walter Rüdiger-Berlin die Frage der finanziellen Unterſtüßung
derJugendpfſlegein Preußen und in den anderen Ländern behandelt. Er berichtete über
die Grundſäße, die bei der Bildung Der preußiſchen Jugendpflegeausſhüſſe nach einem neuen
Erlaß des preußiſchen Wohlfahrtsminiſters zur Anwendung kommen ſollen und wandte
ſic) weiter gegen die Verſunc<e nachgeordneter Stellen, die Arbeiterjugendvereine von der
ſtaatlichen Jugendpflegeausſchüſſen auszuſchließen und ſie bei der Verteilung der ſtaatlichen
Mittel zu benachteiligen. Notwendig ſei andererſeits aber auch eine ſtarke Anteilnahme
unſerer Vertreter an der Arbeit der Ortsausſchüſſe, damit ſie durch ihre Mitwirkung unſerer
Bewegung den ihr zuſtehenden Platz in dieſen Körperſchaften ſichern. Wichtig ſei ferner
auch die genaue Befölgung der neuen Vorſchriften über die Unfall- und Haftpflichtverſicherung
in der preußiſchen Jugendpflege. Die Ausſprache ergänzte die Mitteilungen des Referenten,
durch Berichte über Schwierigkeiten und Erfolge in der Arbeit der einzelnen Bezirksverbände
Schließlic) wurde der Hauptvorſtand beauftragt, für die Arbeit in den ſtaatlichen Ortaus»
ſchüſſen Richtlinien herauszugeben, damit jeder Ortsverein ſeine Intereſſen mit Erfolg ver-
treten kann.
Es folgte dann eine Beſprechung über das Jugendherbergsweſen, die Genoſſe
Albrocht-Berlin einleitete, Er berichtete vor allem über die Tagung in Altena und über
die dort beſchloſſene Umorganiſation des Herbergsverbandes. Den Beſtrebungen, dieſen
Verband ſeines urſprünglichen Zweckes zu entkleiden und ihn u. a. zu einem Verband für
Volkshäuſer auszugeſtalten, ſei entgegenzuwirken, aber nur die Mitarbeit aller unſerer Orts-
gruppen im Herbergswerke biete die Gewähr, daß der Verband ſeine eigentliche Aufgabe,
den immer weiter fortſchreitenden Ausbau des Iugendherbergsneßes, erfolgreich durchführe
In dor Ausſprache wurde beſonders zum Ausdruck gebracht, daß wir uns aud) um die
Inſtandhaltung der bereits beſtehenden Jugendherbergen kümmern miſen, da dieſe Pflicht
jezt oft von den wandernden Gruppen vernachläſſigt wird. Hier muß die Iungend Seoſhbſt»
zucht und Selbſtdiſziplin üben, damit das Werk nicht unter dieſen Mißitämdon leidet.
Sehr ertragreich war die Ausſprache über die Auſgaben, die den Arbeiterjugendvereinen
aus dem neuen Reichsjugendwohlfahrt5geſfeß erwachſen. CGtadirat Genoſſe
Dr. Friedländor-Berlin hielt hier das einleitende Referat. Er ſprac) von der Notwendigkeit
einer engen Zuſammenarbeit der kommenden Jugendämter mit den DOrganiſotionen doer
Jugendbewegung und forderte von den Ingendämtern die Unterſtüzung der Jugendarbeit
Durs) Bereititolling von geniigenden RZäummen und Spielpläzen. Ferner zeigte er aud) die
We50, die das Jugendwohlfahrtsgeſeß der Iugend für ihre Mitwirkung an den Aufgaben
der Jugendfürſorge und Ingendyſlege erſchloſſen hat. Die Ausſprache war auch hier außer
ordentlich roge; ſie lehrte, welche großen Aufgaben uns in allen Landesteilen auf dieſem