Arbeiter-Jugend 149
Pfingitblühen.
Von Ernſt Preczang.
? . Schaut nun, ihr Hugen, die glühende Fülle In der Freiheit die blinkenden Knoſpen zu
der Farben: - wiegen, -
Flammende Kelche und Sterne und bren» In den Aehren und Wipfeln zur Sonne ZU
| nende Glocken. ragen,
Wandert, ibr Blicke, wo wiſpernde Halme In den Stürmen zu kämpfen, in den Wet-
jroblocken, tern zu ſiegen, I
Feldweithin wogend, von wachſenden, duf- Trotzig vom pfingitlichen Geiſte der Tiefe |
tenden Garben getragen. | 4
Birkenbüſche flimmern im Frühlingslicht, Zu wachſen in beharrlichem Streit,
Grüne Kronen ſingen ihr Lied im (Wind, Getrieben von heimlicher Schöpfermacht,
Und der Erde ewige Stimme ſpricht: Zu künden in blühender Wunderpracht,
4 Hilenich, 0 ſiehe, was freudige Taten find! Daß Schönheit in Kämpfen gedeiht.
Ailes lag, alles, verborgen im ſchweigenden Schaut nur, ihr Augen, der Garben bren-
. | Grunde, nende Fülle,
4 UnterdenSchollen begraben die pulienden Lauſcht nun, ihr Ohren, den flüſternden
- e
, | äfte, frohen Akkorden,
E35 Bis der Sonne wundergewaltige : Von diy wirf, Seele, des Zweifels drückende
7Min Stunde , ülle:
Rief zum Lichte die ſe!ig bauenden Alles iſt, alles aus Dunkel und Tiefe ge-
träfte. worden.
Zeiie drängte um Zelle empor, Du auch biſt Erde und quellender Saft,
Keime rangen in hartem WMühn, Du auch biſt Wurzel und bauende Kraft,
Sprengten des Lebens verſchloſſenes Du auch biſt ewig ringende Sucht .
| Tiach der Sonne, dem Wachſen, dem Blühen,
or,
In dey Freiheit zu reifen, zu blühen. der Frucht.
Zum ſozialdemokraliſchen Parteitag.
Von Franz Klühs.
"Pf&on jeher ſtanden die Parteitage der deutſchen Sozialdemokratiſchen Parte|
py im Brennpunkt des Intereſſes aller Politiker. Nicht nur in Deutſch:
fp land, ſondern in der ganzen Welt ſanden die Verhandlungen ungewöhnlicd
[ſtarke Beachtung. Zu jedem unſerer Kongreſſe erſchienen ganze Scharen von Jour
naliſten aus vem In- und Ausland. VJörmliche ſtenographiſche Bureaus mit zahl:
reichen Hilfsfräſten und Schreibmaſchinen wurden im Tagungslokal etabliert. Dis
Poſtverwaltung pflegte, wenigſtens in den lezten Jahren vor dem Kriege, beſondere
Telegraphenämter im Kongreßlokal zu errichten, um die telephonijche oder tele-
graphijche Weitergabe der Berichte zu erleichtern.
Salt doch ſtets die Sozialdemokratie als die Parteides Kommende n, die
große Hoffnung aller, die mit den herrſchenden Zuſtänden des kaiſerlichen Deutſch»
lands unzufrieden waren, und der Gegenſtand des Haſſes für alle, die ſich durch die
auſſteigende Partei in ihren Vorrechten bedroht fühlten. In allen Zeitungen wurde
vorher, während der Verhandlungen und nach ihnen über die Bedeutung und die
Ausſichten der Partei geleitartikelt. Zävlreiche größere Vlätter entſandten neben den
üblichen Berichterſtattern noch beſondere Stimmungsbilder, die zuweilen mit Geiſt
und Wiß, oſt aber auch mit platter Gehäſſigkeit den Ernſt der Auseinanderſezungen
glojjieren mußten. m .
