Full text: Arbeiter-Jugend - 16.1924 (16)

172 Arbeiter-Jugend 
Republik zu verteidigen und zu erhalten. Wir gehen nicht wieder zurüd in die Moder» 
luft des zufammengebrochenen Monarchismus, wir laſſen uns nicht einzwüngen. in 
die Ketten nationaler Diktatur, und wir erheben gegen die Rufe des Nationalismus 
das Panier der Völkerverſ[öShnung und Völkerverſtändigung. 
Wilhelm Sollmann hat auf dem Parteitag neben dieſem Dienſt für die 
Aufgaben des Tages anderes gefordert. Die Jugend ſoll der Republik den ſozialen 
Inhalt, der ſozialiſtiſchen Bewegung einen neuen JIdealismus und einen neuen 
Glauben geben, der alle mitreißt in die ſozialiſtiſche Bahn, die auſwärts wollen. 
Das iſt keine Tagesaufgabe. Dieſe Menſchen mit dieſem Geiſt und dieſem Glauben 
müſſen wachſen. Sie werden wachſen aus iden Jungen, die jezt in unſeren Reihen 
vereinigt ſind im Geiſte des Sozialismus, den Wilhelm Sollmann in der Partei 
lebendig werden laſſen will. 
Mögen die Gegner offen oder verſte>t über den Tod des Marxismus und 
über den Niedergang der ſozialiſtiſchen Bewegung reden und ſchreiben, ſo oft und 
jo viel ſie wollen: Die deutſche ſozialiſtiſche Jugend ſolgt dem Ruſ ihrer Führer und 
ſie wird durch ihre Taten den Beweis erbringen, daß der deutſche Sozialismus 
lebendig iſt wie je zuvor. 
 
 
| Unſere Pfingſtjugendkage. 
/E d ſingſten iſt das Feſt der Bezirksjugendtage. Dieſe Tradition hat ſich in den 
R Slezten Jahren mehr und mehr durchgeſetzt, und ſo war es nur jelbſtverſtändlich, 
 
FT daß auch während der diesjährigen Vfingſttage zahlreiche Jugendtage in allen 
Teilen des Reäches ſtattjanden. Allerdings, über den Maſſenauſmarſch, den wir 
vor zwei Jahren und auch im vorigen Jahr troß des bevorſtehenden Nürnberger 
Jugendtages erlebten, können wir diesmal nicht berichten, Eine ganze Anzahl Bezirke 
haben von der Veranſtaltung eines Jugendtages in dieſem Jahre im Hinbli>k auf 
die große wirtſchaftliche Not unſerer Jugend von vornherein abgeſehen, und der 
Verlauf der Pfingſtveranſtaltungen hat auch Deutlich gezeigt, wie ſchwer die ſoziale 
Not, Arbeitsloſjigkeit und ſchlechte Entlohnung, auf unſerer Jugend laſten. Als weitere 
Erſ<werung kam hinzu, daß die Behörden den Veranſtaltungen unter Hinweis auf 
die noc< beſtehende Ausnahmeverordnung Schwierigkeiten machten bei der Ge» 
nehmigung der Umzüge und Kundgebungen im Freien. So hat der württembergiſche 
Innenminiſter den Jugendtag der Württemberger und Badenſer in Stuttgart ver» 
boten; die medlenburgiſche Regierung unterſagte alle Umzüge und Kundgebungen 
im Freien, auch den Jugendtag der Mecklenburger in Waren; ebenſo erging es den 
Bezirken Niederrhein, Niederſchleſien und Oſtpreußen mit ihren Jugendtagen in 
Eſſen, Grünberg und DOſterode. 
Man mußte ſich in dieſen Fällen mit geſchloſſenen Veranſtaltungen oder mit 
Kundgebungen vor den Orien begnügen; aber die Berichte laſſen erkennen, daß troß 
dieſer Hemmniſſe die Stimmung der Jugend begeiſtert und zuverſichtlich war. Die 
Reaktion hat ihren Höhepunkt überſchritten, die Sozialiſtiſche Arbeiterjugend ſteht 
troßz der Kriſe mit ungebrochener Kraft und mii der uns ſelbſtverſtändlichen Hingabe 
zu den großen Zielen der Gegenwart und der Zukunft, zur demokratiſchen Republik, 
zum völkerverſöhnenden Sozialismus, zu den Farben Rot und Schwarz-Rot-Gold. 
Das iſt das Grundmotiv aller Reden und Kundgebungen der diesjährigen Pfingſt» 
veranſtaltungen, und wir ſind ſicher, daß auch dieſes Pfingſten ein Auftakt ſein 
wird zu neuer Kraftentfaltung, zu neuem zähen Wirken, das endlich und endgültig 
Breſche ſchlagen wird in die Mauer von ſozialer Not und politiſcher Reaktion, die
	        
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