Full text: Arbeiter-Jugend - 16.1924 (16)

= Arbeiker-Jugen? 173 
noch immer der ungehinderten Vorwärtsentwiklung deutſcher Arbeiterjugend im 
Wege ſteht. 
* Soweit uns über den Verlauf der Jugendtage Berichte vorliegen, laſſen wir 
ſie hier in kurzen Auszügen folgen. 
Bezirk Oſipreußen: In Oſterode im Oberland traf ſich dieſes Mal zum Pfingſtfeſt die 
Sozialiſtiſche Arbeiter-Jugend Oſtpreußens, um ihren Bezirks-Jugendtag zu begehen. Troß 
der Nöte der Zeit waren über 300 Jugendliche aus allen Teilen der Provinz zuſammen- 
geſtrömt. Oſtpreußens reaktionärer Geiſt blieb auch auf unſerem Jugendtag nicht unbemerkt. 
Alle geplanten Kundgebungen und Umzüge waren verboten worden. Die Saalbeſißer in 
Oſterode gaben ihre Räume nicht an die Arbeiterjugend ab. 'Die Schupo überwachte die 
Durchführung des Verbots. Einem Wanderlieder ſingenden Trupp wurde die weisheitsvolle 
Lehre zuteil: „Es darf gepfiffen und geſummt (!), nicht aber geſungen werden!" Das war 
der Unterton des Diesjährigen Jugendtages. . 
Troßz alledem ſtand Oſterode am Pfingſtfeſt im Zeichen der Sozialiſtiſchen Arbeiter» 
Jugend. Zahlreiche Trupps durchzogen ſingend mit roten Wimpeln die Straßen, um am 
Sonnabendabend in einem naheliegenden Dorfe zur Begrüßungsfeier zuſammenzutreffen. 
In mehreren Anſprachen von Vertretern der Jugend- und Parteileitung kam der Wille zum 
Ausdru>, allem Dru> und allen Schikanen mit verdoppelter Anſpannung unſerer Kräſte 
zu begegnen. Spiel, Tanz und Vorführungen hielten die Jugend noch lange zuſammen. An 
den beiden Rfingſtfeiertagen ging es in die berrliche Umgebung Oſterodes. Dort haben ſich 
zwei Tage lang unſere Mädel und Jungen getummelt, haben im kühlen Bad und im Waldes- 
duſt, bei Spiel und Tanz, bei Frohſinn und Munterkeit und im andächtigen Genießen der 
herrlichen Natur Leib und Seele geſtärkt. 
Dort draußen auf dem Lande haben wir auch unſere Demonſtration gehabt. Am erſten 
Feiertag ging's zurück zur Stadt im geſchloſſenen Zuge beim Facelſchein unter vielen wehen- 
den roten Fahnen, mit Kampfliedern auf den Lippen und Begeiſterung in den jungen Herzen. 
Oſtpreußens Arbeiter-Jugend wird aud) an dieſen Jugendtag mit Stolz zurückdenken. 
Er war ein Kraftquell für jeden Teilnehmer und für unſere geſamte oſtpreußiſche Bewegung. 
Bezirk Niedeerhein: Unſer Jugendtag fand diesmal in Eſſen ſtatt. Auch hier waren 
öffentliche Umzüge und Kundgebungen verboten worden, aber trozdem nahm die Tagung 
einen eindrucsvollen Verlauf. An der Begrüßungsfeier, die am Pfingſtſonntag vormitiag 
im Saalbau ſtattfand, nahmen etwa 2000 Jugendliche teil. Nach der Begrüßungsanſprache 
des Bezirksſekretärs Genoſſen Gn o ß und nach trefflichen Liedervorträgen des Eſſener Jugend- 
c<ors hielt dew Landtagsabgeordnete Genoſſe Schluchtmann -Duisburg eine pacende 
Rede über Republik und Sozialismus. Er rief die Jugend auf zum Kampf für die Republik, 
die das Ziel der Gegenwart ſei; zeigte auf, was die Republik uns gegenüber dem abſolutiſtiſchen 
Regime bedeutet und wie in der Stunde der äußerſten Not die Republikaner Hand anlegien, 
um Reich und Volk zu retten. Die Republikaner und Sozialiſten dürfen auch jetzt nicht 
zulaſſen, daß die Exiſtenz der Republik immer noc< durch die Extreme links und rechts 
gefährdet iſt. Der Redner ſchloß mit einem begeiſtert aufgenommenen Treuegelöbnis für 
die Republik und den Sozialismus. Mit einem gemeinſamen Lied wurde die eindruc>svolle 
Kundgebung geſchloſſen. 
Am Nachmittag vereinigte ſich die Jugend zu frohem Spiel auf den Wieſen vor der 
Stadt und am zweiten Pfingſttag zogen die Teilnehmer ins Ruhrkaſtell. Erwähnt muß 
noch werden die überaus große Gaſtfreundſchaft der Eſſener Arbeiterſchaft, die es zuwege 
brachte, daß troß der ſchwierigen Lage in Cſſen und troßz der ſtarken Beteiligung der 
auswärtigen Jugend mehr Quartiere zur Verfügung ſtanden als gebraucht wurden. 
Bezirk Med&lenburg-Lübe&s: Die Jugend des Bezirks Medlenburg-Lübe& war 
Pfingſten in Waren verſammelt. Aus allen großen Orten des Bezirks rückten die Trupps 
am Pfingſtſonnabend in Waren ein. Die Durchführung der Tagung ſtieß dadurch auf einige 
Hinderniſſe, daß die mec>lenburgiſche Regierung die Umzüge verbot und daß die Kommuniſten 
eine Gegendemonſtration organiſierten, zu der ſie allerdings nur 60--70 Leutchen zuſammens»- 
brachten. 
Troßdem nahm der Jugendtag einen guten Verlauf. Am Pfingſtſonntagmorgen Zog
	        
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