Arbeiter-Jugend 
 
Die Weſep 
Von Franz v. Dingelſtedt (1814-1881) 
Ich kenne einen deutſchen Strom, Und als mit feſter Eiſenhand 
Der iſt mir lieb und wert vor allen, Held Kar) das deutſche Zepter führte, 
Umwölbt von ernſter Eichen Dom, Da war es, wo im Weſerland 
Umgrünt von küblen Buchenballen. Dich manche Stimme mächtig rübrte. 
Ihn hat nicht, wie den großen Rhein, Da hörte wan des Kreuzes Ruf 
Der Ripen dunkler Geitt beſchworen, lit hellem Klang an den Geſtaden 
Ihn hat der friedliche Verein Und ſah der Frankenrofſe Huf 
Verwandter Ströme ſtill geboren. Sich i in den nord'ſchen Wellen baden. 
So taucht die Weſer kindlich auf, So meldet ſie dir manchen Traum 
Von Bergen traulich eingeichloſſfen Aus ibrer Vorzeit grauen Tagen 
Und kommt im träumeriſchen Lauf Und ſieht dabei des Lebens Baum 
Durch grüne Au'n berabgeſloſien; Stets friſch an ihren Ufern ragen. 
So windet ſie mit leichtem FuB €s glänzen in der lichten Flut 
Zum fernen Wieere ſich hernieder Der Klöſter und der Burgen Trümmer, 
Und ſpiegelt mit geſchwätz'gem Gruß Des Ilondes und der Sonne Glut, 
 
  
Der Ufer laniten Frieden wider. Des Turmes und der Sege] Schimmer, 
Doch hat lie in der Zeiten Flug Und meerwärts durch ihr Felſentor, 
Gar manche große Tlär erfahren Durch immer wechſelnde Gefilde 
Und ihre ſtille Woge trug Strömt lie, die Welle, leicht hervor 
Viel Herrliches in fernen Jahren. Wie judendliche Traumgebilde. 
Sie ſah in ihrer Wälder Sboß Inihbren Tiefen klar und rein - 
Des Rdlers Siegerilüge] wanken .. Hörſt du esfeltlam wehn undrauſchen, 
Und von der deutſchen Arme Stoß Und kannſt bei ſtillem Abendichein ; 
Der ew'gen Roma Säulen: ſchwanken. Der Nixe Vunderlied belauſchen. | 
Ermitt amm dmm mem 
Im Weſerbergland. 
Von Ernſt Viel, Hannover. 
D-B/Lv er nutte nicht Luſt, ein Gebiet wie den Weſerlauf von Minden an auf- 
5 & Bwärls bis Hann.-Münden mit ſeinen vielen, eigenartigen Schönheiten 
x/ag Tennenzulernen? Beſonders dem Norddeutſchen erwachſen nur geringe 
Schwierigteiten: wenn er etwa eine Woche Zeit hat, jo läßt fich bei beſcheidenen 
Anſprüchen auch mit wenig Geld ein köſtliches Stü> unjeres Vaterlandes durchſtreifen. 
Jugendherbergen und billige Dorſgaſthäuſer ſindet man in ider ganzen Gegend, und 
wenn es uns auch bei unſerer letzten Fahrt zur Inſlationszeit etwas ſc<wer wurde, 
abends Quartier zu finden, gefunden wurde es. Allerdings mußten wir verſchiedent=- 
lich noch in ſpäter Abendſtunde: zum nächſten oder gar übernächſten Ort pilgern,-