WW | Arbeiter Sügend. unn gn
Im holländiſchen Ferienheim,
Von E. Ollenhauer.
ach den Tagen in London und Oxford, naß den intereſſanten Verhandlungen der
Internationalen Arbeiterbildungskonferenz war dieſer Abend im holländiſchen
Ferienheim, dem „Pagasheuvel“, ein herrlicher Abſchluß. Eigentlich war diſer
Sine in meinem Reiſeplan nur als ferne Möglichkeit vorgemerkt. Aber wie das ſo kommt.
Da Jikt man zunächſt mit Koos Vorrink und Piet Schumacher in ihrem Bureau in Amſterdam?
und beſpricht internationgie Fragen, die Sikuation in der eigenen Organiſation und ſchl »eßlid)
endet's mit der Verabredung, den nächſten Tag nicht nur zu dem vorgeſehenen Beſuch des
Vorſißenden unſerer Internationale, dem Genoſſen Voogd, ian idylliſchen Laren, zu benußen,
ſondern den Abend noch im holländiſchen Ferienheim zu verbringen.
Eo jſaßen wir denn am nächſten Nachmittag auch wirklich nach einer gemütlichen Stunde
im Kreije der Familix Voogd in dem Zug, der uns nach dem Heim bringen ſollt2. Wöhrend
wir durch eine ſchöne Landſchaft, Wald und Heide, ſauſen, erzählt Koos Vorrink, wie dieſes
erſte Heim entſtanden iſt. Sie haben das Baugelände täuflich erworben, ſind alſo „Grund-
beſitzer“ geworden und haben dann das Heim nad) einem eigenen Plan auf dem „Paasheuvel“,
d. h. auf deutſc Oſterhügel, errichten laſſen. Das Geld iſt von den Organiſationen, von der
Partei und den Gewerkſchaften, und von der Jugend ſelbſt aufgebracht worden. Die Jugend
hai für ihr Heim [ſo gut geſammelt, daß heute das Heim faſt völlig ſchuldenfrei iſt, jo daß der
Plan für die Schaffung eines zweiten Heims in einer anderen E>e des Landes wahrſcheinlich
demnächſt dur<geſührt werden kann.
Man kann die Begeiſb?rung der holländiſchen Jugend für ihr Heim verſtehen, wenn man
es einmal geſehen hat. Schon von weitem grüßt die Fahne des Hauſes, die auf dem leßten
Jugendtag zu Pfingſten dieſes Jahres zum erſtenmal feierlich gehißt wurde, Dem ſ<muden
Aeußern «ntſpricht die innere Ausſtattung. Vor allem tor große Aufenthaltsraum wirkt in
Jeinem einfachen, aber einheitlichen und ſtilvollen Gewande ſo recht wie der Feſtraum eines
Ferienheims, in dem jung? Arbeiter ihre Ferientage in Frohſinn und ernſter Arbeit verbringen
können. Der große Kamin an der Hinterwand und die bunten Beleuchtungskörper über den
Tiſchen geben dem Ganzen das Anheimelnde und Wohnliche. Im ober?n Teil des Hauſes
liegen die Schlafräume für die Jungen und Mödchen. Gut vierzig Jugendliche können im
Heim bequem Unterkunft finden. Wenn aber, wie es am Tage unſeres Beſuchs war, fünfund»
ſiebzig Gäſte verſammelt ſind, dann müſſen ſchon neben dem Heim noch einige holländiſche
Militärzelte aufgeſchlagen werden, damit alle eine begueme Ruheſtatt finden. |
Nach der Beſichtigung des Hauſes kam ein Rundgang durch die „Beſizung“. Beſonders
erwähnenswert iſt das ſchöne Freilichttheater, das ſich vorzüglich für Jugendſpiele eigwet.
Dicht neben dem Heim wird jeßzt ein feſter Spielplatz hergerichtet, und einige hundert Meter
vom Heim entfernt liegt eine Spielwieſe, die wi2 geſchaffen iſt für Volkstanz und Bewegungs
ſpiele. So iſt hier mitten in der Einſamkeit der Heidelandſchaft ein Konzentrationspunkt der
holländiſchen ſozialiſtiſchen Jugendbewegung geſchaffen worden, wie man ihn ſich kaum ideoler
denfen fkann. Durch die Wälder, diz noc< vor Iaghresfriſt kaum größere Wandergruppen
jahen, ziehen jetzt mit ſrohem Geſang die Feriengäſte.
Auch an dieſem Tag kam bei ſinkender Sonne der Haupttrupp ins Heim zurüs. Ein
herrlicher Wandertag lag hinter ihm, und gus5 aller Augen leuchtete die Freude reinen
Genießens. Beim gemeinſomen, ſehr jhmadhaften Abendeſſen -- es gab Bohnen mit Spe> -=
ging es überaus lebhaft zu. Alles, was an ſo einem Wandertag an luſtigen Zwi Ic<hsnfällen
ſim ereignet, wurde hier noch einmal hervorgeholt und belachi.
Eine halbe Stunde ſpäter gab es für alle eine unerwartete Feierſtunde. Wir ſaßen im
Kreis um den Kam:n und Koos Vorrink jprach zu den Jungen und Mädchen vom Sozia-
lismus, von der Rolls der Jugendbewegung in der ſozialiſtiſchen Bewegung, vom kommenden
ſozialiſtiſchen Menſchen und von der Bedeutung des Heims für die Erziehung der arbeitenden
"gend. An ſeinem Mund hingen die Augen aller, und jedes Wort fiel in aufgeſchloſſene
"gen. Dann ertflangen unſere Kampflieder, die „Internationale“, „Dem Morgenrot ent-
gegen“ ; „Bann wir ſchreiten“, alle in holländiſcher Ueberſezung. Den Schluß bildete „Brüder,