Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

Arbeiter-Jugend 1413 
und PBopen ihm geboten haben. Weit verbreitet iſt dieſes Lied, es „gehört zu den 
intereſſanteſten Stücken der revolutionären Volksliteratur Rußlands. 
Eine vertraute Figur aus dem ruſſiſchen Volksleben iſt auch der „Pilger“. 
Der religiöſen Grundſtimmung des ruſſiſchen Volkes hat das bolſchewiſtiſche Re- 
giment mit ſeinen ausgeſprochen antireligöſen Abſichten nicht Abbruch tun können. 
ZU einer klaren Auffaſſung und Behandlung des religiöſen Problems gelangt man 
nur dann, wenn man die Begriffe Religion und Kirche ſcharf auseinanderhält und 
jich der Erkenntnis nicht verſchließt, daß das religiöſe Gefühl, ſofern es der kirchlich- 
Logmatiſchen Bindung entzogen wird, in keiner Weiſe die kulturelle Hoöherent- 
wiälung zu hindern braucht. Selbſt wenn ſich das religiöſe Gefühl in beſtimmien 
überlieferten Formen auslebt, iſt noch lange nicht geſagt, daß es dadurch entwic>lungs- 
feindlich wird. Tolſtoi, der zweifellos zu den geiſtigen Ueberwindern ver bürger- 
licgen Unfultur gehörie, ſah ſeine Lebensaufgabe darin, die <riſtliche Ideenwelt 
mit proletariſchen Gedankengängen zu verſöhnen. Die ſozialiſtiſchen Gedanken 
ſchlugen auf ruſſiſchem Boden gerade vermöge der religioſen Grundſtimmung des 
Bolkes tiefe Wurzel -- auf dieſem Boden. wird aber auch gerade veshalb ein 
blutiges Gewaltregiment des Haſſes und der Unduldſamkeit auf die Dauer nicht 
möglich ſein. | 
An dem „Vilger“-Blatt feſſelt beſonders die reizvolle Behandlung der fluß- 
Durchzogenen Landſchaft. Aeußerſt wirkungsvoll hebt ſich das ſatte Schwarz des 
Waldes gegen den ſilbrigen Ton des Stromes ab. Die Gliederung des Bodens 
iſt eine Augenweide. Die wagerechten. Linien der Landſchaft werden durchbrochen 
von der auſragenden Figur des Rilgers, die ſich faſt plaſtiſch heraushebt. Eine 
gute Wirkung erzielte der Künſiler dadurch, daß er die anſteigende Kante des vor- 
deren Hügels zu den Füßen der Figur hinüberleitet. | | 
Von den übrigen in amnſerer Beilage wiedergegebenen Arbeiten des Künſilers 
iſt der „Winterabend“ beſonders bemerkenswert. Wie prachtvoll ſteht die Silhoueite- 
des Baumes vor dem dunklen Himmel, wie zart verdämmern die Baumgruppen 
ves Hintergrunds in der dieſigen Luft! Prall von vorn fällt das Mondlicht, fließt 
zari Über die riſſige Rinde des Stammes, hellt wirkungsvoll den Giebel des Hauſes 
auſ und bildet auf dem weiß übergoſſenen Boden einen faſt farbig wirkenden 
Gegenſaß zum Dunkel des Hintergrunds. . | 
Die ſchöne, ſamtige Wirkung, die die Kupferplatte unter geſchi>t geführter Hand 
herzugeben vermag, wird beſonders durch das Blatt „In den Dünen“ veranſchaulicht. 
Junge holländiſche Fiſchermädchen ſind es, die ſich da in ſteifer Briſe durch den 
Sand arbeiten. Die ſtark bewegte Gruppe auf dem hellen, einförmigen Grund 
iſt ein Muſterbeiſpiel für das, was der Maler Fle>wirkung nennt. 
Gleichfalls dem holländiſchen Volksleben entnommen iſt das Edlußbild 
unjerer Beilage, der „Hafen“. Ein kleiner Fiſcherhafen, eine Flußmündung, die 
ſozuſagen die Hauptſtraße des Städtchens bildet. Auch auf dieſem Blatt iſt durch 
reizvolle Lichtverteilung hoher koloriſtiſcher Effekt erzielt. - 
 
 
Der Sonntag einſt und jeßt. 
Fünj Minuten vergleichende Geſchichte für die Jugend und die Leichivergeßlic<en. 
Von Max E>-Troll. 
227? hr Leichtvergeßlichen und ihr jungen Freunde in den Jugendabteilungen unſerer - 
GB Gewerkſchaften und in der Arbeiter-Jugend, ich möchte euch in fünf Minuten 
2 davon erzählen, wie es noch vor 20 Jahren in den Betrieben ausfah, damit 
ihr daraus erſeyen möget, daß es euch heute doch um manches beſſer geht. 
  
Mn
	        
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