Arbeiter-Jugend 115
- Denk an deinen freien Sonntagen immer daran, daß du heute noch an den
Sonntagen an der Drehbank, am Bureaupult, hinterm: Ladentiſch ſtehen müßteſt,
auch wenn draußen die Sonne ihre ſchönſten und wärmſten Strahlen niederſendet,
auch wenn friſch gefallener Schnee zu einer luſtigen Rodelpartie lo>t, wenn nicht
proletariſche Vorkämpfer ſchon vor 20 und mehr Jahren um den kleinſten Fortſchritt
der Arbeiterklaſſe reſtlos und unter Gefahr für ihre Exiſtenz gekämpft hätten.
Lieber Jugendgenoſſe, du mußt es dir zu deiner Ehre machen, auch ein
ſolcher Vorkämpfer für die kommende Generation zu werden,
damit dieſe es beſſer hat als du, beſſere Arbeitsbedingungen ſich ſchaffen kann, als
du fie heute haſt, und nicht ſo der Willkür der Unternehmer ausgeſegt iſt, wie du
es noch heute biſt. |
Doch wiſſe: ohne helle Begeiſterung und Aufopferungsfähigkeit jedes einzelrien
ſür ſeine Organiſation und die von ihr vertretenen Ideale kann die Menſchheit nicht
aus den Niederungen der kapitaliſtiſchen Ausbeutung in das Land der Gemeinſchaft
geführt werden. |
Darum ſei dankbar gegenüber den Vorkämpfſern von geſtern, ahme ihr Beiſpiel
nach, werde Kämpfer von heute und Vorkämpfer für das Morgen!
Reichsausſchußſißung in Hamburg.
WZ om 6. bis 8, März tagten in Hamburg Hauptvorſtand und Reichsausſchuß unſeres
H H Verbandes. Die Veranſtaltung, die im weſentlichen die Vorbereitungen für den dies-
37 jährigen Reichsjugendtag in Hamburg zu treffen hatte, war außerordentlich ſtark
beſchi&t. Außer einigen wenigen ſchwachen Bezirken waren alle Bezirksverbände dur) ihre
Reichsausſcchußmitglieder vertreten.
Nachdem am Vormittag des 6, März dor Hauptvorſtand eine Sißung abgehalten hatte,
irat am Nachmittag der Reichsausſchuß zuſammen. Der Verbandsvorſißende, Max
Weſtphal, eröffnete die Verhandlungen mit einem warm empfundenen Nachruf für den
verſtorbenen Reichspräſidenten, den Genoſſen Friedrich Ebert. Er beleuchtete beſonders
die engen Beziehungen, die die ſozialiſtiſche Jugend mit Cbert verbanden. Friedrich) Ebert
war bekanntlich zehn Jahre hindurch Vorſißender der „Zentralſtelle ſür. die arbeitende Jugend
Deutſchlands“, und er hat auch während ſeiner Amtszeit als Reichspräſident wiederholt
ſein großes Intereſſe an der ſozialiſtiſchen Jugendbewegung bekundet. Die ſozialiſtiſche
Arbeiterjugend hat in Friedrich Ebert einen vorbildlichen Führer verloren. |
Aus dem danach erſtatteten Bericht über den Stand der Bewegung im Reih
ergab ſich, daß der Verband im verfloſſenen Jahr infolge der außerordentlich ſchwierigen
wirtſchaftlichen Lage der proletariſchen Jugend einen geringen Mitgliederverluſt zu verzeichnen
hatte. Am Jahresende zählte der Verband 2500 Ortsvereine mit 90 000 Mitgliedern, Auf
der anderen Geite iſt jedoch feſtzuſtellen, daß die Organiſation außerordentlich gefeſtigt
daſteht, Der Verband verfügt jetzt über 21 beſoldete Bezirksſekretäre, alle größeren Bezirke
geben eigene Mitteilungsblätter heraus, ſechs ſind im Beſitz von eigenen Landheimen oder
bereiten die Gründung derartiger Ferienzeime vor. Die Erziehungsarbeit der Organijation
tonnte vertieſt werden, da im verfloſſenen Jahr die Funktionär» und Führerſchulung ſowohl
in den Bezirken als auch im Geſamtverband iim Vordergrund der Arbeit ſtand. Der Verband
hat darüber hinaus ſeine Zeitſchriften ausbauen können, und der Verlag der Organiſation
zählt zu den rührigſten deutſchen Verlagsunternehmungen. Die Berichte der Bezirksleitungen
an den Verbandsvorſtand beſtätigen den Eindruck, daß die Organiſation gegenwärtig außer-
ordentlich ſtark gefeſtigt iſt, und da auch ſowohl von der Zentrale als in den Bezirken die
Oſterwerbung gründlich vorbereitet werden konnte, iſt damit zu rechnen, daß der Mitglieder-
rüdgang in kürzeſter Zeit wieder eingeholt werden wird.
Genoſſe Weſtphal ging dann in ſeinem Vericht noch auſ verſchiedene Teilgebiete der
Verbandzarbeit ein. So ſchilderte er die Bemühungen des Verbandsvorſiandes zur Schaffung
eines ausreichenden Jugendſchußes, die in dem Brief der Verbandsleitung an die ſozial?