Arbeiter-Jugend 183
Arbeit in » Kurſen 1 und Ausſprachen. Neber dieſer Arbeit ſoll ſtehen der Geiſt des- Toten:
Treue halten im Kleinen, im Alltag, denn in dieſer Troue zeigt ſich die wahre Größe.
Und wenn. wir uns hier zuſammenfinden zu ſrohen Ferienwochen, ſo ſuchen wir nicht
nur Zerſtreuung, ſondern wir wollen uns innerlich ſammeln ſür unſere Arbeit draußen.
Wenn. dann die Fragen in uns auſtauchen nac vem Woher und Wohin, nach vem letzten Sinn
unſeres Wirkens, dann ſoll wiederum die Erinnerung an Friedrich Ebert uns die Richiung
geben und uns ſagen, daß es höchſte Erfüllung des Lebens iſt, wenn wir bis zum letzten Atem:
zug der großen. ſozialiſtiſchen Idee, dem Werk der Arbeiterklaſſe, vem - Glüct unſeres JL Volkes
und der Menſchheit unſere Kräſte weihen.
Es iſt hier geſagt worden, es ſcheine ſo, als ſeien Tännich und Friedrich Ebert Gegenſäße.
Aber es ſ<eint wirklich nur ſo bei der erſten ſlüchtigen Ueberlegung. Denn der Name
unſeres Ferienheims ſoll in uns ja mehr. wachruſen als Erinnerungen an landſchaſtliche
Schönheiten, an ſrohe Stunden, .er ſoll in uns auch anklingen laſſen die Geſinnung, die
in dieſen Räumen gepſlegt wird. Auf dem Tännich ſoll ſich nicht nur der Körper erholen
von ven Glrapazen des Alltagslebens, ſondern hier ſollen der Geiſt erfriſcht, die Geſinnung
geſtärft werden; von hier ſoll ein Strom neuer Kraft hinausgehen, der die junge Generation
ver Arbeiterklaſſe immer wieder erfüllt mit dem Willen, ihr Leben daran zu geben in der
Arbeit für die Schaffung des ſozialiſtiſchen Zukunftsreichs.
Als wir unſer Geſpräch beendet hatten, lag der Park längſt im Dunkel der Nacht. Die
Hausglo>e gebot zum zweiten Mal energiſch Feierabend. Wir ſuchten unſer Schlaſzimmer
auf, um uns ſür die Arbeit des nächſten Tages. zu ſtärken und ſchieden voneinander in dem
ſtarken Bewußtſein, daß dieſe Ehrung Friedrich Eberts doch die ſchönſte war, die die deutſche
ſozialiſtiſche Arbeiterjugend dem Toten erweiſen konnte.
Run aber Schluß!
DB Sir haben im „Führer“ und auch in der „Arbeiter-Iugend“ immer wieder bavor
' FW H Sagewarnt, gegenüber unbekannten wandernden Jugendlichen Gaſtſreundſchaſt zu
Scd/ üben, da die Erfahrung gezeigt hat, daß die meiſten der mittellos wandernden
Jugendlichen dieſe Gaſtſreundſchaft lohnen mit Diebſtählen, Veruntreuungen und anderen
ehrloſen Handlungen.
Da es aber in unſeren Reihen zu viele gibt, bei denen im entſcheidenden Augenbli> die
Gutmütigkeit und Vertrauensſeligkeit über die rühige Ueberlegung ſiegen, haben unſere
Warnungen wenig geſrüchtet, umd wir mußten immer wieder Mitteilungen veröffentlichen,
die uns die Hereingefallenen dann ſchmerzerſüllt zugehen ließen.
Mit dem Einzug des Frühlings ſteigt auch der Unternehmungsgeiſt der „ewigen“ Wan-
derer, es iſt nur ſchade, vaß er ſich immer in Miſſetaten äußert, die den Belrofſenen oft
ſchweren Schaden zuſügen. Jetzt liegen uns gleich wieder dr ei Verichte über derartige
gemeingefährliche Lausbuben vor, die wir an dieſer Stelle als dringende und leßte Mahs«
nung veröffentlichen.
Go berichtet unſere Bezirksleitlung Thüringen:
„Vergangene Woche iſt es uns gelungen, einen der bekannten Schwindelbrüder zu
ſiellen, als er bei uns um eine Unterſtüzung bat. Der Burſche glaubte uns vormachen zu
fönnen, daß man in Dresden-Pieſchen keinen Vereinsſtempel habe und die Mitgliedsbücher
nicht numeriere. --- Ic<h habe ihm natürlich ſoſort vas Milgliedsbuch und das SAJ.-
Abzeichen --- wobei er ſich in einen kleinen Ringkampf mit mir einlaſſen wollte -- ab-
genommen. Der Namen des Mitgliedsbuches, Kurt Buhle, ſtimmt mit ſeinen ſonſtigen
Ausweispapieren, Invalidenkarte, Steuerkarte, Arbeitsbuch uſw. überein =“=“ Sehr intor-
ejjant iſt, daß der Burſche erſt Oſtern 1923 die Schule verlaſen hat und bereits ſeit Januar
1924 herumwalzt. Er ſcheint alſo bis jezt gut durchgekommen zu ſein und hat anſcheinend
ſchon eine ganze Reihe Ortsgruppen geprellt. Intereſſant iſt das Abr eſſenverzeichnis und
auch die in der Mitte des Heſtes bejonders geſührte Mädelliſte mit den verſchiedenſten
Zeichen. Die Adreſſen aus Thüringen in dem allgemeinen Adreſſenverzeichnis ſind Adreſſen
von Vorſienden unſerer Ortsgruppen. Vielleicht hat er ſich vas Mitgliedsbuch bei irgend
einem Vorſißenden in einer kleinen Ortsgruppe geklaut und holt ſic) aud) jeht irgendwo