218 Arbeiter-JZugend
als jie darauf hinwieſen, welches Unheil die Kommuniſten mit ihrer Politik in Norwegen,
wie überall im Ausland, angerichtet hätten, zeigte deutlich, daß es nicht mehr lange dauein
wird, bis auch4 die norwegiſche Arbeiterſchaft ſich machtvoll um die internationale Sozial«
demokratie ſammeln und mit der kommuniſtiſchen Phraſeologie abrechnen wird.
Die Schlußkundgebung wurde abends im Arbeiterverein abgehalten. Hier wurde wieder
non befannten Genoſſen geſprochen, und die internationalen Vertreter dankien ſür den guten
Verlauf der Tagung. Mit dem beſten Eindruck von der ſozialiſtiſchen Jugend Norwegens und
znit der ſicheren Ueberzeugung, daß unſer Bruderverband ſich gegenüber den „Konkurrenten“
auf der linken und rechten Seite wad>er durchzuſetzen beginnt, führen die Teilnehmer nad)
Hauſe, in dem Bewußtſein, daß die Tagung ſür ſie perſönlich ein ſchönes Erlebnis war und
in ihrer Auswirkung einen Anſporn zu eifriger Arbeit bilden wird.
Dummes Zeug.
DD ir ſprc<en alle miteinander furchtbar viel dummes Zeug, ohne es zu merken,
p Eo iſt mir ſchon gleich hier in den erſten Eaß eine? ſolhe Dummheit hineingewitſcht,
Acer Mit Rolizei und Weltanſchauung hat das dumme Zeug nichts zu tun. Es ſte>t
nicht im Stoff, ſendern in der Form, Es iſt die Gprache ſelbſt, die wir mit Dummy
beiten ſpiden.
Da ſind zunächſt die wahrhaft entſeßlichen, oder vielmehr entſetzlich lächerlichen Guper-
lative, die wir uns angewöhnt haben. Die deutſche Sprache macht uns die Steigerung
ſo leit; wir brauchen an das CEigenſ<afiswort nur ein „ſt“ anzuhängen, und es ſteht
auf der höchſten Stufe ſeiner Ausdrudsfähigkeit, Aucy wenn wir ein einfaches „ſchr“ davor
jeßen, iſt [on viel getan, Aber nein, dzxr Superlativ, den uns die deutſche Sprache auf
dem RPräjentierteller vorſeßt, iſt uns nicht proßig genug, er hat zu wenig Theaterdonner.
Go maden wir aus dem ſchlichten „ſchr“ ein grollendes, rollendes, polternd25s, raſſelndes,
dröhnenTos „ſurc<htbar“, und ſagen ſtatt „ſehr viel dummes Zeug“ --- auch viel genügte ſchon
vollauf --- „furchtbar vicl dummes Zeug“. Da die Dummbeit wirllid) etwas Furchtbares
iſt und nur, wenn mar ſie gefeſſelt hat, läcßerliy wirkt, iſt hier immer .noch das ſurchtbar
einigermaßen am Rlaße und verleiht der Dummheit elwas anſchaulich Dämoniſches, was
ihr zufommt. Wenn aber Fräulein Gretchen Sägemehl im zoologiſchen Garten, aus dem die
Berliner Gprachdummheit einen „Zoo“ gemacht hat, was man richtig mit „Ich lebe“
verteutſc<hen müßte, einen alten Eleſanten, der die Drehorgel dreht, „ſurchtbar nett“ ſindet,
jo verrät das, daß Gretchen Sägemehl nicht nur Sägemehl heißt, ſondern auch Sägemehl
in Kopfe hat. Nett und niedlich kann ein Elefant nicht ſein, es wird ihn gewiß niemand
zierlich) nennen, was etwa dasfelbe wäre. Aber mag der Elefant immerhin in übertragener
Bedeutung nelt ſcin, wie Greten Sägemehl den 300 Pfund ſchweren Brauereidirektor Weit-
gurgel auch „wirtlic) nett" jinvbet, wenn er ihr in der Elektriſchen ſeinen Plaß abtritt, ---+
jur<tbar nett kann der Elefant unmöglich ſein; venn furchtbar iſt das gerade Gegenteil von
nett. „Furchtbar nett“ iſt ein kohlpechrabenſchwarzer Schimmel, deſſen reines Weiß kein
Fled&en trübt. Ein ſolcher Ghjimmel iſt ſo wenig exiſtenzſähig, daß wir ihn uns nicht
einmal in der Phantaſie vorſtellen können; aber „furchtbar nett“ ſinden wir alles mögliche.
Es iſt auch dummes Zeug, wenn das I8jährige Greic<eon Sägemehl ſeinem hübſchen jungen
Bräutigam verſichert, daß xs ihn. furchtbar liebe; denn Gretchen iſt ein ſv ſüßes, appetit»
liches Ding, daß ſeine Liebe unmöglich furchtbar ſein kann; wenn dagegen die 47jährige
Jungfrau Roſaliz Haſerſchleim ihrem 40jährigen Bräutigam, den ſie ſich durch die „Neueſten
Nachrichten“ geangelt hat, um ten Hals fällt, ihn unter heißen Küſſen zu vrſti>en droht und
ihm überverliebt in die Ohren flüſtert, daß ſie ihn furchtbar lieb habe, ſo iſt hier furchtbar
ganz am Plaßo; denn Roſalie Haſerſchleims furchtbar beiße Liebe iſt in der Tat furchtbar.
Noch furchtbarer als der furchtbare Superlativ iſt der wahnſinnige. Kürzlich hörte ich,
wie ſic) zwei junge Frauen einmal ausnahmsweiſe nicht über die Kleider, ſondern über die
Kochtöpfe unterhielten. Die eine teilte der anderen ein Puddingrezept mit und ſchloß mit
den Worten: „Leider muß man wahnſinnig viel Eier nehmen.“ „Wieviel denn?“ fragte
die andere, „Mindeſtens ſec<s Stüs>," antwortete die erſte; „iſt das nicht wahnſinnig viel?“
Und die andere ſand ein halbes Dußend tatſächlich „wahnſinnig viel“. Was ſoll man dann
erſt von einem Echo> ſagen? =- Hätten ſich aber die beiden Frauen über die bayeriſchen
„Mi
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