Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

222 Arbhboiker-Jüugend 
Cndlich dämmert der Morgen. Und wir erkennen, wir erkennen, daß es keine Blindgänger 
ſind, die ſo kreiſchen. Sondern ein Menſ<, Aller zwei Minuten ſehen wir ihn, ungefähr 
300 Meter vor unſerom Drahtverhau. Aller zwei Minuten ſchnellt ihn unfaßbare grauſame 
Dual ein Stü> über den Boden, wagerecht lieg? er einen Augenblick in der Luft, Triümmt ſich 
und fällt nieder, Wie Fiſche auf dem Tro>enen, Dabei ſchreit er ſv wie Blindgänger, 
Aller zwei Minuten ſehen wir das. 
„Es iſt nicht zum aushalten!" ſlüſtert heiſer jemand von unſerer Bodienungsmannſchaſt. 
33a, es iſt nicht zum aushalten. Wir richten unſer Maſchinengewehr ein. Aller zwei Minuten 
ſießen wir. 
Der ganze Abſchnitt ſouert auf den armen Ruſſen. 
Das Grauen iſt kein guter Schüße, erſt gegen %5 Uhr Haben wir ihn getroffen." 
> 
Die Augen der deuſſchvölkiſchen Jungen, die vorher ſo fanatiſch und haßfroh gefunkett 
hatten, waren weicher geworden, nachdenklich oder erſchüttert. 
Weiter ſprach der Herr mit der irrigen Meinung: . 
„Gine Frage möchte ic) an euch richten, ihr Jungens, die ihr noch ein Leben voller 
Hofſnungen und Werte vor euch habt. Wenn ein jeder von euch genau wüßte, daß er morgen, 
Daß er jemals in Jeinen1 Leben ſo ſterben muß, wie jener Ruſſe, Yieltet ihr Hann auch noch den 
Krieg für das Gebot der Stunde? 
Wennihrwüßtet-=--- --- --- --+ | 
Da zeterte die heiſere Krähenſtimme les verehrten Führers: „Haut den Schurken!“ 
Die nun folgende Viertelſtunde brachte dem Schurken und mir die Ueberzeugung bei, daß 
Has Dort verſammelte edle Germanenblut Überaus Heldenhaft zu prügeln verſtand, eine 
Empfindung, die durch das Urteil eines hinzugezogenen Arztes ihre objektive Beſtätigung erhielt. 
Wie geſagt, ein gänzlich belangloſes Erlebnis, Eigentlich auch nicht verwunderlich, war 
Hoh von jeher die Fauſt ver höchſte Gipſel des Geiſtes, und was der Fauſt nicht gelingt, das 
tut eine Kugel. 
 
 
zirken ſogar glänzend. Aber es muß eben 
nod) glänzender werden! Das Geld an- 
ſchaffen iſt ja das dringendſte Erfordernis 
und noh iſt Zeit zu entſprechenden Ver» 
juchen, Cine jc<öne Veranſtaltung mit dem 
Aus der Werkilatlt. 
Berlin, den 20, Juni 1926 
Natürlich mvyß 1< 
diesmal zuerſt etwas 
vom Iugendtag in 
Hamburg erzählen. 
Nicht viel, denn wir 
haben eben erſt an alle 
Ortsgruppen im Reiche 
ein dides, Jogar ge» 
drudtes Rundſchreiben 
hinausgeſchi>t, in dem 
hundert und nod) mehr 
Dinge über den Ju» 
gendtag berichtet werz- 
den. (Wo das Rund- 
Ihreiben nicht ange- 
, langt iſt, joll man es 
ſofort von uns einfordern.) Aber einiges 
ijt dod) noch zu ſagen. So beſonders dies, 
daß nod) viel mehr Werbearbeit für den Jus- 
nentag geleiſtet werden muß, als bisher gez 
Ihehen. Gewiß, was bis jetzt getan worden 
it, Ut Durchaus erfreulich, in ſehr vielen Be- 
 
Ziel, die Reiſekaſſe zu ſtärken, läßt ſid) noch 
durchſühren. Alſo ran! Ihr müßt es ſchaſ- 
ſen, daß niemand aus Geldmangel zu Hauſe 
bleiben muß, der irgend Urlaub erhalten 
kann. Möglichſt viele Jugendfreunde müſſen 
es erleben, wie in Hamburg zum erſtenmal 
die ganze ſozialiſtiſche Jugend Deutſchs- 
lands aufmarſchiert, denn zum erſtenmal ges 
ſchieht es tatſächlich, daß ſozialiſtiſche Stu- 
denten, Jungſozialiſten, ſreigewerkſchaftliche 
Jugend und Sozialiſtiſche Arbeiterjugend 
SGchulter an Gdjulter aufmarſchieren. Das 
wird ein Leben werden . . -, eine Freude 
und Begeiſterung wie noch nie. Ia es wird 
ſogar -=- mit Kanonen geſchoſſen woerden. 
Aber die Verantwortung für dieſe Meldung 
müſſen wir den Hannoveranern (d, hl). den 
richtiggehenden, nicht den jungſozialiſtiſchen 
„Hannoveranern“) überlaſſen, denn ſie ſind 
es, die in ihrem letzten Mitteilungsblait an
	        
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