Arbeiter-Jugend 281
freudigen, hingebenden Arbeit für eine“ Gemeinſchaft ihr JIdeal ſieht, allerdings für
eine Gemeinſchaft, die ſich aufbaut auf Recht und Gerechtigkeit.
Dieſes Bewußtſein unſerer Verantwortung gegenüber der kommenden Gemein-
ſchaft gibt uns neben der kraſſen Not unſerer Jugend den ſtärkſten Antrieb zu unſerer
Arbeit. Wir wollen nicht, daß die Geſellſchaft ſich immer von neuem verſündigt an
Der Jugend des Volkes, indem ſie es zuläßt, daß dieſe Jugend vorzeitig in den Sielen
des Alltags dahinſtirbt. Wir wollen mitſchaffen, daß das Volk von morgen geſünder
und leiſtungsfähiger an ſeine Aufgaben im großen Menſchheitsbund herangeht.
Hamburg wird darum nicht nur eine Demonſtration für unſere Forderungen,
jondern gleichzeitig eine Kundgebung unſeres Verantwortungsbewußtſeins gegenüber
dem großen Ganzen ſein; denn der Jugendtag wird zeigen, daß in der breiten Maſſe
der arbeitenden Jugend nicht nur ein Hunger nach Licht und Luft, ſondern auch der
ernſte Wille und die Kraft zur Mitarbeit an der geiſtigen und kulturellen Erneuerung
unſeres Bolkes lebendig ſind. Und dieſe Tatſachen werden eines Tages doch den Sieg
unſeres Kampfes um die ſoziale Cerechtigteit, um die Achtung der Wirtſchaft vor der
Jugend herbeiführen.
Es wird freilich noch Zeit, Kraft und Ausdauer erſordern, bis wir an dieſem Ziel
ſtehen. Aber wir ziehen guten Mutes in den Kampf. Uns beflügelt dabei die Erinne-
rung an die große Geſchichte der Arbeiterbewegung, die uns erzählt von dem lang-
jährigen Kampf der Arbeiterſchaft um den Achtſtundentag. Als dieſe Forderung zum
erjtenmal vor fünf Jahrzehnten erhoben wurde, da ſtanden die Arbeiter zwölf und
mehr Stunden am Tage im Betrieb, da waren ſie Arbeitsſklaven im wahren Sinne
des Wortes. Und heute iſt dieſer Kampf dank der Stärke der Arbeiterbewegung im
weſentlichen ſiegreich beendet. Uns beflügelt aber auch das Zutrauen in die eigene
Kraft. Wir ſtehen als Jugend an der Schwelle unſeres Lebens, und was wir in den
knappen Jahren unſerer eigenen Jugend nicht vollendet ſehen können, das werden wir
für die nach uns Kommenden in den Reihen der Arbeiterſchaft erſtreiten, bis die
Forderungen Geſetze geworden ſind. In dieſem Geiſte erheben wir in Hamburg erneut
den Ruf: Schafft Jugendſchuß und Jugendrecht!
Erich Ollenhauer.
Zom Hamburger Jüugendbund.
EW, ie Hamburger ODrisgruppe unſeres Verbandes, der Arbeiterjugend-
ß jbund, wie er ſich nennt, feiert in dieſem Jahr das Feſt ſeines zwanzigjährigen
Erf Beſtehens. Wenn wir Hamburgfahrer wieder von unſerem Reichsjugendtag
nach Hauſe ziehen, gehen die Hamburger an die Vorarbeiten für eine Gedenkfeier
vieſes Jubiläums. Zwanzig Jahre Arbeiterjugendbewegung! Das iſt in den Zeit-
räumen, mit denen die Geſchichte rechnet, ein winziger Abſchnitt, beſonders aber,
wenn ſpätere Geſchlechter darauf zurückbli>ken. Für uns, die wir dieſe Zeit miterlebt
und an ihr aktiv geſtaltend gewirkt haben, bedeutet ein ſolcher Zeitraum ſehr viel.
„Im Oktober 43905 wurde in Hamburg die erſte ſozialiſtiſche Jugendorganiſation
gegründet als „Jugendbund, Unterabteilung des Fortbildungs-
vereinsfürBarmbecd, Uhlenhorſt und Umgebung“. Aus dem Namen
geht ſchon hervor, daß ein Arbeiterbildungsverein an der Gründung beteiligt war,
und es ijt ohne weiteres begreiflich, daß beſonders deſſen jüngere Mitglieder ſich ſtark
dafür einſetzten. Angeregt wurde ſie durch die Gründungen des „Verbandes
junger Arbeiter und Arbeiterinnen“ in Mannheim und der „Ver-
einigungderfreien Jugendorganiſationen“ in Berlin. Der Ham-
burger Jugendbund, der ſich bis zum Jahre 1907 in fünf Gruppen über das Stadt-