Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

Arbeiter-Jugend 281 
 
freudigen, hingebenden Arbeit für eine“ Gemeinſchaft ihr JIdeal ſieht, allerdings für 
eine Gemeinſchaft, die ſich aufbaut auf Recht und Gerechtigkeit. 
Dieſes Bewußtſein unſerer Verantwortung gegenüber der kommenden Gemein- 
ſchaft gibt uns neben der kraſſen Not unſerer Jugend den ſtärkſten Antrieb zu unſerer 
Arbeit. Wir wollen nicht, daß die Geſellſchaft ſich immer von neuem verſündigt an 
Der Jugend des Volkes, indem ſie es zuläßt, daß dieſe Jugend vorzeitig in den Sielen 
des Alltags dahinſtirbt. Wir wollen mitſchaffen, daß das Volk von morgen geſünder 
und leiſtungsfähiger an ſeine Aufgaben im großen Menſchheitsbund herangeht. 
Hamburg wird darum nicht nur eine Demonſtration für unſere Forderungen, 
jondern gleichzeitig eine Kundgebung unſeres Verantwortungsbewußtſeins gegenüber 
dem großen Ganzen ſein; denn der Jugendtag wird zeigen, daß in der breiten Maſſe 
der arbeitenden Jugend nicht nur ein Hunger nach Licht und Luft, ſondern auch der 
ernſte Wille und die Kraft zur Mitarbeit an der geiſtigen und kulturellen Erneuerung 
unſeres Bolkes lebendig ſind. Und dieſe Tatſachen werden eines Tages doch den Sieg 
unſeres Kampfes um die ſoziale Cerechtigteit, um die Achtung der Wirtſchaft vor der 
Jugend herbeiführen. 
Es wird freilich noch Zeit, Kraft und Ausdauer erſordern, bis wir an dieſem Ziel 
ſtehen. Aber wir ziehen guten Mutes in den Kampf. Uns beflügelt dabei die Erinne- 
rung an die große Geſchichte der Arbeiterbewegung, die uns erzählt von dem lang- 
jährigen Kampf der Arbeiterſchaft um den Achtſtundentag. Als dieſe Forderung zum 
erjtenmal vor fünf Jahrzehnten erhoben wurde, da ſtanden die Arbeiter zwölf und 
mehr Stunden am Tage im Betrieb, da waren ſie Arbeitsſklaven im wahren Sinne 
des Wortes. Und heute iſt dieſer Kampf dank der Stärke der Arbeiterbewegung im 
weſentlichen ſiegreich beendet. Uns beflügelt aber auch das Zutrauen in die eigene 
Kraft. Wir ſtehen als Jugend an der Schwelle unſeres Lebens, und was wir in den 
knappen Jahren unſerer eigenen Jugend nicht vollendet ſehen können, das werden wir 
für die nach uns Kommenden in den Reihen der Arbeiterſchaft erſtreiten, bis die 
Forderungen Geſetze geworden ſind. In dieſem Geiſte erheben wir in Hamburg erneut 
den Ruf: Schafft Jugendſchuß und Jugendrecht! 
Erich Ollenhauer. 
Zom Hamburger Jüugendbund. 
EW, ie Hamburger ODrisgruppe unſeres Verbandes, der Arbeiterjugend- 
ß jbund, wie er ſich nennt, feiert in dieſem Jahr das Feſt ſeines zwanzigjährigen 
Erf Beſtehens. Wenn wir Hamburgfahrer wieder von unſerem Reichsjugendtag 
nach Hauſe ziehen, gehen die Hamburger an die Vorarbeiten für eine Gedenkfeier 
vieſes Jubiläums. Zwanzig Jahre Arbeiterjugendbewegung! Das iſt in den Zeit- 
räumen, mit denen die Geſchichte rechnet, ein winziger Abſchnitt, beſonders aber, 
wenn ſpätere Geſchlechter darauf zurückbli>ken. Für uns, die wir dieſe Zeit miterlebt 
und an ihr aktiv geſtaltend gewirkt haben, bedeutet ein ſolcher Zeitraum ſehr viel. 
„Im Oktober 43905 wurde in Hamburg die erſte ſozialiſtiſche Jugendorganiſation 
gegründet als „Jugendbund, Unterabteilung des Fortbildungs- 
vereinsfürBarmbecd, Uhlenhorſt und Umgebung“. Aus dem Namen 
geht ſchon hervor, daß ein Arbeiterbildungsverein an der Gründung beteiligt war, 
und es ijt ohne weiteres begreiflich, daß beſonders deſſen jüngere Mitglieder ſich ſtark 
dafür einſetzten. Angeregt wurde ſie durch die Gründungen des „Verbandes 
junger Arbeiter und Arbeiterinnen“ in Mannheim und der „Ver- 
einigungderfreien Jugendorganiſationen“ in Berlin. Der Ham- 
burger Jugendbund, der ſich bis zum Jahre 1907 in fünf Gruppen über das Stadt- 
 

	        
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