288 | Arbeiter-Jugend
licher Unterricht uſw., müſſen allerdings verſchwinden; das wird auch in Hamburg
ofien zum Ausdruc> kommen, grundſäöäßlich aber werden wir uns ſür einen weit-
gehenden Ausbau der Berufsſchule ausſprechen.
Die neue geſeßliche Regelung des Lehrlingsweſens wird als wichtigſte Er-
rungenſc<haft die gleichherechtigte Mitwirkung der Arbeiter bringen müſſen; mit den
alten Vorrechten der Handwerksmeiſter muß endgültig aufgeräumt werden. Es
handelt ſich nicht nur um das Koſtgeld, die Arbeitszeit und um die Ferien, Fragen,
Die ſicher ganz anders als heute geregelt werden würden. Mindeſtens ebenſo wichtig
ſind für die Lehrlinge wie ſür deren Eltern die Ausbildungsmöglichkeiten, die der
Betricb und die Rerſon ves Lehrherrn bieten. Heute gibt das Geſetz keine Handhabe,
ungeeignete Betriebe von der Lehrlinghaltung auszuſchließen. Bor den ſogenannten
ungelernten Jugendlichen wird das Geſetz nicht halt machen können, jondern auch
für dieſe müſſen Schutzbeſtimmungen geſchaffen werden.
Nur andeutungsweiſe konnte hier beſprochen werden, was in den vorgeſehenen
zweitägigen Verhandlungen: zur Erörterung kommen ſoll. Doppelt iſt ihr Zweck:
einmal, Klarheit und beſſere Erkenntnis bei unſeren eigenen Anhängern zu ſchaffen.
Zweitens, Nachdru> hinter die ſchon häufig erhobenen Jugendſchußſorderungen zu
jeizen. Neben dieſen grundſäßlichen Dingen wird auch die organiſatoriſche Seite der
gewerkſchaftlichen Jugendarbeit zur Beſprechung kommen. Dabei wird auch erwähnt
werden, daß erfreulicherweiſe faſt überall. ein gutes, jreundſchaftliches Verhälinis
zwiſchen der ſozialiſtiſchen Arbeiterjugend und der Gewerkſchaftsjugend beſteht. Die
Hamburger. Tagung, die in der gemeinſamen Jugendſchußzkundgebung ihre Krönung
finden wird, muß es deutlich zeigen, daß. beide Gruppen auch in Zukunft gemeinſame
Arbeit. zu leiſten haben. Dieſe verſtändige Zuſammenarbeit liegt im Intereſſe der
Jugend, muß aver auch Richtung für jede Arbeiterorganiſation ſein, die ſich der
Jugend annimmt. = = Walter Maſchke.
Die Lüneburger Heide.
PSP-/5, od) vor fünſzig Jahren war ſelbſt den Hamburgern und Bremern die Lüne-
h 4 burger Heide nur aus geographiſchen Büchern als einer der Ödeſten,
| menſchenleerſten, unkultivierteſten Landſtriche Deutſchlands bekannt. Heute
vermögen die verſchiedenen Eiſenbahnlinien: Hamburg--Cuxhaven, Hamburg--
Bremen, Hamburg--Hannover, dazu Buchholz--Solten, Buchholz--Bremenvörde,
Buchho13--Lüneburg und mehrere Kleinbahnen an ſchönen Sonntagen kaum den
Rieſenwanderverkehr zu bewältigen trotz vieler Sonntagszüge. Statt mürriſcher
Geographen haben ſich Dichter und Maler der Heide angenommen und ihrer Schön-
heit die gefällige Faſſung gegeben; auch zahlloſe Reiſe- und Wanderbeſchreibungen,
begeiſtertes von Mund-zu-Mund-Loben haben der Heide einen EChrenkranz um das
ernſte Haupt gewunden.
Wie war ſolcher Wechſel möglich? Der Gründe ſind viele. Zuerſt das Auf-
fommen und überraſchende Aufblühen des Jugendwanderns =- vor fünfzig Jahren
noch kaum vorhanden! Da wurden Landſchaften geſucht, die freies Streiſen ge-
ſtatteten, nach Sonne und Kompaß, nach Luſt und Laune, die ihre Beſucher nicht
unübertretbar an vorgeſchriebene eingezäunte, durc< Heden ſlankierte, vurch Gräben
begleitete Wege banden. Solcher Stred>en gibt es weder in Gebirgen noch im Kultur-
land, nicht einmal in jedem Walde. Aber die Heide bot ſie und bietet ſie auch heute
noch, wenngleich die Kuliur des Bodens der Greiheit nach und nach den Raum
einengt.