Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

288 | Arbeiter-Jugend 
 
licher Unterricht uſw., müſſen allerdings verſchwinden; das wird auch in Hamburg 
ofien zum Ausdruc> kommen, grundſäöäßlich aber werden wir uns ſür einen weit- 
gehenden Ausbau der Berufsſchule ausſprechen. 
Die neue geſeßliche Regelung des Lehrlingsweſens wird als wichtigſte Er- 
rungenſc<haft die gleichherechtigte Mitwirkung der Arbeiter bringen müſſen; mit den 
alten Vorrechten der Handwerksmeiſter muß endgültig aufgeräumt werden. Es 
handelt ſich nicht nur um das Koſtgeld, die Arbeitszeit und um die Ferien, Fragen, 
Die ſicher ganz anders als heute geregelt werden würden. Mindeſtens ebenſo wichtig 
ſind für die Lehrlinge wie ſür deren Eltern die Ausbildungsmöglichkeiten, die der 
Betricb und die Rerſon ves Lehrherrn bieten. Heute gibt das Geſetz keine Handhabe, 
ungeeignete Betriebe von der Lehrlinghaltung auszuſchließen. Bor den ſogenannten 
ungelernten Jugendlichen wird das Geſetz nicht halt machen können, jondern auch 
für dieſe müſſen Schutzbeſtimmungen geſchaffen werden. 
Nur andeutungsweiſe konnte hier beſprochen werden, was in den vorgeſehenen 
zweitägigen Verhandlungen: zur Erörterung kommen ſoll. Doppelt iſt ihr Zweck: 
einmal, Klarheit und beſſere Erkenntnis bei unſeren eigenen Anhängern zu ſchaffen. 
Zweitens, Nachdru> hinter die ſchon häufig erhobenen Jugendſchußſorderungen zu 
jeizen. Neben dieſen grundſäßlichen Dingen wird auch die organiſatoriſche Seite der 
gewerkſchaftlichen Jugendarbeit zur Beſprechung kommen. Dabei wird auch erwähnt 
werden, daß erfreulicherweiſe faſt überall. ein gutes, jreundſchaftliches Verhälinis 
zwiſchen der ſozialiſtiſchen Arbeiterjugend und der Gewerkſchaftsjugend beſteht. Die 
Hamburger. Tagung, die in der gemeinſamen Jugendſchußzkundgebung ihre Krönung 
finden wird, muß es deutlich zeigen, daß. beide Gruppen auch in Zukunft gemeinſame 
Arbeit. zu leiſten haben. Dieſe verſtändige Zuſammenarbeit liegt im Intereſſe der 
Jugend, muß aver auch Richtung für jede Arbeiterorganiſation ſein, die ſich der 
Jugend annimmt. = = Walter Maſchke. 
 
 
Die Lüneburger Heide. 
PSP-/5, od) vor fünſzig Jahren war ſelbſt den Hamburgern und Bremern die Lüne- 
h 4 burger Heide nur aus geographiſchen Büchern als einer der Ödeſten, 
| menſchenleerſten, unkultivierteſten Landſtriche Deutſchlands bekannt. Heute 
vermögen die verſchiedenen Eiſenbahnlinien: Hamburg--Cuxhaven, Hamburg-- 
Bremen, Hamburg--Hannover, dazu Buchholz--Solten, Buchholz--Bremenvörde, 
Buchho13--Lüneburg und mehrere Kleinbahnen an ſchönen Sonntagen kaum den 
Rieſenwanderverkehr zu bewältigen trotz vieler Sonntagszüge. Statt mürriſcher 
Geographen haben ſich Dichter und Maler der Heide angenommen und ihrer Schön- 
heit die gefällige Faſſung gegeben; auch zahlloſe Reiſe- und Wanderbeſchreibungen, 
begeiſtertes von Mund-zu-Mund-Loben haben der Heide einen EChrenkranz um das 
ernſte Haupt gewunden. 
Wie war ſolcher Wechſel möglich? Der Gründe ſind viele. Zuerſt das Auf- 
fommen und überraſchende Aufblühen des Jugendwanderns =- vor fünfzig Jahren 
noch kaum vorhanden! Da wurden Landſchaften geſucht, die freies Streiſen ge- 
ſtatteten, nach Sonne und Kompaß, nach Luſt und Laune, die ihre Beſucher nicht 
unübertretbar an vorgeſchriebene eingezäunte, durc< Heden ſlankierte, vurch Gräben 
begleitete Wege banden. Solcher Stred>en gibt es weder in Gebirgen noch im Kultur- 
land, nicht einmal in jedem Walde. Aber die Heide bot ſie und bietet ſie auch heute 
noch, wenngleich die Kuliur des Bodens der Greiheit nach und nach den Raum 
einengt. 
 

	        
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