Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

314 Arbeiter-Jugend 
 
mit dem dringenden Erſuchen, durch Schaffung und Unterſtüßung von Jugendheimen, 
Epielpläßen und Ferienheimen und durch die Gewährung ſonſtiger Erleichterungen der 
erwerbstätigen Jugend die fruchtbare Ausgeſtaltung ihrer Freizeit zu ermöglichen. 
Die Konferenz erklärt weiter, daß ſie über die hier genannten Gegenwartsforderungen 
hinaus feſthält an den Jugendſchußprogrammen, die - die Reichskonferenzen der Soziag- 
liſtiſchen Arbeiterjugend und die Jugendkonferenzen des ADGB. bereits ſrüher als 
Grundlage für ihre ſoziale Arbeit im Intereſſe der Jugend beſchloſſen haben. Dieſe Or=- 
ganiſationen erſtreben mit der Verwirklichung dieſes Programms keine Vorrechte für die 
erwerbstätige Jugend, ſondern ſie ſehen in der Erfüllung ihrer berechtigten Forderungen 
eine wejentliche Vorausſezung für den wirtſchaftlichen und kulturellen Wiederauſſtieg 
des deutſchen Bolkes. 
An die Mitglieder der auf der Tagung vertretenen Organiſationen richtet die Kons 
ſerenz die dringende Auſforderung, die Erreichung des Zieles zu ſördern durch eine rege 
Propaganda der Jugendſchußbeſtrebungen der erwerbstätigen Jugend in Stadt und Land, 
durd) eine tattfräſtige Mitarbeit in den ſozialiſtiſchen Jugendverbänden und vor allem 
auch durch eine reſtloſe Organiſierung in den freigewerkſchaftlichen Beruſsorganiſationen.“ 
Der Abſtimmung folgte ein kurzes kräftiges Schlußwort von Marx Weſtphal 
und der gemeinſame Geſang: „Brüder, zur Sonne, zur Freiheit! ..... W 
 
 
Arbeiksdarſtellungen in alter und neuer Zeit. 
Von Adolf Behne. 
F2 eineswegs hat der Arbeiter, wie man oſt zu hören bekommt, erſt in unſerem 
K. >» Zeitalter Eingang in die bildende Kunſt gefunden. Zu allen Zeiten vielmehr 
45. W iſt er Gegenſtand künſtleriſcher Darſtellungen geweſen. 
Die ägyptiſche Kunſt iſt von Anfang an überreich an realiſtiſch wieder- 
gegebenen Pacträgern, Schreibern, Kornmahlerinnen, Maurern, Erntearbeitern uſw. 
Bekannt iſt die Figur eines ho>enden Dieners, der einen Krug auspicht, im Muſeum 
zu Kairo, eines Brauers, ein25 Kochs, eines Bäc>ers ebendort. Auch eine voll- 
jtändige Küche, in der ein halbes Dußend Arbeiter beſchäftigt ſind, iſt in kleinen 
Puppenſiguren erhalten geblieben, und im Grabe des Ti bei Sakkara haben wir 
eine ganze Folge von Arbeitsdarſtellungen im Relief: Ernte, Einbringen, Mahlen, 
Ausjtampfen und Schwingen des Korns, den Betrieb beim Schlachten von Geflügel 
und Kühen uſw. 
So häuſig wie in der ägyptiſchen Kunſt ſinden wir den Arbeiter allerdings 
nicht überall. Der Griecd e achtete die körperliche Arbeit gering, ſo gering, daß er 
auch ſeine größten Künſtler bei aller oft überſchwenglichen Bewunderung geſell 
Ichaftlich nicht für voll nahm, da ja der Künſtler, um ſeine Ideen auszuführen, nicht 
ohne die Arbeit ſeiner Hände auskommt. Es iſt uns aus griechiſcher Zeit das Wort 
überliefert: „Wer bewunderte nicht einen Phidias (den großen Bildhauer) auf das 
höchſte --- aber wer möchte wohl ein Phidias ſein?" Troßdem fehlt es auch in 
griechiſcher, und erſt recht in römiſcher Zeit nicht an Darſtellungen der Handwerker 
und Landarbeiter, wenngleich die Auffaſſung häufig etwas Spieleriſches, wenig 
Ernſtes an ſich trägt. Oft ſind 3. B. die Werkſtätten der Schuſter, Töpfer, Schmiede 
ujw. dargeſtellt (Pompeji, Herkulanum), aber an Stellen der Arbeiter ſehen wir 
zierliche Kinderfiguren mit Flügeln, Putten oder Eroten (Liebesgötter), die Werk- 
zeuge benutzen. Ernſthaſter ſind die Szenen einer altertümlichen attiſchen Vaſe aus 
dem 6. Jahrhundert (jezt im Muſeum zu Boſton): Aufnahmen aus der Werkſtatt 
eines Schuſters und eines Schmiedes. Beſonders die erſte iſt ſehr intereſſant. Eine 
Kundin ſteht auf dem niedrigen Anprobiertiſchhen, ein jüngerer und ein älterer 
Geſelle nehmen Maß, der Meiſter ſteht beaufſicstigend daneben. An der Wand 

	        
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