Arbeiter-Jugend - . SEE 39
FE TE
-. Perioden der deutlichen Wiriſchaftsgeſmimte.
. Von Herold. - |
ZBebergang zum Kapitalisimus,
RD 05 Ende des Mittelalters kennzeichnet ſich durch den Uebergang zur kapita-
6 Bliſtiſchen Brovuktion. Vnter „Kapital“ verſtehen wir ein Vermögen
„Ea“ irgendwelcher Art (es muß nicht Geld ſein), das dazu verwandt wird, ſeinem
Eigentümer aus anderer Leute Arbeit ein Einkommen zu verſchaſfen.*) Solch Kapital
gab es natürlic ſchon lange. Jeder Kauſmann iſt in dieſem Sinne Kapitaliſt, denn er
verwendet ſein Vermögen Tazu, billig eingekaufte Ware teurer, alo mit Profit zU Ver*
kaufen. Solange die Menſchen Handel trieben --- und das taten ſie ſchon im Alter-
tum, wie auch in der Blütezeit des Mittelalters --- ſolange gab es Kapital und
Kapitaliſten. Jeßt aber begann das Kapital in die Produktion einzu-
greiſen und wurde darin mit der Zeit zur ausſchlaggebenden Macht. Das iſt
25, was die neue Wirtſchafſtsperiode von den früheren unterſcheidet. .
Auch das iſt --- wie alles in der Geſchichte -- ganz langſam und alimählid)
gefomanen. Angefangen hat es, ſoweit wir ſehen können, im BerJbau und in der
Herſtellung von Webwaren. Natürlich kam es auch in anderen Handwerkszweigen
vor, daß einzelne Meiſter mit der Zeit reich wurden und vann ihre weniger glüd“-
lichen Kollegen gegen Lohn für jich arbeiten ließen. So wurde im Jahre 1514 zu
Worms ein Kürſchnermeiſter hingerichtet, der zeitweilig 18 Geſellen hielt; ſein
Warenlager hatte einen Wert von 100000 Goldmark unſerer Zeit. Dieſer Mann
war ganz offenſichtlich ein Kapitaliſt. Und er war nicht der einzige ſeiner Art.
Immer mehr Handwertsmeiſter kamen zu Vermögen, ſo daß ſie mit deſſen Ver-
waltung und mit der kaufmänniſchen Leitung ihres Betriebes vollauſ 2?u tun haiten
.= daneben betätigten ſie ſich politiſch und bekleideten gern öffentliche Aemter ---
und die produktive Arbeit völlig den Geſellen überließen. Desgleichen ſammelie
ſich Vermögen an in den Händen der Kaufleute, die es zur echt kapitaliſtiſchen
Beteiligung an Bergwerken, an Salinen, an Textilfahriken, an Rapierfabriken, an
Druiereien und am Buchverlag benutzien. Am deutlichſten zeigt ſich die beginnende
Entwiclung im Bergbau, auf den wir deshalb etwas näher eingehen wollen.
Der Kohlenbergbau hat im Mittelalter in Deutſchland noch leine
nennenswerte Bedeutung gehabt, obwohl die Gruben um Aachen und Lüttich ſchon
im Betrieb waren. Um ſo wichtiger war der Erzbergbau. Deutſchland war
damais ein jehr erzreiches Land. Eiſen, Blei, Kupfer, Zinn, Silber und Gold
wurden in vielen Gegenden des Landes gefunden. Urſprünglich betätigten ſich
die Erazgräber auf eigene Rechnung und Gefahr. In kleinen Trupps, mandmal
auch ganz vereinzelt, zogen ſie in die öde Bergwildnis, um Erzlagerſtätten zu
ſuchen, beſtändig von wilden Tieren und auc) von gewinngierigen Menſchen be-
vroht. Gie haiten aber, im großen und ganzen genommen, viel Erfolg, denn häuſig
lag das Erz ganz offen zutage und der erſte Abbau bot keine Schwierigkeiten,
ſo daß donn auch, ſobald ſich die Kunde vom Fund einer reichen Lagerſtätte ver-
breitete, regelmäüßig maſſenhaft Menſchen herbeiſtrömten, um ſich: am Abbau zU
*) Ganz forreft iſt dieſe Definition nicht. Sie würde 3. B. auch den miitelalterlichen
Fronherrn zum Kapitaliſten ſtempeln. Der Unterſchied liegt darin, Daß beim Kapital das
arboitsleje Einkommen die Wertform hat, alſo in Mehrwert bejteht, Dies ausführlich
darzulegen, würde jedoch eine ganze Abbandlung erfordern. Deshalb ziehe ich die furzo, wenn
aud) nicht ganz korrekte Definition vor und überlaſſ2 es dem Leſer, Die no:wendige Belehrung
über dicjen Punkt aus einem der vielen darüber vorhandenen Bücher zu ſchöpfen.