Full text: Arbeiter-Jugend - 17.1925 (17)

 
48 Arbeiter-JugendD 
Am 29. September 1902 jiarb Zola. Gr erlag einem Unglü&sfall, einer Kohlen- 
gasvergiſtung in ſeiner Wohnung. Die franzöſiſche Nation ſetzte ſeine Leiche im 
Pantheon, ver ſtaatlichen Ehrengrabſtätte zu Paris, bei. 
Es iſt nötig, Zola zu leſen. 
Und gerade die Arbeiterjugend wird begeiſtert, beglückt und befeuert die Werke 
vos großen Naturaliſten und ſozialiſtiſchen Vorkämpfſers auf ſich wirken laſſen. 
 
 
Rata Langa, ein ſozialiſtiſcher Karikaluriit. 
S njere Betrachtung gilt einem Künſtler, : der in Deutſchland, obwohl er nicht 
"5 8] unbefannt geblieben iſt, nicht die Beachtung gefunden hat, die er auf Grund 
S/S eines hochwertigen kulturellen Lebenswertes als Karikaturiſt beanſpruchen 
vurſte. 
Rata Langa heißt ver Zeichner, der für ſein italieniſches Heimatland ungefähr 
Das bedeutet, was im wilhelminiſchen Deutſchland Thomas Theodor Heine, der - 
politiſche Hauptzeichner des „Simpliziſſimus“, bedeutet hat. Weitaus die meiſten 
Arbeiten Rata Langas ſind im „Aſino“, dem Wißblatt der italieniſchen Sozialiſten, 
erſchienen, einem vorzüglichen Karikaturenblatt, das ſich großer Beliebtheit erfreute, 
bis ihm die Diktatur des Faſchiſtenhäuptlings Muſſolini das Erſcheinen erſchwerte 
und ſchließlich unmöglic< machte. Die hier wiedergegebenen Karikaturen, Blätter 
großen Formats, ſind durchweg dem „Aſino“ entnommen. Shade nur, daß wir 
jie nicht farbig wiedergeben können; ſie. büßen, was bie prachtvolle plakatige 
Wirkung der Originale angeht, viel von ihrem Reiz ein. 
Rata Langa entſtammt einer alladligen Familie Italiens. Ausgeſtattet mit 
einer gediegenen Bildung, warf er ſich frühzeitig der ſozialiſtiſchen Bewegung in 
die Arme und war mit Leidenſchaft für ſie tätig. Er hat, als er ſich entſchloß, als 
zeichneriſcher Satiriker aufzutreten, der Karikatur eine Bedeutung gegeben, die auf 
italieniſchem Boden bis dahin unbekannt war. Zur Würdigung ſeines Werkes, 
Das viele Tauſende: von Blättern umfaßt, iſt es nötig, einen kurzen Bli> auf die 
wirtſchaftlichen und kulturellen Verhältniſſe Italiens ſeit ungefähr 1850 zu werſen. 
Die Schaffung der italieniſchen Nationaleinheit, die in ernſthaften Kriegen 
gegen Deſterreich und den politiſch ſelbſtändigen Kirchznſtaat des Rayſtes erreicht 
wurde, war das Werk eines Kompromiſſes zwiſchen der liberal angehauchten Bowur- 
geoiſie und der Dynaſtie Savoyen, die in Viktor Emanuel 11. einen energiſchen und 
figen Führer beſaß. Daß an dieſen Einigungskämpfen linksdemokratiſche Elemente 
Anteil hatten =“ ſie wurden militäriſch geführt von Euiſeype Garibaldi =“-, war 
eine Folge letzter Nachwirkungen der franzöſiſchen Revolutionsideon von 1789, die 
weit über die Grenzen Frankreichs hinaus Guropa beeinflußt halten. Die wirtſchafi- 
lichen Ziele der italieniſchen Linkspemokraten waren kleinbürgeriicher Natur. Ztalien 
erlevie, was alle an den BVerſaſſungskämpfen von 1848 beieiligten europäiſchen 
Staaten erlebten: den Sieg der großbourgeoijſen Intereſſen. Zwar meritte das 
Kleinbürgertum, daß Das moderne Kapital auch ſein Feind ſei, aber der Kampf 
gegen den gefährlichen Gegner war ein Kampf gegen bejonders kraſſe Auswirkungen 
der hochkapitaliſtiſchen Wirtſchaftsform und kein Kampf gegen dieſe Wirtſchaftsform 
an ſich. Das italieniſche Proletariat um 1850 trat politiſch ſelbſtändig nicht auf, es 
fämpijte damals, wie überall übrigens, unter den Fahnen der bürgerlichen Links- 
demofraten. Als die Hochbourgeoiſie nach Abſchluß der Einigungskämpſe das Heft 
jeſt in die Hand bekam, fielen die proletariſchen Majſen allerlei wirren puiſchijtiſchen 
Ideenpredigern zum Opfer. Es entſtanden die Geheimbünde der Maſia und 
 

	        
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