Arbeiter-Jugend 71
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nicht zu ſtark gefährdet wird, behauptet der Kommuniſt, dieſe Forderung nach einer
Sonderſtellung der Jugend ſei falſch. Jedenfalls wird der Verlauf der Debatte
dazu beitragen, das wahre Geſicht kommuniſtiſcher Politik aufzuzeigen und den
breiten Maſjen der Jugend klarzumachen, daß von dieſer Seite keine Hilfe zu
erwarten ijt.
Es ſteht ſchon jetzt feſt, daß unſere Forderungen nicht im erſten Anſturm durch-
geſeßt werden. Stimmt das Plenum der Entſchließung des Ausſchuſſes zu, ſo iſt
das nur ein Shritt nach vorwärts. Wir werden dann dafür ſorgen müſſen,
daß die Reichsregierung den Willen der Volksvertretung reſpektiert und die Geſeßz-
entwürfe vorlegt. Wenn ſie eingebracht ſind, werden wir zu prüfen haben, in-
wieweit ſie unſeren Wünſchen entſprechen. Von dem Ergebnis dieſer Unterſuchung
machen wir unſere weiteren Maßnahmen abhängig. Auf alle Fälle gilt es wachſam
bleiben und jeden Augenbli> bereit zu ſein, den Kampf in der gemeinſamen Front
mit der erwachſenen Arbeiterſchaft weiterzuführen. |
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Oſteragikalion.
ez 1 einigen Wochen iſt Oſtern. Wiederum verlaſſen Tauſende von Proletarier-
8 kindern die Schule. Gie werden hinein in den Strom des Lebens geworfen.
ex Diele lernen das Schwimmen und troßen mutig und kühn den ſich ihnen
entgegenſeßenden Fluten, aber auch viele gehen in dieſem Kampfe unter und ſind
rettungslos verloren. Wisviele, ja die meiſten, freuen ſich auf den Tag der Ocdhul-
entlaſſung, wo ſich hinter ihnen das Schultor ſchließt, wo ſie nicht mehr täglich
einige Stunden ruhig auf der Schulbank ſien und lernen müſſen! Der Gedanke,
nun mit in das große Heer der Schaffenden eingereiht zu werden, „Geld“ ZU
verdienen und mit „Sie“ angeſprochen zu werden, unterdrückt das Bewußtſein,
daß das Lernen, die Aneignung des Wiſſens, eine unbedingte Notwendigkeit iſt und
daß die Schulzeit, ſelbſt mit ihren kleinen Pflichten, doch immerhin ſorglos und
die ſchönſte Zeit im Leben geweſen.
Wir müjſen uns darüber klar ſein, daß die Schulentlaſſenen nicht in
Scharen zu uns geſtrömt kommen. Nein, ein ſchwerer Kampf beginnt um ſie auf
der ganzen Front. Denn nicht nur wir als ſozialiſtiſche Arbeiterjugend werben
um ſie =-, nein, da kommt der Pfarrer mit ſeinem Anhang, um neue Schäfchen
für den Jungfrauen» oder Jungmännerverein zu ſammeln.
Glüdlicherweiſe gehen dem Paſtor nur wenige Arbeitereltern auf den Leim.
Aber er iſt es nicht allein, der um das Wohl und Wehe des proletariſchen Nach»
wuchſes beſorgt ijt. Da melden ſich die bürgerlichen Sportvereine aller Art. Mit
dem berechtigten Hinweis, daß gerade in den kommenden Jahren für Buben und
Mädel Sport ſehr notwendig iſt, wollen ſie die Jugendlichen ködern. Sie haben
pjt Glüd bei den Arbeitereltern und ihren Kindern, was ſehr zu bedauern iſt, weil
ſie die Jugend vor allem nationaliſtiſch beeinfluſſen. ,
gitieren heißt neue Mitglieder werben. Der Hauptzweck der Oſteragitation
liegt darin, eine große Maſſe, die die Schule verläßt, auf unſer Daſein, auf unſre
Bewegung aufmerkſam zu machen, damit ſie in unſeren Reihen ihr lüdenhaftes
Wiſſen ausfüllen und ſich eine ſozialiſtiſche Veberzeugung erringen. Um aber einen
Erfolg in der Agitation zu erreichen, muß ſie planmäßig und unter Einſeßzung
aller verfügbaren Kräſte betrieben werden. Bevor wir mit der Agitation beginnen,
müſſen wir die Adreſſen der Schulentlaſſenen ſammeln, und zwar muß ein lücken-
lojes Verzeichnis vorliegen. Das läßt ſich mit Hilfe einiger befreundeter Lehrer oder
auch durch unſere jüngeren Geſchwiſter ohne große Mühe herbeiſchaffen. Und nun